p1c_291.001 Vergleichungen. 5) Prosopopoeia. Diese Figur ist eine p1c_291.002 von denen, welche in der dichterischen Sprache am häufigsten p1c_291.003 vorkommt, und zur Belebung sehr viel beyträgt. p1c_291.004 Durch sie bekommt jeder auch todte Gegenstand eine Seele p1c_291.005 und Bewegung. Durch sie wird alles Seyn in ein Werden,p1c_291.006 jedes Anschauliche in ein Erscheinen verwandelt. p1c_291.007 Ce tombeau s'ouvriroit, sagt Flechier in einer Todtenrede, p1c_291.008 ces ossemens se rejoindroient pour me dire: p1c_291.009 pourquoi viens-tu mentir pour moi, qui ne mentis p1c_291.010 jamais pour personne? Laisses moi reposer dans le p1c_291.011 sein de la verite, et ne viens pas troubler ma paix p1c_291.012 par la flatterie, que j'ai haie. Die Prosopopoeia als p1c_291.013 Figur ist von der Personendichtung zu unterscheiden, welche p1c_291.014 ein Theil der Fiction ist, wodurch sich der Dichter für den p1c_291.015 Stoff seines Gedichts wirklich bestimmte Wesen schafft, wie p1c_291.016 z. B. der Hunger des Ovid, die Fama des Virgil. Nur p1c_291.017 von der Figur kann hier die Rede seyn, wo unpersönlichep1c_291.018 Wesen durch die Rede, nicht durch den Jnhalt lebendig p1c_291.019 werden. Te nemus, te liquidi flevere lacus, oder p1c_291.020 wenn Turnus seine Lanze anredet. (Aeneid. XII. 93.) - p1c_291.021 Keine Poesie geht in Belebung todter Dinge weiter, als p1c_291.022 die hebräische. Die Pfeile sind Söhne des Bogens und des p1c_291.023 Köchers. Das Schwert des Donners Bruder. Das Meer p1c_291.024 wird geboren wie ein Kind in Wolken gewindelt. Die Tiefe p1c_291.025 ächzt (Habacuc 4, 10. 11.). Die Höhe erhebt die Hände. p1c_291.026 An einem andern Orte (Ps. 98, 7.) singen die Berge Jubel, p1c_291.027 die Ströme klopfen in die Hände kvkhmy tvdhk - p1c_291.028 Auch abstrakte Begriffe werden personifizirt. Die Weisheit
p1c_291.001 Vergleichungen. 5) Prosopopoeia. Diese Figur ist eine p1c_291.002 von denen, welche in der dichterischen Sprache am häufigsten p1c_291.003 vorkommt, und zur Belebung sehr viel beyträgt. p1c_291.004 Durch sie bekommt jeder auch todte Gegenstand eine Seele p1c_291.005 und Bewegung. Durch sie wird alles Seyn in ein Werden,p1c_291.006 jedes Anschauliche in ein Erscheinen verwandelt. p1c_291.007 Ce tombeau s'ouvriroit, sagt Flechier in einer Todtenrede, p1c_291.008 ces ossemens se rejoindroient pour me dire: p1c_291.009 pourquoi viens-tu mentir pour moi, qui ne mentis p1c_291.010 jamais pour personne? Laisses moi reposer dans le p1c_291.011 sein de la vérité, et ne viens pas troubler ma paix p1c_291.012 par la flatterie, que j'ai haïe. Die Prosopopoeia als p1c_291.013 Figur ist von der Personendichtung zu unterscheiden, welche p1c_291.014 ein Theil der Fiction ist, wodurch sich der Dichter für den p1c_291.015 Stoff seines Gedichts wirklich bestimmte Wesen schafft, wie p1c_291.016 z. B. der Hunger des Ovid, die Fama des Virgil. Nur p1c_291.017 von der Figur kann hier die Rede seyn, wo unpersönlichep1c_291.018 Wesen durch die Rede, nicht durch den Jnhalt lebendig p1c_291.019 werden. Te nemus, te liquidi flevere lacus, oder p1c_291.020 wenn Turnus seine Lanze anredet. (Aeneid. XII. 93.) ─ p1c_291.021 Keine Poesie geht in Belebung todter Dinge weiter, als p1c_291.022 die hebräische. Die Pfeile sind Söhne des Bogens und des p1c_291.023 Köchers. Das Schwert des Donners Bruder. Das Meer p1c_291.024 wird geboren wie ein Kind in Wolken gewindelt. Die Tiefe p1c_291.025 ächzt (Habacuc 4, 10. 11.). Die Höhe erhebt die Hände. p1c_291.026 An einem andern Orte (Ps. 98, 7.) singen die Berge Jubel, p1c_291.027 die Ströme klopfen in die Hände כ־ואחמי תודהכ ─ p1c_291.028 Auch abstrakte Begriffe werden personifizirt. Die Weisheit
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/349>, abgerufen am 23.11.2024.
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