Borinski, Karl: Deutsche Poetik. Stuttgart, 1895.pbo_102.001 pbo_102.010 § 66. Epigramm. pbo_102.027 *) pbo_102.029
Vergl. Sammlung Göschen Nr. 9. Lessings Antiquar. und pbo_102.030 Epigrammat. Abhandl. pbo_102.001 pbo_102.010 § 66. Epigramm. pbo_102.027 *) pbo_102.029
Vergl. Sammlung Göschen Nr. 9. Lessings Antiquar. und pbo_102.030 Epigrammat. Abhandl. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0106" n="102"/><lb n="pbo_102.001"/> finden wir alle diese Momente zusammenwirkend. <lb n="pbo_102.002"/> Entschieden lyrischer Charakter (sangmäßiger Strophenbau) <lb n="pbo_102.003"/> historischer (sagenhafter doch auch bloß anekdotenhafter) Vorwurf, <lb n="pbo_102.004"/> dramatische (dialogische) Form. (Zumal bei Goethe: <lb n="pbo_102.005"/> Erlkönig, Fischer, Braut von Korinth, Gott und die Bajadere, <lb n="pbo_102.006"/> Zauberlehrling, Hochzeitslied, Ballade vom vertriebenen und <lb n="pbo_102.007"/> zurückkehrenden Grafen. Streng dialogisch: die Müllerinballaden, <lb n="pbo_102.008"/> welche je den altenglischen, altdeutschen, altfranzösischen, <lb n="pbo_102.009"/> altspanischen Balladencharakter nachbilden sollen.)</p> <p><lb n="pbo_102.010"/> Charakteristikum des <hi rendition="#g">Liedes</hi> wird nur unter allen Umständen <lb n="pbo_102.011"/> hier die <hi rendition="#g">Einfachheit</hi> sein müssen. Einfachheit des <lb n="pbo_102.012"/> <hi rendition="#g">Vorwurfs!</hi> Denn es soll in Kürze, in einem zusammenhängenden <lb n="pbo_102.013"/> Sangesvortrag von einem Einzelnen erschöpft <lb n="pbo_102.014"/> werden. Daher darf er weder weitverzweigt noch unübersichtlich <lb n="pbo_102.015"/> sein, wodurch eine Reihe spezieller Stoffe von selbst <lb n="pbo_102.016"/> sich der Liedbehandlung entziehen werden, welche die Triumphe <lb n="pbo_102.017"/> dramatischer und epischer Kunst bilden. Doch ersetzt das Lied <lb n="pbo_102.018"/> vieles durch die ihm ganz besonders gemäße eigentümliche <lb n="pbo_102.019"/> Art, Umstände, namentlich vorausliegende, anzudeuten, verwickelte <lb n="pbo_102.020"/> Verhältnisse durch Empfindungsausdruck subintelligieren <lb n="pbo_102.021"/> zu lassen. Hier wird der Lyriker gelegentlich Lehrer des <lb n="pbo_102.022"/> Epikers, durchaus aber des wirkungsvollen Dramatikers. Was <lb n="pbo_102.023"/> Fr. Th. Vischer das <hi rendition="#g">Punktuelle</hi> des lyrischen Gedichts <lb n="pbo_102.024"/> nennt, das völlige Ausschöpfen einer einzigen <hi rendition="#g">Situation,</hi> <lb n="pbo_102.025"/> erweist sich somit exemplarisch für die gesamte poetische Kunst.</p> <lb n="pbo_102.026"/> </div> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c">§ 66. Epigramm.</hi> </head> <p><lb n="pbo_102.027"/> Als das konzentrierteste Produkt der Lyrik und der Poesie <lb n="pbo_102.028"/> überhaupt gilt uns das <hi rendition="#g">Epigramm</hi><note corresp="PBO_102_*" place="foot" n="*)"><lb n="pbo_102.029"/> Vergl. <hi rendition="#g">Sammlung Göschen</hi> Nr. 9. Lessings Antiquar. und <lb n="pbo_102.030"/> Epigrammat. Abhandl.</note> („Jst Poesie eine Art </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [102/0106]
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finden wir alle diese Momente zusammenwirkend. pbo_102.002
Entschieden lyrischer Charakter (sangmäßiger Strophenbau) pbo_102.003
historischer (sagenhafter doch auch bloß anekdotenhafter) Vorwurf, pbo_102.004
dramatische (dialogische) Form. (Zumal bei Goethe: pbo_102.005
Erlkönig, Fischer, Braut von Korinth, Gott und die Bajadere, pbo_102.006
Zauberlehrling, Hochzeitslied, Ballade vom vertriebenen und pbo_102.007
zurückkehrenden Grafen. Streng dialogisch: die Müllerinballaden, pbo_102.008
welche je den altenglischen, altdeutschen, altfranzösischen, pbo_102.009
altspanischen Balladencharakter nachbilden sollen.)
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Charakteristikum des Liedes wird nur unter allen Umständen pbo_102.011
hier die Einfachheit sein müssen. Einfachheit des pbo_102.012
Vorwurfs! Denn es soll in Kürze, in einem zusammenhängenden pbo_102.013
Sangesvortrag von einem Einzelnen erschöpft pbo_102.014
werden. Daher darf er weder weitverzweigt noch unübersichtlich pbo_102.015
sein, wodurch eine Reihe spezieller Stoffe von selbst pbo_102.016
sich der Liedbehandlung entziehen werden, welche die Triumphe pbo_102.017
dramatischer und epischer Kunst bilden. Doch ersetzt das Lied pbo_102.018
vieles durch die ihm ganz besonders gemäße eigentümliche pbo_102.019
Art, Umstände, namentlich vorausliegende, anzudeuten, verwickelte pbo_102.020
Verhältnisse durch Empfindungsausdruck subintelligieren pbo_102.021
zu lassen. Hier wird der Lyriker gelegentlich Lehrer des pbo_102.022
Epikers, durchaus aber des wirkungsvollen Dramatikers. Was pbo_102.023
Fr. Th. Vischer das Punktuelle des lyrischen Gedichts pbo_102.024
nennt, das völlige Ausschöpfen einer einzigen Situation, pbo_102.025
erweist sich somit exemplarisch für die gesamte poetische Kunst.
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Als das konzentrierteste Produkt der Lyrik und der Poesie pbo_102.028
überhaupt gilt uns das Epigramm *) („Jst Poesie eine Art
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(2015-09-30T09:54:39Z)
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