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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Die Schmetterlinge. Tagfalter. Eckflügler.
Reihen schwarzer Flecken, die vorderen im Wurzelfelde nahe dem Vorderrande eine Zeichnung, aus
welcher man rechts mehr oder weniger deutlich die Zahl 1556 herauslesen kann -- auf dem linken
Flügel folgen natürlich die Ziffern der Symmetrie wegen in umgekehrter Reihe. Beim Männchen
schwellen außerdem die schwarz beschuppten Rippen schwielig an. Auf der grünen Unterseite der
Hinterflügel schimmern vier Perlmutter streifen violett, zwei keilförmige und abgekürzte in dem
Wurzel-, zwei durchgehende im Saumfelde, wie an dem Exemplare zu ersehen ist, welches in
unserem Gruppenbilde hoch oben über dem Schwalbenschwanze fliegt und uns seine Unterseite
zukehrt. Die gelbbedornte, braune Raupe, über deren Rücken eine getheilte, gelbe, braun einge-
faßte Längslinie läuft, lebt an Veilchen, Nesseln, Himbeergesträuch in Wäldern, besonders der
Ebene. Sie überwintert ziemlich jung. -- Den großen Perlmutterfalter (A. Aglaja) erblickt
man auf der rechten Seite unseres Gruppenbildes auf der Waldwiese. Er ist besonders an der
grünlichgelben Spitze auf der Unterseite der Vorderflügel kenntlich, in welcher sechs Silberpunkte
glänzen, ähnliche Flecke ordnen sich in vier Querreihen auf dem Hinterflügel. Die Raupe ist
ästig schwarz bedornt, auf schwärzlichem Untergrunde unterscheidet man einen gelben Rücken-
streifen und ziegelrothe Seitenflecken. Sie lebt auf dem Hundsveilchen gleichzeitig mit der vorigen. --
Europa hat mit den beiden erwähnten Perlmutterfaltern im Ganzen 25 Arten, von denen 18 in
Deutschland vorkommen und Namen, wie Niobe, Daphne, Arsilache, Selene, Lathonie
und ähnliche führen; in anderen Ländern, aber nur der nördlichen Halbkugel leben wieder andere.

Die Scheckenfalter (Melitaea) sind gleichfalls sehr zahlreich und stehen den vorigen ungemein
nahe in Färbung und Zeichnung auf der Oberseite der Flügel, auf der untern haben sie aber
keine Silberflecke, welche auch bei den vorigen manchmal blind sind. Die Mittelzelle der Hinter-
flügel bleibt bei ihnen offen und die langen Freßspitzen behaaren sich aufstehend, während bei
Argynnis jene geschlossen, diese anliegend beschuppt sind; auch fehlt der Fühlerkenle das feine
Spitzchen, welches wir dort bemerken. Die Raupen tragen statt der Dornen Haarbüschel, leben
aber, wie die vorigen, von Kräutern (niederen Pflanzen, wie sich der Lepidopterolog auszudrücken
pflegt). Die kleinen, kolbigen Puppen sind weiß, gelb und schwarz getiegert, ohne Metallglanz.
Waldwiesen und offene Stellen der Wälder bieten den Schmetterlingen die liebsten Tummelplätze.
Hier vertreten sie die weiter unten zu erwähnenden Aeugler der gewöhnlichen Wiesen. Die
meisten der ungefähr 16 europäischen Arten kommen auch in Deutschland vor, manche von ihnen
in nicht unbedeutenden Spielarten.

Die Eckflügler, eckflügeligen Falter (Vanessa) gehören zu den allerverbreitetsten, theil-
weise zu den kosmopolitischen und für Deutschland zu den stattlichsten Faltern in Ansehung
des zierlichen Schnittes, wie der oft schönen bunten Farben auf der Oberseite ihrer Flügel; die
Unterseite ist meist düster gefärbt, wie marmorirt. Die Augen sind stark behaart, die Fühlerkeulen
geknopft, wie bei den vorigen, und nicht allmälig verdickt. Diese Schmetterlinge fliegen überall,
nicht vorherrschend in Wäldern oder deren Nachbarschaft. Die Raupen aller haben eine mit
durchaus unschädlichen Dornen bewehrte Haut und leben theils an niederen Pflanzen, theils
an Bäumen und Sträuchern. Die Chrysaliden haben schönen Metallglanz, eine Erscheinung,
welche aber bei einer und derselben Art ebenso oft vorkommen, wie fehlen kann.

