Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 4. 2. Aufl. Hamburg, 1735.Die herrliche Schau-Bühne. Unglaublich war der bunte Schimmer, unglaublich der ge-färbte Glantz. Man sah ihn, wie man selten siehet, in seiner halben Rün- dung, gantz. Durch dieses prächtige Portal nun war nicht minder Wunder-schön Jn der bestrahlt-und feuchten Landschaft, ein heller Schau- platz anzusehn. Das niedre Licht, die langen Schatten, vereinten sich, zu beider Pracht, Jn solchem angenehmen Glantz, in solcher sanften Har- monie, Daß, wo nicht selbst vom Paradiese das Urbild, minstens die Copie Sich dem Gesicht zu zeigen schien. Der Himmel und die Erde lacht' Jn ihrem Schmuck uns gleichsam an. Ein Aug' und Hertz erquickend Grun Das, durch der Sonnen Strahlen, gelblich, ja gleichsam übergüldet schien, War, da es recht als wie ein Licht, durchs Aug' uns in die Seele fiel, Nicht nur den fast entzückten Blicken; der Seelen ein so lieb- lichs Ziel, Daß sich ihr gantzes Wesen fast, durch ein ununterbrochnes dencken, Jn einer reinen Lust verlohr. Sie wünschte, gantz von Sehn-Sucht heiß, Jn aller Schönheit Quell und Ursprung, im Danck sich herr- lich zu versencken. Lob, Ehr-Furcht, Andacht, Lieb' und Danck, und Ehr und Macht, und Ruhm und Preis, Sey
Die herrliche Schau-Buͤhne. Unglaublich war der bunte Schimmer, unglaublich der ge-faͤrbte Glantz. Man ſah ihn, wie man ſelten ſiehet, in ſeiner halben Ruͤn- dung, gantz. Durch dieſes praͤchtige Portal nun war nicht minder Wunder-ſchoͤn Jn der beſtrahlt-und feuchten Landſchaft, ein heller Schau- platz anzuſehn. Das niedre Licht, die langen Schatten, vereinten ſich, zu beider Pracht, Jn ſolchem angenehmen Glantz, in ſolcher ſanften Har- monie, Daß, wo nicht ſelbſt vom Paradieſe das Urbild, minſtens die Copie Sich dem Geſicht zu zeigen ſchien. Der Himmel und die Erde lacht’ Jn ihrem Schmuck uns gleichſam an. Ein Aug’ und Hertz erquickend Grun Das, durch der Sonnen Strahlen, gelblich, ja gleichſam uͤberguͤldet ſchien, War, da es recht als wie ein Licht, durchs Aug’ uns in die Seele fiel, Nicht nur den faſt entzuͤckten Blicken; der Seelen ein ſo lieb- lichs Ziel, Daß ſich ihr gantzes Weſen faſt, durch ein ununterbrochnes dencken, Jn einer reinen Luſt verlohr. Sie wuͤnſchte, gantz von Sehn-Sucht heiß, Jn aller Schoͤnheit Quell und Urſprung, im Danck ſich herr- lich zu verſencken. Lob, Ehr-Furcht, Andacht, Lieb’ und Danck, und Ehr und Macht, und Ruhm und Preis, Sey
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0287" n="255"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die herrliche Schau-Buͤhne.</hi> </fw><lb/> <l>Unglaublich war der bunte Schimmer, unglaublich der ge-<lb/><hi rendition="#et">faͤrbte Glantz.</hi></l><lb/> <l>Man ſah ihn, wie man ſelten ſiehet, in ſeiner halben Ruͤn-<lb/><hi rendition="#et">dung, gantz.</hi></l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Durch dieſes praͤchtige Portal nun war nicht minder<lb/><hi rendition="#et">Wunder-ſchoͤn</hi></l><lb/> <l>Jn der beſtrahlt-und feuchten Landſchaft, ein heller Schau-<lb/><hi rendition="#et">platz anzuſehn.</hi></l><lb/> <l>Das niedre Licht, die langen Schatten, vereinten ſich, zu<lb/><hi rendition="#et">beider Pracht,</hi></l><lb/> <l>Jn ſolchem angenehmen Glantz, in ſolcher ſanften Har-<lb/><hi rendition="#et">monie,</hi></l><lb/> <l>Daß, wo nicht ſelbſt vom Paradieſe das Urbild, minſtens<lb/><hi rendition="#et">die Copie</hi></l><lb/> <l>Sich dem Geſicht zu zeigen ſchien. Der Himmel und die<lb/><hi rendition="#et">Erde lacht’</hi></l><lb/> <l>Jn ihrem Schmuck uns gleichſam an. Ein Aug’ und Hertz<lb/><hi rendition="#et">erquickend Grun</hi></l><lb/> <l>Das, durch der Sonnen Strahlen, gelblich, ja gleichſam<lb/><hi rendition="#et">uͤberguͤldet ſchien,</hi></l><lb/> <l>War, da es recht als wie ein Licht, durchs Aug’ uns in die<lb/><hi rendition="#et">Seele fiel,</hi></l><lb/> <l>Nicht nur den faſt entzuͤckten Blicken; der Seelen ein ſo lieb-<lb/><hi rendition="#et">lichs Ziel,</hi></l><lb/> <l>Daß ſich ihr gantzes Weſen faſt, durch ein ununterbrochnes<lb/><hi rendition="#et">dencken,</hi></l><lb/> <l>Jn einer reinen Luſt verlohr. Sie wuͤnſchte, gantz von<lb/><hi rendition="#et">Sehn-Sucht heiß,</hi></l><lb/> <l>Jn aller Schoͤnheit Quell und Urſprung, im Danck ſich herr-<lb/><hi rendition="#et">lich zu verſencken.</hi></l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Lob, Ehr-Furcht, Andacht, Lieb’ und Danck, und Ehr<lb/><hi rendition="#et">und Macht, und Ruhm und Preis,</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Sey</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [255/0287]
Die herrliche Schau-Buͤhne.
Unglaublich war der bunte Schimmer, unglaublich der ge-
faͤrbte Glantz.
Man ſah ihn, wie man ſelten ſiehet, in ſeiner halben Ruͤn-
dung, gantz.
Durch dieſes praͤchtige Portal nun war nicht minder
Wunder-ſchoͤn
Jn der beſtrahlt-und feuchten Landſchaft, ein heller Schau-
platz anzuſehn.
Das niedre Licht, die langen Schatten, vereinten ſich, zu
beider Pracht,
Jn ſolchem angenehmen Glantz, in ſolcher ſanften Har-
monie,
Daß, wo nicht ſelbſt vom Paradieſe das Urbild, minſtens
die Copie
Sich dem Geſicht zu zeigen ſchien. Der Himmel und die
Erde lacht’
Jn ihrem Schmuck uns gleichſam an. Ein Aug’ und Hertz
erquickend Grun
Das, durch der Sonnen Strahlen, gelblich, ja gleichſam
uͤberguͤldet ſchien,
War, da es recht als wie ein Licht, durchs Aug’ uns in die
Seele fiel,
Nicht nur den faſt entzuͤckten Blicken; der Seelen ein ſo lieb-
lichs Ziel,
Daß ſich ihr gantzes Weſen faſt, durch ein ununterbrochnes
dencken,
Jn einer reinen Luſt verlohr. Sie wuͤnſchte, gantz von
Sehn-Sucht heiß,
Jn aller Schoͤnheit Quell und Urſprung, im Danck ſich herr-
lich zu verſencken.
Lob, Ehr-Furcht, Andacht, Lieb’ und Danck, und Ehr
und Macht, und Ruhm und Preis,
Sey
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |