p1c_366.001 gleich seyn. Jedoch fällt hier die Unreinheit des Klanges p1c_366.002 nicht so sehr auf, zumal wenn sie nicht groß ist, da der p1c_366.003 Jctus gleich die Wortreihe schließt; z. B. Land, verwandt.p1c_366.004 Man findet sogar bey sorgsamen Dichtern Lied, p1c_366.005 glüht.d) Daß die Vokale oder Diphthongen bey männlichen p1c_366.006 Reimen in der letzten, bey weiblichen auch in der vorletzten p1c_366.007 Sylbe ähnlich lautend und von gleicher Länge und p1c_366.008 Kürze seyn. Wen und sprech en oder ewigen reimt nicht, p1c_366.009 weil hier Accentverschiedenheit statt findet. Arkadien und p1c_366.010 schön ist kein guter Reim. Alter thümern und schimmernp1c_366.011 findet sich jedoch auch bey Wieland. Verglichp1c_366.012 und kärglich würde gar nicht passen, denn der Accent der p1c_366.013 Vocale ist ganz verschieden. Fier, se fier wird verschieden p1c_366.014 ausgesprochen, denn das eine hat ein offnes e, das p1c_366.015 andre ein e ferme. Hier kommt alles auf einen guten p1c_366.016 Dialekt und Ohr des Dichters an. - Lia und donnap1c_366.017 reimt nicht im Französischen, weil bloße Vocale den männlichen p1c_366.018 Reim nicht vollenden, ausgenommen in einsylbigen p1c_366.019 Worten, z. B. vu, cru - aber lia und nia reimen - p1c_366.020 denn hier kann man es als einen weiblichen Ausgang ansehen. p1c_366.021 - Frere und severes reimt nicht, weil die Aussprache p1c_366.022 vom Singular und Plural doch verschieden ist. e) Wider p1c_366.023 die Reinheit des Reims läuft völlig die Gewohnheit einiger p1c_366.024 Völker, welche zuweilen nach der Orthographie reimen, p1c_366.025 wie man es im Englischen und Französischen hier und da p1c_366.026 findet. Denn der Reim ist nicht für das Auge, sondern für p1c_366.027 das Ohr. Selbst Voltaire, der doch das ois aus der französischen p1c_366.028 Orthographie zu verbannen suchte, reimt doch in
p1c_366.001 gleich seyn. Jedoch fällt hier die Unreinheit des Klanges p1c_366.002 nicht so sehr auf, zumal wenn sie nicht groß ist, da der p1c_366.003 Jctus gleich die Wortreihe schließt; z. B. Land, verwandt.p1c_366.004 Man findet sogar bey sorgsamen Dichtern Lied, p1c_366.005 glüht.d) Daß die Vokale oder Diphthongen bey männlichen p1c_366.006 Reimen in der letzten, bey weiblichen auch in der vorletzten p1c_366.007 Sylbe ähnlich lautend und von gleicher Länge und p1c_366.008 Kürze seyn. Wen und sprech en oder ewigen reimt nicht, p1c_366.009 weil hier Accentverschiedenheit statt findet. Arkadien und p1c_366.010 schön ist kein guter Reim. Alter thümern und schimmernp1c_366.011 findet sich jedoch auch bey Wieland. Verglichp1c_366.012 und kärglich würde gar nicht passen, denn der Accent der p1c_366.013 Vocale ist ganz verschieden. Fier, se fier wird verschieden p1c_366.014 ausgesprochen, denn das eine hat ein offnes e, das p1c_366.015 andre ein è fermé. Hier kommt alles auf einen guten p1c_366.016 Dialekt und Ohr des Dichters an. ─ Lia und donnap1c_366.017 reimt nicht im Französischen, weil bloße Vocale den männlichen p1c_366.018 Reim nicht vollenden, ausgenommen in einsylbigen p1c_366.019 Worten, z. B. vu, cru ─ aber lia und nia reimen ─ p1c_366.020 denn hier kann man es als einen weiblichen Ausgang ansehen. p1c_366.021 ─ Frere und severes reimt nicht, weil die Aussprache p1c_366.022 vom Singular und Plural doch verschieden ist. e) Wider p1c_366.023 die Reinheit des Reims läuft völlig die Gewohnheit einiger p1c_366.024 Völker, welche zuweilen nach der Orthographie reimen, p1c_366.025 wie man es im Englischen und Französischen hier und da p1c_366.026 findet. Denn der Reim ist nicht für das Auge, sondern für p1c_366.027 das Ohr. Selbst Voltaire, der doch das ois aus der französischen p1c_366.028 Orthographie zu verbannen suchte, reimt doch in
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0424"n="366"/><lbn="p1c_366.001"/>
gleich seyn. Jedoch fällt hier die Unreinheit des Klanges <lbn="p1c_366.002"/>
nicht so sehr auf, zumal wenn sie nicht groß ist, da der <lbn="p1c_366.003"/>
Jctus gleich die Wortreihe schließt; z. B. <hirendition="#g">Land, verwandt.</hi><lbn="p1c_366.004"/>
Man findet sogar bey sorgsamen Dichtern <hirendition="#g">Lied, <lbn="p1c_366.005"/>
glüht.</hi><hirendition="#aq">d</hi>) Daß die Vokale oder Diphthongen bey männlichen <lbn="p1c_366.006"/>
