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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804.

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in Deutschland hat der italienische und französische Geschmack p1c_315.002
überhand genommen, das Heiligthum des Lebens und die p1c_315.003
Mysterien der Liebe mit kalten Scherzen zu entweihen, und p1c_315.004
die Kunst hat dadurch eben so verloren, als die poetische p1c_315.005
Sprache. Die höhere Kunst, wie wir von den Griechen p1c_315.006
lernen, ist eben so keusch, wie die Natur. Alle Zweydeutigkeiten p1c_315.007
dagegen, mit denen ein kultivirter Verstand seinen p1c_315.008
Scherz treibt, sind eben wegen ihrer scheinbaren Anständigkeit p1c_315.009
eine bittere Satyre auf die wahre Schaamhaftigkeit und p1c_315.010
erniedrigen den Menschen weit unter das Thier.

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Anmerk. 3. So viel von den merkwürdigsten figuris p1c_315.012
maioribus
der dichterischen Rede. Es giebt deren noch p1c_315.013
unzählige. Denn bey dem, welcher lebhaft spricht, tout p1c_315.014
prend un corps, une ame, un esprit, un visage
. p1c_315.015
Ein Kunstrichter vergleicht die Figuren mit den Stellungen p1c_315.016
eines behenden Fechters, deren einige, die am öftersten vorkommen, p1c_315.017
man benennen, aber nicht alle angeben kann. So p1c_315.018
findet sich bey der Satyre noch die ausgeführte Jronie als p1c_315.019
Figur. Der sarkasmos der Griechen z. B. wenn ein Held p1c_315.020
zu dem Besiegten sagt: Isthic nunc metuende iaces. - p1c_315.021
Die Paroemia oder sprüchwörtliche Redensart. Die Dubitatio, p1c_315.022
die Confessio, die Epitrophe, z. B. wenn man p1c_315.023
gewisse Blößen giebt, die aber nur Finten sind u. s. w. - p1c_315.024
Einige Figuren sind offenbare Spielereyen und werden äußerst p1c_315.025
selten geduldet werden können, z. B. der khiasmos. p1c_315.026
So sagt Justinian in seinen Jnstitutionen zu Anfang: Imperatoriam p1c_315.027
maiestatem non solum armis decoratam,

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Anmerk. 3. So viel von den merkwürdigsten figuris p1c_315.012
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man benennen, aber nicht alle angeben kann. So p1c_315.018
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zu dem Besiegten sagt: Isthic nunc metuende iaces. ─ p1c_315.021
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gewisse Blößen giebt, die aber nur Finten sind u. s. w. ─ p1c_315.024
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selten geduldet werden können, z. B. der χιασμος. p1c_315.026
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Zitationshilfe: Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/373>, abgerufen am 23.11.2024.