Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.19. Ian. Da aber die Taube nicht fand, da ihr Fuß ruhen konte, kam sie Wo leg ich mich zur Ruh? Wo? Nur in meinen Wunden, Da, da, nicht in dir selbst, wird wahre Ruh gefunden! Da ist der Felsenritz, mein Täublein fleuch herein; Es ist noch Raum für dich, du solt ganz sicher seyn. Bleib du nicht ausser mir, als deiner Archen, sitzen, Geh ausser dir, zu mir, wenn Moses Donner blitzen. In dir ist Sünd und Tod, drum eile mir nur zu, Du findest ausser mir doch hier und dort nicht Ruh. Nun komm, ich will so bald dich ganz in mich versenken, Ja dir zur Ruhestätt mein Herze selber schenken 19. Ian. Da aber die Taube nicht fand, da ihr Fuß ruhen konte, kam ſie Wo leg ich mich zur Ruh? Wo? Nur in meinen Wunden, Da, da, nicht in dir ſelbſt, wird wahre Ruh gefunden! Da iſt der Felſenritz, mein Täublein fleuch herein; Es iſt noch Raum für dich, du ſolt ganz ſicher ſeyn. Bleib du nicht auſſer mir, als deiner Archen, ſitzen, Geh auſſer dir, zu mir, wenn Moſes Donner blitzen. In dir iſt Sünd und Tod, drum eile mir nur zu, Du findeſt auſſer mir doch hier und dort nicht Ruh. Nun komm, ich will ſo bald dich ganz in mich verſenken, Ja dir zur Ruheſtätt mein Herze ſelber ſchenken <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0031" n="19"/> <div n="2"> <dateline>19. <hi rendition="#aq">Ian.</hi></dateline><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi><hi rendition="#fr">a aber die Taube nicht fand, da ihr Fuß ruhen konte, kam ſie<lb/> wieder zu Noah in den Kaſten, da thät er die Hand heraus, und<lb/> nahm ſie zu ſich in den Kaſten.</hi> 1 B. Moſ. 8, 9. Hohel. 2, 14. Mancher<lb/> erweckte Sünder fällt bald auf allerley Werke und Uebungen, und ſucht drin-<lb/> nen Ruhe und Rath fürs Gewiſſen, er ſolte aber vielmehr an allem ſeinem<lb/> Werk und Weſen verzagen, in Chriſti Erlöſungswerke, in Chriſti Wunden<lb/> allein Ruhe ſuchen, und ſich in Chriſto erſt ganz gerecht anſehen lernen. Als-<lb/> denn folgte ein heiliger Muth, guter Rath und rechte Werke. <hi rendition="#aq">NB.</hi> 2 Chron. 17, 6.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Wo leg ich mich zur Ruh? Wo? Nur in meinen Wunden,</l><lb/> <l>Da, da, nicht in dir ſelbſt, wird wahre Ruh gefunden!</l><lb/> <l>Da iſt der Felſenritz, mein Täublein fleuch herein;</l><lb/> <l>Es iſt <hi rendition="#fr">noch Raum für dich,</hi> du ſolt ganz ſicher ſeyn.</l><lb/> <l>Bleib du nicht auſſer mir, als deiner Archen, ſitzen,</l><lb/> <l>Geh auſſer dir, zu mir, wenn Moſes Donner blitzen.</l><lb/> <l>In dir iſt Sünd und Tod, drum eile mir nur zu,</l><lb/> <l>Du findeſt auſſer mir doch hier und dort nicht Ruh.</l><lb/> <l>Nun komm, ich will ſo bald dich ganz in mich verſenken,</l><lb/> <l>Ja dir zur <hi rendition="#fr">Ruheſtätt mein Herze</hi> ſelber ſchenken</l> </lg> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [19/0031]
19. Ian.
Da aber die Taube nicht fand, da ihr Fuß ruhen konte, kam ſie
wieder zu Noah in den Kaſten, da thät er die Hand heraus, und
nahm ſie zu ſich in den Kaſten. 1 B. Moſ. 8, 9. Hohel. 2, 14. Mancher
erweckte Sünder fällt bald auf allerley Werke und Uebungen, und ſucht drin-
nen Ruhe und Rath fürs Gewiſſen, er ſolte aber vielmehr an allem ſeinem
Werk und Weſen verzagen, in Chriſti Erlöſungswerke, in Chriſti Wunden
allein Ruhe ſuchen, und ſich in Chriſto erſt ganz gerecht anſehen lernen. Als-
denn folgte ein heiliger Muth, guter Rath und rechte Werke. NB. 2 Chron. 17, 6.
Wo leg ich mich zur Ruh? Wo? Nur in meinen Wunden,
Da, da, nicht in dir ſelbſt, wird wahre Ruh gefunden!
Da iſt der Felſenritz, mein Täublein fleuch herein;
Es iſt noch Raum für dich, du ſolt ganz ſicher ſeyn.
Bleib du nicht auſſer mir, als deiner Archen, ſitzen,
Geh auſſer dir, zu mir, wenn Moſes Donner blitzen.
In dir iſt Sünd und Tod, drum eile mir nur zu,
Du findeſt auſſer mir doch hier und dort nicht Ruh.
Nun komm, ich will ſo bald dich ganz in mich verſenken,
Ja dir zur Ruheſtätt mein Herze ſelber ſchenken
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