Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 2. Hamburg, 1832.durch den Kopf. Der Bischof verstand den Wink -- Die dritte Komödie war: Cotillon III, ou durch den Kopf. Der Biſchof verſtand den Wink — Die dritte Komödie war: Cotillon III, ou <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0171" n="157"/> durch den Kopf. Der Biſchof verſtand den Wink<lb/> und das Blut floß auf's Schönſte.</p><lb/> <p>— Die dritte Komödie war: <hi rendition="#aq">Cotillon III, ou<lb/> Louis XV chez Madame Dubarry</hi>. Es hat mich<lb/> angenehm überraſcht, in dieſem kleinen artigen Dinge<lb/> keine betrübte Kritelei der alten Zeit zu finden; man<lb/> wird das endlich ſatt. Im Gegentheil, alle Perſo¬<lb/> nen, ſelbſt Ludwig <hi rendition="#aq">XV</hi>. und der alte Erzbiſchof von<lb/> Paris werden liebenswürdig dargeſtellt. Der Letz¬<lb/> tere erſcheint bei der Morgentoilette der Dubarry,<lb/> hilft ihr beim Ankleiden, und kniet nieder, ihr die<lb/> Schuhe anzuziehen. Er iſt ſehr galant und hofft bald<lb/> Cardinal zu werden. Den leichten Fächerſchlag mag<lb/> die katholiſche Geiſtlichkeit hinnehmen; das iſt doch<lb/> kein grauſames Spießruthenlaufen wie in der <hi rendition="#aq">pa¬<lb/> pesse Jeanne</hi>. Ich glaube Friederich der Große<lb/> war es, welcher der Dubarry, als der dritten Mai¬<lb/> treſſe Ludwigs <hi rendition="#aq">XV</hi>.<hi rendition="#aq">,</hi> den Namen <hi rendition="#aq">Cotillon III</hi>. gege¬<lb/> ben. Die erſte Maitreſſe nannte er <hi rendition="#aq">Cotillon I</hi>, die<lb/> zweite (Frau von Pompadour) <hi rendition="#aq">Cotillon II</hi>. Der<lb/> Erzbiſchof ſagt in einem Vorzimmer der Dubarry zu<lb/> einem tugendhaften jungen Secretär: <hi rendition="#aq">Sous la Du¬<lb/> chesse de Chateauroux</hi>, <hi rendition="#aq">Cotillon I</hi>, <hi rendition="#aq">je n'étais<lb/> qu'abbé</hi>; <hi rendition="#aq">je voulus m'amuser à faire de la mo¬<lb/> rale, on m'envoya dire ma messe. Sous ma</hi>¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [157/0171]
durch den Kopf. Der Biſchof verſtand den Wink
und das Blut floß auf's Schönſte.
— Die dritte Komödie war: Cotillon III, ou
Louis XV chez Madame Dubarry. Es hat mich
angenehm überraſcht, in dieſem kleinen artigen Dinge
keine betrübte Kritelei der alten Zeit zu finden; man
wird das endlich ſatt. Im Gegentheil, alle Perſo¬
nen, ſelbſt Ludwig XV. und der alte Erzbiſchof von
Paris werden liebenswürdig dargeſtellt. Der Letz¬
tere erſcheint bei der Morgentoilette der Dubarry,
hilft ihr beim Ankleiden, und kniet nieder, ihr die
Schuhe anzuziehen. Er iſt ſehr galant und hofft bald
Cardinal zu werden. Den leichten Fächerſchlag mag
die katholiſche Geiſtlichkeit hinnehmen; das iſt doch
kein grauſames Spießruthenlaufen wie in der pa¬
pesse Jeanne. Ich glaube Friederich der Große
war es, welcher der Dubarry, als der dritten Mai¬
treſſe Ludwigs XV., den Namen Cotillon III. gege¬
ben. Die erſte Maitreſſe nannte er Cotillon I, die
zweite (Frau von Pompadour) Cotillon II. Der
Erzbiſchof ſagt in einem Vorzimmer der Dubarry zu
einem tugendhaften jungen Secretär: Sous la Du¬
chesse de Chateauroux, Cotillon I, je n'étais
qu'abbé; je voulus m'amuser à faire de la mo¬
rale, on m'envoya dire ma messe. Sous ma¬
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