Hiebei ist jedoch insbesondere zu erinnern, daß diese Untrennbarkeit von Idee und ätherischer Substanz keines¬ wegs dergestalt zu denken ist, daß ein und ebendasselbe Element immer und ewig, oder auch nur für längere Zeit, einer und ebenderselben Idee verbunden, oder immer von ein und derselben Idee bestimmt sei; -- im Gegentheil liegt es nothwendig im Begriffe der ewig beweglichen und ewig wirklich bewegten ätherischen Substanz, daß ein stetes Fliehen und Ziehen hier Statt finden, dieselbe Idee in immer neuem Aether sich darleben müsse, also daß immer¬ fort jegliche Idee durch stets andere Metamorphosen des Aethers, durch andere und immer neue Substanzen sich darlebe. So also stellt sich uns dar ein ewiges Ziehen und Fliehen der Elemente, bald langsamer, bald schneller, bald unmerklich, bald massenweise, aber nie Stillstand, nie absolutes Beharren, nie eine durchaus bleibende Vereini¬ gung derselben Potenzen, und, mit einem Worte, hierin der Grund der ewigen Verwandlung der Welt.
Ich kann hier allerdings nicht darauf eingehen, diese Grundanschauungen ausführlicher zu erörtern oder wohl gar in Polemik gegen anders Denkende mich zu verlieren. Es gibt Wahrheiten, die der Mensch in seinem Innern finden muß -- Wahrheiten zu denen der Mensch wie Göthe ein¬ mal sagte "hinauf organisirt" werden muß, und wem das nicht gekommen, dem wird man es von außen nicht be¬ weisen können, und deßhalb sei dies Alles dem Wahrheits¬ gewissen des Lesers überlassen; vielleicht gelingt es den fol¬ genden Darstellungen des Seelenlebens, mehr und mehr davon zu überzeugen, daß nur indem wir an dieser Wurzel es fas¬ sen, ein reineres Verständniß auch hier erlangt werden kann.
Gehen wir jedoch zunächst weiter in der durch ein Un¬ bewußtes geleiteten und bestimmten Entwicklung der innern Gegensetzung und Gliederung des Organismus, so ist auch darauf besonders zu achten, wie in den verschiedenen orga¬ nischen Systemen, deren Nothwendigkeit überhaupt wir oben
Hiebei iſt jedoch insbeſondere zu erinnern, daß dieſe Untrennbarkeit von Idee und ätheriſcher Subſtanz keines¬ wegs dergeſtalt zu denken iſt, daß ein und ebendaſſelbe Element immer und ewig, oder auch nur für längere Zeit, einer und ebenderſelben Idee verbunden, oder immer von ein und derſelben Idee beſtimmt ſei; — im Gegentheil liegt es nothwendig im Begriffe der ewig beweglichen und ewig wirklich bewegten ätheriſchen Subſtanz, daß ein ſtetes Fliehen und Ziehen hier Statt finden, dieſelbe Idee in immer neuem Aether ſich darleben müſſe, alſo daß immer¬ fort jegliche Idee durch ſtets andere Metamorphoſen des Aethers, durch andere und immer neue Subſtanzen ſich darlebe. So alſo ſtellt ſich uns dar ein ewiges Ziehen und Fliehen der Elemente, bald langſamer, bald ſchneller, bald unmerklich, bald maſſenweiſe, aber nie Stillſtand, nie abſolutes Beharren, nie eine durchaus bleibende Vereini¬ gung derſelben Potenzen, und, mit einem Worte, hierin der Grund der ewigen Verwandlung der Welt.
Ich kann hier allerdings nicht darauf eingehen, dieſe Grundanſchauungen ausführlicher zu erörtern oder wohl gar in Polemik gegen anders Denkende mich zu verlieren. Es gibt Wahrheiten, die der Menſch in ſeinem Innern finden muß — Wahrheiten zu denen der Menſch wie Göthe ein¬ mal ſagte „hinauf organiſirt“ werden muß, und wem das nicht gekommen, dem wird man es von außen nicht be¬ weiſen können, und deßhalb ſei dies Alles dem Wahrheits¬ gewiſſen des Leſers überlaſſen; vielleicht gelingt es den fol¬ genden Darſtellungen des Seelenlebens, mehr und mehr davon zu überzeugen, daß nur indem wir an dieſer Wurzel es faſ¬ ſen, ein reineres Verſtändniß auch hier erlangt werden kann.
Gehen wir jedoch zunächſt weiter in der durch ein Un¬ bewußtes geleiteten und beſtimmten Entwicklung der innern Gegenſetzung und Gliederung des Organismus, ſo iſt auch darauf beſonders zu achten, wie in den verſchiedenen orga¬ niſchen Syſtemen, deren Nothwendigkeit überhaupt wir oben
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Hiebei iſt jedoch insbeſondere zu erinnern, daß dieſe
Untrennbarkeit von Idee und ätheriſcher Subſtanz keines¬
wegs dergeſtalt zu denken iſt, daß ein und ebendaſſelbe
Element immer und ewig, oder auch nur für längere Zeit,
einer und ebenderſelben Idee verbunden, oder immer von
ein und derſelben Idee beſtimmt ſei; — im Gegentheil
liegt es nothwendig im Begriffe der ewig beweglichen und
ewig wirklich bewegten ätheriſchen Subſtanz, daß ein ſtetes
Fliehen und Ziehen hier Statt finden, dieſelbe Idee in
immer neuem Aether ſich darleben müſſe, alſo daß immer¬
fort jegliche Idee durch ſtets andere Metamorphoſen des
Aethers, durch andere und immer neue Subſtanzen ſich
darlebe. So alſo ſtellt ſich uns dar ein ewiges Ziehen
und Fliehen der Elemente, bald langſamer, bald ſchneller,
bald unmerklich, bald maſſenweiſe, aber nie Stillſtand, nie
abſolutes Beharren, nie eine durchaus bleibende Vereini¬
gung derſelben Potenzen, und, mit einem Worte, hierin der
Grund der ewigen Verwandlung der Welt.
Ich kann hier allerdings nicht darauf eingehen, dieſe
Grundanſchauungen ausführlicher zu erörtern oder wohl gar
in Polemik gegen anders Denkende mich zu verlieren. Es
gibt Wahrheiten, die der Menſch in ſeinem Innern finden
muß — Wahrheiten zu denen der Menſch wie Göthe ein¬
mal ſagte „hinauf organiſirt“ werden muß, und wem das
nicht gekommen, dem wird man es von außen nicht be¬
weiſen können, und deßhalb ſei dies Alles dem Wahrheits¬
gewiſſen des Leſers überlaſſen; vielleicht gelingt es den fol¬
genden Darſtellungen des Seelenlebens, mehr und mehr davon
zu überzeugen, daß nur indem wir an dieſer Wurzel es faſ¬
ſen, ein reineres Verſtändniß auch hier erlangt werden kann.
Gehen wir jedoch zunächſt weiter in der durch ein Un¬
bewußtes geleiteten und beſtimmten Entwicklung der innern
Gegenſetzung und Gliederung des Organismus, ſo iſt auch
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Carus, Carl Gustav: Psyche. Zur Entwicklungsgeschichte der Seele. Pforzheim, 1846, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_psyche_1846/58>, abgerufen am 23.11.2024.
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