Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.Ein-mal-Eins. Die Pfaffenheuchelei in ihren feinsten -- Im Theatre de l'Ambigüe habe ich drei Ein-mal-Eins. Die Pfaffenheuchelei in ihren feinſten — Im Theatre de l’Ambigüe habe ich drei <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0166" n="152"/> Ein-mal-Eins. Die Pfaffenheuchelei in ihren feinſten<lb/> Zügen, zeichnen ſie mit geſchloſſenen Augen. Und<lb/> doch muß ich zu ihrem Ruhme ſagen, daß ſie keine<lb/> Bosheit in die Rolle bringen. Sie betragen ſich als<lb/> großmüthige Sieger, entwaffnen den Feind, thun ihm<lb/> aber nichts weiter zu Leide.</p><lb/> <p>— Im Theatre de l’Ambigüe habe ich drei<lb/> Stücke geſehen, die mich auf dieſe Gedanken gebracht.<lb/> Das erſte heißt <hi rendition="#aq #g">la papesse Jeanne</hi>. Der Ti¬<lb/> tel allein macht ſchon ſatt. Jahrhunderte lang glaubte<lb/> die Welt, es wäre einmal eine Frau Papſt gewe¬<lb/> ſen, und das Geheimniß ſei erſt entdeckt worden,<lb/> als der heilige Vater in die Wochen gekommen. Das<lb/> iſt die berühmte <hi rendition="#g">Päpſtin Johanna</hi>. Neue Hiſtori¬<lb/> ker haben die alte Geſchichte für ein Mährchen erklärt.<lb/> Aber was ändert das? Die Hauptſache bleibt im¬<lb/> mer wahr. Man hatte eine ſolche Vorſtellung von<lb/> der Verdorbenheit der päpſtlichen Kirche, daß man<lb/> das Mögliche für wirklich hielt. Dieſe Päpſtin tritt<lb/> im Vaudeville auf. Anfänglich iſt ſie erſt Cardinal.<lb/> Eine lange prächtige Frauensperſon in Weiberkleidern,<lb/> iſt allein mit ihrem Kammermädchen, und lachen die<lb/> Beide und machen ſich luſtig über die Cardinalität<lb/> unter der Haube und unter der rothen Mütze, daß<lb/> die Wände zittern. Die Cardinalin Jeanne erzählt<lb/> ihre frühere Geſchichte. Sie war mit einen Kreuz¬<lb/> fahrer als deſſen Ehefrau in den heiligen Krieg ge¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [152/0166]
Ein-mal-Eins. Die Pfaffenheuchelei in ihren feinſten
Zügen, zeichnen ſie mit geſchloſſenen Augen. Und
doch muß ich zu ihrem Ruhme ſagen, daß ſie keine
Bosheit in die Rolle bringen. Sie betragen ſich als
großmüthige Sieger, entwaffnen den Feind, thun ihm
aber nichts weiter zu Leide.
— Im Theatre de l’Ambigüe habe ich drei
Stücke geſehen, die mich auf dieſe Gedanken gebracht.
Das erſte heißt la papesse Jeanne. Der Ti¬
tel allein macht ſchon ſatt. Jahrhunderte lang glaubte
die Welt, es wäre einmal eine Frau Papſt gewe¬
ſen, und das Geheimniß ſei erſt entdeckt worden,
als der heilige Vater in die Wochen gekommen. Das
iſt die berühmte Päpſtin Johanna. Neue Hiſtori¬
ker haben die alte Geſchichte für ein Mährchen erklärt.
Aber was ändert das? Die Hauptſache bleibt im¬
mer wahr. Man hatte eine ſolche Vorſtellung von
der Verdorbenheit der päpſtlichen Kirche, daß man
das Mögliche für wirklich hielt. Dieſe Päpſtin tritt
im Vaudeville auf. Anfänglich iſt ſie erſt Cardinal.
Eine lange prächtige Frauensperſon in Weiberkleidern,
iſt allein mit ihrem Kammermädchen, und lachen die
Beide und machen ſich luſtig über die Cardinalität
unter der Haube und unter der rothen Mütze, daß
die Wände zittern. Die Cardinalin Jeanne erzählt
ihre frühere Geſchichte. Sie war mit einen Kreuz¬
fahrer als deſſen Ehefrau in den heiligen Krieg ge¬
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