Den Flügelschnitt mag das ebenso gemeine wie in der Färbung prächtige Tagpsauenauge,
der Pfauenspiegel (V. Jo) veranschaulichen. Der lebhaft braunrothe Sammet als Untergrund
wird in der Nähe der Vorderecken auf den vier Flügeln von prächtigen Augenflecken in Braun-
schwarz, Schwarz und Blau auf den Hinterflügeln, unter Zutritt von Gelb auf den vorderen verziert.
Die lichte Stelle am ziemlich schwarzen Vorderrande der letzteren ist von derselben holzgelben
Farbe, wie der äußere Ring des Auges. Die glänzend schwarze, sein weiß punktirte Dornen-
raupe lebt gesellig auf der großen Brennnessel und verdankt überwinterten Weibchen ihren Ursprung.
Unter sonst günstigen Umständen gelangt auch eine zweite Generation zum Abschluß. Eckig, wie der
Flügelschnitt des Falters ist in ihrer Art auch die gestürzt aufgehängte Puppe, deren Thoraxrücken

Die Schmetterlinge. Tagfalter. Eckflügler.
Reihen ſchwarzer Flecken, die vorderen im Wurzelfelde nahe dem Vorderrande eine Zeichnung, aus
welcher man rechts mehr oder weniger deutlich die Zahl 1556 herausleſen kann — auf dem linken
Flügel folgen natürlich die Ziffern der Symmetrie wegen in umgekehrter Reihe. Beim Männchen
ſchwellen außerdem die ſchwarz beſchuppten Rippen ſchwielig an. Auf der grünen Unterſeite der
Hinterflügel ſchimmern vier Perlmutter ſtreifen violett, zwei keilförmige und abgekürzte in dem
Wurzel-, zwei durchgehende im Saumfelde, wie an dem Exemplare zu erſehen iſt, welches in
unſerem Gruppenbilde hoch oben über dem Schwalbenſchwanze fliegt und uns ſeine Unterſeite
zukehrt. Die gelbbedornte, braune Raupe, über deren Rücken eine getheilte, gelbe, braun einge-
faßte Längslinie läuft, lebt an Veilchen, Neſſeln, Himbeergeſträuch in Wäldern, beſonders der
Ebene. Sie überwintert ziemlich jung. — Den großen Perlmutterfalter (A. Aglaja) erblickt
man auf der rechten Seite unſeres Gruppenbildes auf der Waldwieſe. Er iſt beſonders an der
grünlichgelben Spitze auf der Unterſeite der Vorderflügel kenntlich, in welcher ſechs Silberpunkte
glänzen, ähnliche Flecke ordnen ſich in vier Querreihen auf dem Hinterflügel. Die Raupe iſt
äſtig ſchwarz bedornt, auf ſchwärzlichem Untergrunde unterſcheidet man einen gelben Rücken-
ſtreifen und ziegelrothe Seitenflecken. Sie lebt auf dem Hundsveilchen gleichzeitig mit der vorigen. —
Europa hat mit den beiden erwähnten Perlmutterfaltern im Ganzen 25 Arten, von denen 18 in
Deutſchland vorkommen und Namen, wie Niobe, Daphne, Arſilache, Selene, Lathonie
und ähnliche führen; in anderen Ländern, aber nur der nördlichen Halbkugel leben wieder andere.

Die Scheckenfalter (Melitaea) ſind gleichfalls ſehr zahlreich und ſtehen den vorigen ungemein
nahe in Färbung und Zeichnung auf der Oberſeite der Flügel, auf der untern haben ſie aber
keine Silberflecke, welche auch bei den vorigen manchmal blind ſind. Die Mittelzelle der Hinter-
flügel bleibt bei ihnen offen und die langen Freßſpitzen behaaren ſich aufſtehend, während bei
Argynnis jene geſchloſſen, dieſe anliegend beſchuppt ſind; auch fehlt der Fühlerkenle das feine
Spitzchen, welches wir dort bemerken. Die Raupen tragen ſtatt der Dornen Haarbüſchel, leben
aber, wie die vorigen, von Kräutern (niederen Pflanzen, wie ſich der Lepidopterolog auszudrücken
pflegt). Die kleinen, kolbigen Puppen ſind weiß, gelb und ſchwarz getiegert, ohne Metallglanz.
Waldwieſen und offene Stellen der Wälder bieten den Schmetterlingen die liebſten Tummelplätze.
Hier vertreten ſie die weiter unten zu erwähnenden Aeugler der gewöhnlichen Wieſen. Die
meiſten der ungefähr 16 europäiſchen Arten kommen auch in Deutſchland vor, manche von ihnen
in nicht unbedeutenden Spielarten.

