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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Einhufer. -- Das nackte Pferd.

Es ist hier nicht der Ort, auf die übrigen Rassen der Pferde einzugehen; wir können nicht
einmal die vorzüglichsten derselben besprechen. Jch will blos erwähnen, daß in einigen Büchern
deren bereits über anderthalb Hundert angegeben werden.

Fitzinger glaubt fünf Stammarten der Pferde annehmen zu dürfen, und diese Ansicht hat
wohl ebensoviel für sich, als die anderer Gelehrten, welche nur eine Urart für sämmtliche Pferde,
für das flämisch-englische Karrenpferd, wie für den Shetlands-Pony gelten lassen wollen. Jene
fünf Stammarten sind der Tarpan, das nackte, das leichte, das schwere und das Zwerg-
pferd.
Des Letzteren und des Tarpans haben wir bereits gedacht; von den übrigen verdient haupt-
sächlich das nackte Pferd noch einer kurzen Erwähnung. Dieses auffallende Geschöpf ist erst in der
letzten Zeit einige Male als seltene Sehenswürdigkeit gezeigt, aber noch keineswegs bekannt geworden.
Ueber sein Vaterland herrschen nur Muthmaßungen, obgleich ein Reisender behauptet hat, ganze

[Abbildung] Das nackte Pferd (Equus nudus).
Trupps dieser Pferde im Jnneren von Kabul oder Afghanistan in wildem oder halbwildem Zustande
gesehen zu haben. Die nach Europa gekommenen nackten Pferde stammten gewöhnlich von Zigeunern
her, welche behaupteten, sie in der Krim erhandelt zu haben. Andere wurden in den Kriegen zu
Ende des vorigen Jahrhunderts in der Türkei erbeutet.

Das nackte Pferd (Equus nudus) ähnelt hinsichtlich seiner äußeren Form am meisten dem
arabischen. Es ist schön gebaut und mittelgroß, aber mit Ausnahme einiger wenigen, kaum bemerk-
baren Härchen, welche hier und da höchst vereinzelt stehen, vollkommen nackt. Sogar Mähne und
Schweif fehlen; denn die zehn oder zwölf einzelnen, etwa Zoll langen, unbiegsamen und spröden
Haare, welche am Ende des Schwanzes stehen, kann man wahrhaftig keinen Roßschweif nennen. Die
glatte, sammetweiche und zarte, fettig glänzende Haut ist von dunkelmausgrauer oder bräunlich-

Einhufer. — Das nackte Pferd.

Es iſt hier nicht der Ort, auf die übrigen Raſſen der Pferde einzugehen; wir können nicht
einmal die vorzüglichſten derſelben beſprechen. Jch will blos erwähnen, daß in einigen Büchern
deren bereits über anderthalb Hundert angegeben werden.

Fitzinger glaubt fünf Stammarten der Pferde annehmen zu dürfen, und dieſe Anſicht hat
wohl ebenſoviel für ſich, als die anderer Gelehrten, welche nur eine Urart für ſämmtliche Pferde,
für das flämiſch-engliſche Karrenpferd, wie für den Shetlands-Pony gelten laſſen wollen. Jene
fünf Stammarten ſind der Tarpan, das nackte, das leichte, das ſchwere und das Zwerg-
pferd.
Des Letzteren und des Tarpans haben wir bereits gedacht; von den übrigen verdient haupt-
ſächlich das nackte Pferd noch einer kurzen Erwähnung. Dieſes auffallende Geſchöpf iſt erſt in der
letzten Zeit einige Male als ſeltene Sehenswürdigkeit gezeigt, aber noch keineswegs bekannt geworden.
Ueber ſein Vaterland herrſchen nur Muthmaßungen, obgleich ein Reiſender behauptet hat, ganze

[Abbildung] Das nackte Pferd (Equus nudus).
Trupps dieſer Pferde im Jnneren von Kabul oder Afghaniſtan in wildem oder halbwildem Zuſtande
geſehen zu haben. Die nach Europa gekommenen nackten Pferde ſtammten gewöhnlich von Zigeunern
her, welche behaupteten, ſie in der Krim erhandelt zu haben. Andere wurden in den Kriegen zu
Ende des vorigen Jahrhunderts in der Türkei erbeutet.

Das nackte Pferd (Equus nudus) ähnelt hinſichtlich ſeiner äußeren Form am meiſten dem
arabiſchen. Es iſt ſchön gebaut und mittelgroß, aber mit Ausnahme einiger wenigen, kaum bemerk-
baren Härchen, welche hier und da höchſt vereinzelt ſtehen, vollkommen nackt. Sogar Mähne und
Schweif fehlen; denn die zehn oder zwölf einzelnen, etwa Zoll langen, unbiegſamen und ſpröden
Haare, welche am Ende des Schwanzes ſtehen, kann man wahrhaftig keinen Roßſchweif nennen. Die
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[352/0372] Einhufer. — Das nackte Pferd. Es iſt hier nicht der Ort, auf die übrigen Raſſen der Pferde einzugehen; wir können nicht einmal die vorzüglichſten derſelben beſprechen. Jch will blos erwähnen, daß in einigen Büchern deren bereits über anderthalb Hundert angegeben werden. Fitzinger glaubt fünf Stammarten der Pferde annehmen zu dürfen, und dieſe Anſicht hat wohl ebenſoviel für ſich, als die anderer Gelehrten, welche nur eine Urart für ſämmtliche Pferde, für das flämiſch-engliſche Karrenpferd, wie für den Shetlands-Pony gelten laſſen wollen. Jene fünf Stammarten ſind der Tarpan, das nackte, das leichte, das ſchwere und das Zwerg- pferd. Des Letzteren und des Tarpans haben wir bereits gedacht; von den übrigen verdient haupt- ſächlich das nackte Pferd noch einer kurzen Erwähnung. Dieſes auffallende Geſchöpf iſt erſt in der letzten Zeit einige Male als ſeltene Sehenswürdigkeit gezeigt, aber noch keineswegs bekannt geworden. Ueber ſein Vaterland herrſchen nur Muthmaßungen, obgleich ein Reiſender behauptet hat, ganze [Abbildung Das nackte Pferd (Equus nudus).] Trupps dieſer Pferde im Jnneren von Kabul oder Afghaniſtan in wildem oder halbwildem Zuſtande geſehen zu haben. Die nach Europa gekommenen nackten Pferde ſtammten gewöhnlich von Zigeunern her, welche behaupteten, ſie in der Krim erhandelt zu haben. Andere wurden in den Kriegen zu Ende des vorigen Jahrhunderts in der Türkei erbeutet. Das nackte Pferd (Equus nudus) ähnelt hinſichtlich ſeiner äußeren Form am meiſten dem arabiſchen. Es iſt ſchön gebaut und mittelgroß, aber mit Ausnahme einiger wenigen, kaum bemerk- baren Härchen, welche hier und da höchſt vereinzelt ſtehen, vollkommen nackt. Sogar Mähne und Schweif fehlen; denn die zehn oder zwölf einzelnen, etwa Zoll langen, unbiegſamen und ſpröden Haare, welche am Ende des Schwanzes ſtehen, kann man wahrhaftig keinen Roßſchweif nennen. Die glatte, ſammetweiche und zarte, fettig glänzende Haut iſt von dunkelmausgrauer oder bräunlich-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/372>, abgerufen am 23.11.2024.