Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

HERR, sey gnädig meiner Missethat, die da groß ist. Ps. 25, 11.
Göttl. Antw. Wo die Sünde mächtig worden ist, da ist doch die
Gnade viel mächtiger worden.
Röm. 5, 20. (Denn) bey unserm GOtt
ist viel Vergebung.
Es. 55, 7. Ps. 119, 76. 77. GOtt ist es einerley, den
Bußfertigen grosse und viele oder kleine und wenige Sünden zu vergeben:
Denn sie haben einerley Lösegeld gekostet. Keine ist auch an sich selbst klein,
und keine grösser, als seine Gnade und das grosse Lösegeld. Wenn
man nun nichts als Sünde fühlt, so heißts: An deiner Gnad allein ich kleb.
Aber die Gnade soll stets unser Trost seyn, daran allein zu kleben, wenns
auch am besten steht, und eben da stehts am besten, wenn man nur allein an
der Gnade hanget, und in ihr, als seinem Element, ruhet und lebet.

Geh doch zu JEsu hin, mit allen deinen Sünden,
Wie groß und viel sie sind, du solst Vergebung finden.
Hast du schon oft gefehlt, stellst du gleich spät dich ein,
Es ist noch nicht zu spät, du solst willkommen seyn:
Es ist noch Gnade da, die Thür ist noch nicht zu,
In Christi Wunden ist für dich, das glaube du,
Für dich, du blödes Herz, noch Zuflucht, Raum und Ruh.

HERR, ſey gnädig meiner Miſſethat, die da groß iſt. Pſ. 25, 11.
Göttl. Antw. Wo die Sünde mächtig worden iſt, da iſt doch die
Gnade viel mächtiger worden.
Röm. 5, 20. (Denn) bey unſerm GOtt
iſt viel Vergebung.
Eſ. 55, 7. Pſ. 119, 76. 77. GOtt iſt es einerley, den
Bußfertigen groſſe und viele oder kleine und wenige Sünden zu vergeben:
Denn ſie haben einerley Löſegeld gekoſtet. Keine iſt auch an ſich ſelbſt klein,
und keine gröſſer, als ſeine Gnade und das groſſe Löſegeld. Wenn
man nun nichts als Sünde fühlt, ſo heißts: An deiner Gnad allein ich kleb.
Aber die Gnade ſoll ſtets unſer Troſt ſeyn, daran allein zu kleben, wenns
auch am beſten ſteht, und eben da ſtehts am beſten, wenn man nur allein an
der Gnade hanget, und in ihr, als ſeinem Element, ruhet und lebet.