Die Eckflügler, eckflügeligen Falter (Vanessa) gehören zu den allerverbreitetſten, theil-
weiſe zu den kosmopolitiſchen und für Deutſchland zu den ſtattlichſten Faltern in Anſehung
des zierlichen Schnittes, wie der oft ſchönen bunten Farben auf der Oberſeite ihrer Flügel; die
Unterſeite iſt meiſt düſter gefärbt, wie marmorirt. Die Augen ſind ſtark behaart, die Fühlerkeulen
geknopft, wie bei den vorigen, und nicht allmälig verdickt. Dieſe Schmetterlinge fliegen überall,
nicht vorherrſchend in Wäldern oder deren Nachbarſchaft. Die Raupen aller haben eine mit
durchaus unſchädlichen Dornen bewehrte Haut und leben theils an niederen Pflanzen, theils
an Bäumen und Sträuchern. Die Chryſaliden haben ſchönen Metallglanz, eine Erſcheinung,
welche aber bei einer und derſelben Art ebenſo oft vorkommen, wie fehlen kann.

Den Flügelſchnitt mag das ebenſo gemeine wie in der Färbung prächtige Tagpſauenauge,
der Pfauenſpiegel (V. Jo) veranſchaulichen. Der lebhaft braunrothe Sammet als Untergrund
wird in der Nähe der Vorderecken auf den vier Flügeln von prächtigen Augenflecken in Braun-
ſchwarz, Schwarz und Blau auf den Hinterflügeln, unter Zutritt von Gelb auf den vorderen verziert.
Die lichte Stelle am ziemlich ſchwarzen Vorderrande der letzteren iſt von derſelben holzgelben
Farbe, wie der äußere Ring des Auges. Die glänzend ſchwarze, ſein weiß punktirte Dornen-
raupe lebt geſellig auf der großen Brennneſſel und verdankt überwinterten Weibchen ihren Urſprung.
Unter ſonſt günſtigen Umſtänden gelangt auch eine zweite Generation zum Abſchluß. Eckig, wie der
Flügelſchnitt des Falters iſt in ihrer Art auch die geſtürzt aufgehängte Puppe, deren Thoraxrücken