Reimen in der letzten, bey weiblichen auch in der vorletzten <lbn="p1c_366.007"/>
Sylbe ähnlich lautend und von gleicher Länge und <lbn="p1c_366.008"/>
Kürze seyn. <hirendition="#g">Wen</hi> und sprech <hirendition="#g">en</hi> oder ewig<hirendition="#g">en</hi> reimt nicht, <lbn="p1c_366.009"/>
weil hier Accentverschiedenheit statt findet. Arkadi<hirendition="#g">en</hi> und <lbn="p1c_366.010"/><hirendition="#g">schön</hi> ist kein guter Reim. Alter <hirendition="#g">thümern</hi> und <hirendition="#g">schimmern</hi><lbn="p1c_366.011"/>
findet sich jedoch auch bey <hirendition="#g">Wieland. Verglich</hi><lbn="p1c_366.012"/>
und <hirendition="#g">kärglich</hi> würde gar nicht passen, denn der Accent der <lbn="p1c_366.013"/>
Vocale ist ganz verschieden. <hirendition="#aq">Fier, se fier</hi> wird verschieden <lbn="p1c_366.014"/>
ausgesprochen, denn das eine hat ein offnes <hirendition="#aq">e</hi>, das <lbn="p1c_366.015"/>
andre ein <hirendition="#aq">è fermé</hi>. Hier kommt alles auf einen guten <lbn="p1c_366.016"/>
Dialekt und Ohr des Dichters an. ─<hirendition="#aq">Lia</hi> und <hirendition="#aq">donna</hi><lbn="p1c_366.017"/>
reimt nicht im Französischen, weil bloße Vocale den männlichen <lbn="p1c_366.018"/>
Reim nicht vollenden, ausgenommen in einsylbigen <lbn="p1c_366.019"/>
Worten, z. B. <hirendition="#aq">vu, cru</hi>─ aber <hirendition="#aq">lia</hi> und <hirendition="#aq">nia</hi> reimen ─<lbn="p1c_366.020"/>
denn hier kann man es als einen weiblichen Ausgang ansehen. <lbn="p1c_366.021"/>─<hirendition="#aq">Frere</hi> und <hirendition="#aq">severes</hi> reimt nicht, weil die Aussprache <lbn="p1c_366.022"/>
vom Singular und Plural doch verschieden ist. <hirendition="#aq">e</hi>) Wider <lbn="p1c_366.023"/>
die Reinheit des Reims läuft völlig die Gewohnheit einiger <lbn="p1c_366.024"/>
Völker, welche zuweilen nach der Orthographie reimen, <lbn="p1c_366.025"/>
wie man es im Englischen und Französischen hier und da <lbn="p1c_366.026"/>
findet. Denn der Reim ist nicht für das Auge, sondern für <lbn="p1c_366.027"/>
das Ohr. Selbst Voltaire, der doch das <hirendition="#aq">ois</hi> aus der französischen <lbn="p1c_366.028"/>
Orthographie zu verbannen suchte, reimt doch in
</p></div></div></body></text></TEI>
[366/0424]
p1c_366.001
gleich seyn. Jedoch fällt hier die Unreinheit des Klanges p1c_366.002
nicht so sehr auf, zumal wenn sie nicht groß ist, da der p1c_366.003
Jctus gleich die Wortreihe schließt; z. B. Land, verwandt. p1c_366.004
Man findet sogar bey sorgsamen Dichtern Lied, p1c_366.005
glüht. d) Daß die Vokale oder Diphthongen bey männlichen p1c_366.006
Reimen in der letzten, bey weiblichen auch in der vorletzten p1c_366.007
Sylbe ähnlich lautend und von gleicher Länge und p1c_366.008
Kürze seyn. Wen und sprech en oder ewigen reimt nicht, p1c_366.009
weil hier Accentverschiedenheit statt findet. Arkadien und p1c_366.010
schön ist kein guter Reim. Alter thümern und schimmern p1c_366.011
findet sich jedoch auch bey Wieland. Verglich p1c_366.012
und kärglich würde gar nicht passen, denn der Accent der p1c_366.013
Vocale ist ganz verschieden. Fier, se fier wird verschieden p1c_366.014
ausgesprochen, denn das eine hat ein offnes e, das p1c_366.015
andre ein è fermé. Hier kommt alles auf einen guten p1c_366.016
Dialekt und Ohr des Dichters an. ─ Lia und donna p1c_366.017
reimt nicht im Französischen, weil bloße Vocale den männlichen p1c_366.018
Reim nicht vollenden, ausgenommen in einsylbigen p1c_366.019
Worten, z. B. vu, cru ─ aber lia und nia reimen ─ p1c_366.020
denn hier kann man es als einen weiblichen Ausgang ansehen. p1c_366.021
─ Frere und severes reimt nicht, weil die Aussprache p1c_366.022
vom Singular und Plural doch verschieden ist. e) Wider p1c_366.023
die Reinheit des Reims läuft völlig die Gewohnheit einiger p1c_366.024
Völker, welche zuweilen nach der Orthographie reimen, p1c_366.025
wie man es im Englischen und Französischen hier und da p1c_366.026
findet. Denn der Reim ist nicht für das Auge, sondern für p1c_366.027
das Ohr. Selbst Voltaire, der doch das ois aus der französischen p1c_366.028
Orthographie zu verbannen suchte, reimt doch in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/424>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.