ließ und eigenhändig tödtete. Daß jener Schriftsteller mit der Bezeichnung "Tigerpferd" nur eine Art der afrikanischen gestreiften Wildpferde meinen konnte, dürfte schwerlich bezweifelt werden, und der Engländer H. Smith hat somit Recht, wenn er jenen Namen zur Bezeichnung einer Sippe oder richtiger einer Gruppe der Pferdefamilie anwendet.
Die Tigerpferde ähneln, was ihre Gestalt anlangt, ebensosehr den Rossen, wie den Eseln. Jhr Leib ist gedrungen, der Hals stark, der Kopf ein Mittelding zwischen Pferde- und Eselkopf; die Ohren sind ziemlich lang, aber dabei breit; die Haare der aufrechtstehenden Mähne sind nicht so hart und dick, wie beim Pferde, aber doch weniger weich und minder biegsam, als beim Esel; der
[Abbildung]
Das Quagga (Hippotigris Quagga).
Schwanz ist gegen das Ende hin lang behaart; die Sohlen des Fußes sind vorn eiförmig, hinten fast viereckig. Alle bisjetzt bekannten Arten sind wenigstens theilweise gestreift. Ausgezeichnet scharfe Sinne, großer Muth, ja sogar eine gewisse Wildheit, welche die Zähmung äußerst schwierig macht, Beweglichkeit und Genügsamkeit sind ihnen eigen. Gesellig, wie alle übrigen Pferde, bilden sie große Herden; allein die Bedeutung der Hengste scheint bei ihnen nur eine untergeordnete zu sein. Die südliche Hälfte Afrikas ist ihre Heimat, über den Gleicher herüber geht vielleicht nur eine Art. Sie leben auf den Gebirgen und in den Ebenen; doch scheint jede Art ein besonderes Gebiet zu be- vorzugen.
Einhufer. — Das Quagga.
ließ und eigenhändig tödtete. Daß jener Schriftſteller mit der Bezeichnung „Tigerpferd‟ nur eine Art der afrikaniſchen geſtreiften Wildpferde meinen konnte, dürfte ſchwerlich bezweifelt werden, und der Engländer H. Smith hat ſomit Recht, wenn er jenen Namen zur Bezeichnung einer Sippe oder richtiger einer Gruppe der Pferdefamilie anwendet.
Die Tigerpferde ähneln, was ihre Geſtalt anlangt, ebenſoſehr den Roſſen, wie den Eſeln. Jhr Leib iſt gedrungen, der Hals ſtark, der Kopf ein Mittelding zwiſchen Pferde- und Eſelkopf; die Ohren ſind ziemlich lang, aber dabei breit; die Haare der aufrechtſtehenden Mähne ſind nicht ſo hart und dick, wie beim Pferde, aber doch weniger weich und minder biegſam, als beim Eſel; der
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Das Quagga (Hippotigris Quagga).
Schwanz iſt gegen das Ende hin lang behaart; die Sohlen des Fußes ſind vorn eiförmig, hinten faſt viereckig. Alle bisjetzt bekannten Arten ſind wenigſtens theilweiſe geſtreift. Ausgezeichnet ſcharfe Sinne, großer Muth, ja ſogar eine gewiſſe Wildheit, welche die Zähmung äußerſt ſchwierig macht, Beweglichkeit und Genügſamkeit ſind ihnen eigen. Geſellig, wie alle übrigen Pferde, bilden ſie große Herden; allein die Bedeutung der Hengſte ſcheint bei ihnen nur eine untergeordnete zu ſein. Die ſüdliche Hälfte Afrikas iſt ihre Heimat, über den Gleicher herüber geht vielleicht nur eine Art. Sie leben auf den Gebirgen und in den Ebenen; doch ſcheint jede Art ein beſonderes Gebiet zu be- vorzugen.
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Einhufer. — Das Quagga.
ließ und eigenhändig tödtete. Daß jener Schriftſteller mit der Bezeichnung „Tigerpferd‟ nur eine
Art der afrikaniſchen geſtreiften Wildpferde meinen konnte, dürfte ſchwerlich bezweifelt werden, und
der Engländer H. Smith hat ſomit Recht, wenn er jenen Namen zur Bezeichnung einer Sippe oder
richtiger einer Gruppe der Pferdefamilie anwendet.
Die Tigerpferde ähneln, was ihre Geſtalt anlangt, ebenſoſehr den Roſſen, wie den Eſeln.
Jhr Leib iſt gedrungen, der Hals ſtark, der Kopf ein Mittelding zwiſchen Pferde- und Eſelkopf; die
Ohren ſind ziemlich lang, aber dabei breit; die Haare der aufrechtſtehenden Mähne ſind nicht ſo hart
und dick, wie beim Pferde, aber doch weniger weich und minder biegſam, als beim Eſel; der
[Abbildung Das Quagga (Hippotigris Quagga).]
Schwanz iſt gegen das Ende hin lang behaart; die Sohlen des Fußes ſind vorn eiförmig, hinten faſt
viereckig. Alle bisjetzt bekannten Arten ſind wenigſtens theilweiſe geſtreift. Ausgezeichnet ſcharfe
Sinne, großer Muth, ja ſogar eine gewiſſe Wildheit, welche die Zähmung äußerſt ſchwierig macht,
Beweglichkeit und Genügſamkeit ſind ihnen eigen. Geſellig, wie alle übrigen Pferde, bilden ſie
große Herden; allein die Bedeutung der Hengſte ſcheint bei ihnen nur eine untergeordnete zu ſein.
Die ſüdliche Hälfte Afrikas iſt ihre Heimat, über den Gleicher herüber geht vielleicht nur eine Art.
Sie leben auf den Gebirgen und in den Ebenen; doch ſcheint jede Art ein beſonderes Gebiet zu be-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/396>, abgerufen am 23.11.2024.
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