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[304/0328] Die Schmetterlinge. Tagfalter. Eckflügler. Reihen ſchwarzer Flecken, die vorderen im Wurzelfelde nahe dem Vorderrande eine Zeichnung, aus welcher man rechts mehr oder weniger deutlich die Zahl 1556 herausleſen kann — auf dem linken Flügel folgen natürlich die Ziffern der Symmetrie wegen in umgekehrter Reihe. Beim Männchen ſchwellen außerdem die ſchwarz beſchuppten Rippen ſchwielig an. Auf der grünen Unterſeite der Hinterflügel ſchimmern vier Perlmutter ſtreifen violett, zwei keilförmige und abgekürzte in dem Wurzel-, zwei durchgehende im Saumfelde, wie an dem Exemplare zu erſehen iſt, welches in unſerem Gruppenbilde hoch oben über dem Schwalbenſchwanze fliegt und uns ſeine Unterſeite zukehrt. Die gelbbedornte, braune Raupe, über deren Rücken eine getheilte, gelbe, braun einge- faßte Längslinie läuft, lebt an Veilchen, Neſſeln, Himbeergeſträuch in Wäldern, beſonders der Ebene. Sie überwintert ziemlich jung. — Den großen Perlmutterfalter (A. Aglaja) erblickt man auf der rechten Seite unſeres Gruppenbildes auf der Waldwieſe. Er iſt beſonders an der grünlichgelben Spitze auf der Unterſeite der Vorderflügel kenntlich, in welcher ſechs Silberpunkte glänzen, ähnliche Flecke ordnen ſich in vier Querreihen auf dem Hinterflügel. Die Raupe iſt äſtig ſchwarz bedornt, auf ſchwärzlichem Untergrunde unterſcheidet man einen gelben Rücken- ſtreifen und ziegelrothe Seitenflecken. Sie lebt auf dem Hundsveilchen gleichzeitig mit der vorigen. — Europa hat mit den beiden erwähnten Perlmutterfaltern im Ganzen 25 Arten, von denen 18 in Deutſchland vorkommen und Namen, wie Niobe, Daphne, Arſilache, Selene, Lathonie und ähnliche führen; in anderen Ländern, aber nur der nördlichen Halbkugel leben wieder andere. Die Scheckenfalter (Melitaea) ſind gleichfalls ſehr zahlreich und ſtehen den vorigen ungemein nahe in Färbung und Zeichnung auf der Oberſeite der Flügel, auf der untern haben ſie aber keine Silberflecke, welche auch bei den vorigen manchmal blind ſind. Die Mittelzelle der Hinter- flügel bleibt bei ihnen offen und die langen Freßſpitzen behaaren ſich aufſtehend, während bei Argynnis jene geſchloſſen, dieſe anliegend beſchuppt ſind; auch fehlt der Fühlerkenle das feine Spitzchen, welches wir dort bemerken. Die Raupen tragen ſtatt der Dornen Haarbüſchel, leben aber, wie die vorigen, von Kräutern (niederen Pflanzen, wie ſich der Lepidopterolog auszudrücken pflegt). Die kleinen, kolbigen Puppen ſind weiß, gelb und ſchwarz getiegert, ohne Metallglanz. Waldwieſen und offene Stellen der Wälder bieten den Schmetterlingen die liebſten Tummelplätze. Hier vertreten ſie die weiter unten zu erwähnenden Aeugler der gewöhnlichen Wieſen. Die meiſten der ungefähr 16 europäiſchen Arten kommen auch in Deutſchland vor, manche von ihnen in nicht unbedeutenden Spielarten. Die Eckflügler, eckflügeligen Falter (Vanessa) gehören zu den allerverbreitetſten, theil- weiſe zu den kosmopolitiſchen und für Deutſchland zu den ſtattlichſten Faltern in Anſehung des zierlichen Schnittes, wie der oft ſchönen bunten Farben auf der Oberſeite ihrer Flügel; die Unterſeite iſt meiſt düſter gefärbt, wie marmorirt. Die Augen ſind ſtark behaart, die Fühlerkeulen geknopft, wie bei den vorigen, und nicht allmälig verdickt. Dieſe Schmetterlinge fliegen überall, nicht vorherrſchend in Wäldern oder deren Nachbarſchaft. Die Raupen aller haben eine mit durchaus unſchädlichen Dornen bewehrte Haut und leben theils an niederen Pflanzen, theils an Bäumen und Sträuchern. Die Chryſaliden haben ſchönen Metallglanz, eine Erſcheinung, welche aber bei einer und derſelben Art ebenſo oft vorkommen, wie fehlen kann. Den Flügelſchnitt mag das ebenſo gemeine wie in der Färbung prächtige Tagpſauenauge, der Pfauenſpiegel (V. Jo) veranſchaulichen. Der lebhaft braunrothe Sammet als Untergrund wird in der Nähe der Vorderecken auf den vier Flügeln von prächtigen Augenflecken in Braun- ſchwarz, Schwarz und Blau auf den Hinterflügeln, unter Zutritt von Gelb auf den vorderen verziert. Die lichte Stelle am ziemlich ſchwarzen Vorderrande der letzteren iſt von derſelben holzgelben Farbe, wie der äußere Ring des Auges. Die glänzend ſchwarze, ſein weiß punktirte Dornen- raupe lebt geſellig auf der großen Brennneſſel und verdankt überwinterten Weibchen ihren Urſprung. Unter ſonſt günſtigen Umſtänden gelangt auch eine zweite Generation zum Abſchluß. Eckig, wie der Flügelſchnitt des Falters iſt in ihrer Art auch die geſtürzt aufgehängte Puppe, deren Thoraxrücken

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/328>, abgerufen am 23.11.2024.