Geh doch zu JEſu hin, mit allen deinen Sünden,
Wie groß und viel ſie ſind, du ſolſt Vergebung finden.
Haſt du ſchon oft gefehlt, ſtellſt du gleich ſpät dich ein,
Es iſt noch nicht zu ſpät, du ſolſt willkommen ſeyn:
Es iſt noch Gnade da, die Thür iſt noch nicht zu,
In Chriſti Wunden iſt für dich, das glaube du,
Für dich, du blödes Herz, noch Zuflucht, Raum und Ruh.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0138" n="126"/>
        <div n="2">
          <dateline>6. <hi rendition="#aq">Maj.</hi></dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">H</hi><hi rendition="#fr">ERR, &#x017F;ey gnädig meiner Mi&#x017F;&#x017F;ethat, die da groß i&#x017F;t.</hi> P&#x017F;. 25, 11.<lb/>
Göttl. Antw. <hi rendition="#fr">Wo die Sünde mächtig worden i&#x017F;t, da i&#x017F;t doch die<lb/>
Gnade viel mächtiger worden.</hi> Röm. 5, 20. (Denn) <hi rendition="#fr">bey un&#x017F;erm GOtt<lb/>
i&#x017F;t viel Vergebung.</hi> E&#x017F;. 55, 7. P&#x017F;. 119, 76. 77. GOtt i&#x017F;t es <hi rendition="#fr">einerley,</hi> den<lb/>
Bußfertigen <hi rendition="#fr">gro&#x017F;&#x017F;e</hi> und <hi rendition="#fr">viele</hi> oder <hi rendition="#fr">kleine</hi> und <hi rendition="#fr">wenige</hi> Sünden zu vergeben:<lb/>
Denn &#x017F;ie haben einerley Lö&#x017F;egeld geko&#x017F;tet. Keine i&#x017F;t auch an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t klein,<lb/>
und <hi rendition="#fr">keine grö&#x017F;&#x017F;er, als &#x017F;eine Gnade</hi> und das gro&#x017F;&#x017F;e Lö&#x017F;egeld. Wenn<lb/>
man nun nichts als Sünde fühlt, &#x017F;o heißts: An deiner Gnad allein ich kleb.<lb/>
Aber die Gnade &#x017F;oll &#x017F;tets un&#x017F;er Tro&#x017F;t &#x017F;eyn, daran allein zu kleben, wenns<lb/>
auch am be&#x017F;ten &#x017F;teht, und eben da &#x017F;tehts am be&#x017F;ten, wenn man nur allein an<lb/>
der Gnade hanget, und in ihr, als &#x017F;einem Element, ruhet und lebet.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Geh doch zu JE&#x017F;u hin, mit <hi rendition="#fr">allen</hi> deinen Sünden,</l><lb/>
            <l>Wie groß und viel &#x017F;ie &#x017F;ind, du &#x017F;ol&#x017F;t Vergebung finden.</l><lb/>
            <l>Ha&#x017F;t du &#x017F;chon oft gefehlt, &#x017F;tell&#x017F;t du gleich &#x017F;pät dich ein,</l><lb/>
            <l>Es i&#x017F;t noch nicht zu &#x017F;pät, du &#x017F;ol&#x017F;t willkommen &#x017F;eyn:</l><lb/>
            <l>Es i&#x017F;t <hi rendition="#fr">noch Gnade da, die Thür i&#x017F;t noch nicht zu,</hi></l><lb/>
            <l>In Chri&#x017F;ti Wunden i&#x017F;t für dich, das <hi rendition="#fr">glaube du,</hi></l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Für dich, du blödes Herz, noch Zuflucht, Raum und Ruh.</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0138] 6. Maj. HERR, ſey gnädig meiner Miſſethat, die da groß iſt. Pſ. 25, 11. Göttl. Antw. Wo die Sünde mächtig worden iſt, da iſt doch die Gnade viel mächtiger worden. Röm. 5, 20. (Denn) bey unſerm GOtt iſt viel Vergebung. Eſ. 55, 7. Pſ. 119, 76. 77. GOtt iſt es einerley, den Bußfertigen groſſe und viele oder kleine und wenige Sünden zu vergeben: Denn ſie haben einerley Löſegeld gekoſtet. Keine iſt auch an ſich ſelbſt klein, und keine gröſſer, als ſeine Gnade und das groſſe Löſegeld. Wenn man nun nichts als Sünde fühlt, ſo heißts: An deiner Gnad allein ich kleb. Aber die Gnade ſoll ſtets unſer Troſt ſeyn, daran allein zu kleben, wenns auch am beſten ſteht, und eben da ſtehts am beſten, wenn man nur allein an der Gnade hanget, und in ihr, als ſeinem Element, ruhet und lebet. Geh doch zu JEſu hin, mit allen deinen Sünden, Wie groß und viel ſie ſind, du ſolſt Vergebung finden. Haſt du ſchon oft gefehlt, ſtellſt du gleich ſpät dich ein, Es iſt noch nicht zu ſpät, du ſolſt willkommen ſeyn: Es iſt noch Gnade da, die Thür iſt noch nicht zu, In Chriſti Wunden iſt für dich, das glaube du, Für dich, du blödes Herz, noch Zuflucht, Raum und Ruh.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/138
Zitationshilfe: Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/138>, abgerufen am 11.12.2024.