p1c_324.001 , die Construction wird ungewiß, und jeder p1c_324.002 wird sie anders vermuthen, als sie ausfällt. Die Parenthesis p1c_324.003 muß nicht unnöthig, sondern durch die Empfindung p1c_324.004 herbeygeführt seyn, indem sie etwas enthält, was der Redende p1c_324.005 nicht vergessen darf und was sich wie von selbst hervordrängt, p1c_324.006 (s. das Beyspiel S. 281.) oder was zur Erklärung p1c_324.007 des Hauptgedankens gehört, wie Aeneid. VIII. p1c_324.008 vs. 643. - Das skotison in Ansehung des Ausdrucks, p1c_324.009 welches der praeceptor eloquentiae beym Titus Livius p1c_324.010 als Regel aufstellt, damit man unerhört und neu spreche, p1c_324.011 damit der Zuhörer nicht nur verstehe, sondern selbst erfinde, p1c_324.012 ist ebenfalls ein Fehler. Es entsteht eine Dunkelheit dieser p1c_324.013 Art besonders aus drey Ursachen: a) wenn man zu viel unnütze p1c_324.014 Worte macht, welche den Gedanken verwässern und p1c_324.015 die Umrisse desselben gleichsam verwischen. Zur Weitschweifigkeitp1c_324.016 gehört die dictio florida, aller sogenannte p1c_324.017 ornatus und Colorit der Rede, alle epitheta ornantia, p1c_324.018 descriptiones und periphrases, die uns an ein Detail p1c_324.019 erinnern, was zum Zweck nicht paßt. Gleichnisse, von p1c_324.020 unbekannten Dingen hergenommen, die dunkler sind, p1c_324.021 als die Sache selbst u. s. w. Zwar giebt es eine Art Pleonasmus p1c_324.022 und Fülle der Rede bey den griechischen Tragikern, p1c_324.023 die zuweilen selbst dem Aristophanes Anlaß zum Spott gab. p1c_324.024 Doch hat dieser größtentheils, wie wir schon oben erwähnten, p1c_324.025 seinen guten Grund, und giebt der Rede Energie. p1c_324.026 Z. B. Wenn der Aggelos in den Persern Sc. III. zur p1c_324.027 Atossa sagt: Kserxes men autos ze te kai phaos blepei, p1c_324.028 so ist die Nachricht so beruhigend, daß man gern sie in mehrern
p1c_324.001 , die Construction wird ungewiß, und jeder p1c_324.002 wird sie anders vermuthen, als sie ausfällt. Die Parenthesis p1c_324.003 muß nicht unnöthig, sondern durch die Empfindung p1c_324.004 herbeygeführt seyn, indem sie etwas enthält, was der Redende p1c_324.005 nicht vergessen darf und was sich wie von selbst hervordrängt, p1c_324.006 (s. das Beyspiel S. 281.) oder was zur Erklärung p1c_324.007 des Hauptgedankens gehört, wie Aeneid. VIII. p1c_324.008 vs. 643. ─ Das σκοτισον in Ansehung des Ausdrucks, p1c_324.009 welches der praeceptor eloquentiae beym Titus Livius p1c_324.010 als Regel aufstellt, damit man unerhört und neu spreche, p1c_324.011 damit der Zuhörer nicht nur verstehe, sondern selbst erfinde, p1c_324.012 ist ebenfalls ein Fehler. Es entsteht eine Dunkelheit dieser p1c_324.013 Art besonders aus drey Ursachen: a) wenn man zu viel unnütze p1c_324.014 Worte macht, welche den Gedanken verwässern und p1c_324.015 die Umrisse desselben gleichsam verwischen. Zur Weitschweifigkeitp1c_324.016 gehört die dictio florida, aller sogenannte p1c_324.017 ornatus und Colorit der Rede, alle epitheta ornantia, p1c_324.018 descriptiones und periphrases, die uns an ein Detail p1c_324.019 erinnern, was zum Zweck nicht paßt. Gleichnisse, von p1c_324.020 unbekannten Dingen hergenommen, die dunkler sind, p1c_324.021 als die Sache selbst u. s. w. Zwar giebt es eine Art Pleonasmus p1c_324.022 und Fülle der Rede bey den griechischen Tragikern, p1c_324.023 die zuweilen selbst dem Aristophanes Anlaß zum Spott gab. p1c_324.024 Doch hat dieser größtentheils, wie wir schon oben erwähnten, p1c_324.025 seinen guten Grund, und giebt der Rede Energie. p1c_324.026 Z. B. Wenn der Ἀγγελος in den Persern Sc. III. zur p1c_324.027 Atossa sagt: Ξερξης μεν αὐτος ζη τε και φαος βλεπεῖ, p1c_324.028 so ist die Nachricht so beruhigend, daß man gern sie in mehrern
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/382>, abgerufen am 23.11.2024.
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