p1c_371.001 Reime. Das that auch Wieland und gab seiner achtzeiligen p1c_371.002 Stanze im Oberon eine freyere Form, ließ männliche p1c_371.003 und weibliche Reime in längern und kürzern Versen abwechseln p1c_371.004 und die gleichen Reime oft zusammenfallen. So p1c_371.005 ersetzte er, was der deutschen Stanze an musikalischer p1c_371.006 Weichheit abging, durch Leichtigkeit und Kraft. Das p1c_371.007 Einzige bleibt jedoch zu wünschen übrig, daß die deutsche p1c_371.008 Stanze die Chiave oder das weibliche Schlußdistichon regelmäßig p1c_371.009 beybehielte. Dadurch bekommt jeder Periode, jede p1c_371.010 Stanze einen so ruhigen Schluß, der für das erzählende p1c_371.011 Gedicht durchgängig anzurathen ist. Wieland hat dies nicht p1c_371.012 beobachtet. Allein die Stanzen, wo er es thut, sind immer p1c_371.013 vorzüglicher, als andre. Die eigentliche Ottava hat, p1c_371.014 wie Schiller vortrefflich sagt, die Liebe geschaffen. Daher p1c_371.015 muß sie auch nur für höhere lyrische Gegenstände aufbehalten p1c_371.016 werden, und vor allen Dingen für kleinere Stücke, wo p1c_371.017 eine Art Zwang zur Ründung, nicht zur Gezwungenheit p1c_371.018 wird. d) Die Sonnette haben auch ein regelmäßiges p1c_371.019 Reimsystem. Sie bestehen aus zwey Quatrains, in denen p1c_371.020 sich je vier Reime correspondiren, und zwey Terzetten, in p1c_371.021 denen sich wenigstens ein Reim correspondiren muß. Beym p1c_371.022 Petrark correspondiren sich auch gewöhnlich alle drey Reime p1c_371.023 der Terzetten. Mit diesen vierzehn Versen ist das Gedicht p1c_371.024 beschlossen. Für die Weichheit des Sonnets sind selbst im p1c_371.025 Deutschen die abwechselnden weiblichen Ausgänge anzuempfehlen. p1c_371.026 e) Das Rondeau ward besonders von den p1c_371.027 Franzosen zu den Zeiten des Marot in Aufnahme gebracht. p1c_371.028 Es besteht aus drey Couplets, das erste von fünf, das
p1c_371.001 Reime. Das that auch Wieland und gab seiner achtzeiligen p1c_371.002 Stanze im Oberon eine freyere Form, ließ männliche p1c_371.003 und weibliche Reime in längern und kürzern Versen abwechseln p1c_371.004 und die gleichen Reime oft zusammenfallen. So p1c_371.005 ersetzte er, was der deutschen Stanze an musikalischer p1c_371.006 Weichheit abging, durch Leichtigkeit und Kraft. Das p1c_371.007 Einzige bleibt jedoch zu wünschen übrig, daß die deutsche p1c_371.008 Stanze die Chiave oder das weibliche Schlußdistichon regelmäßig p1c_371.009 beybehielte. Dadurch bekommt jeder Periode, jede p1c_371.010 Stanze einen so ruhigen Schluß, der für das erzählende p1c_371.011 Gedicht durchgängig anzurathen ist. Wieland hat dies nicht p1c_371.012 beobachtet. Allein die Stanzen, wo er es thut, sind immer p1c_371.013 vorzüglicher, als andre. Die eigentliche Ottava hat, p1c_371.014 wie Schiller vortrefflich sagt, die Liebe geschaffen. Daher p1c_371.015 muß sie auch nur für höhere lyrische Gegenstände aufbehalten p1c_371.016 werden, und vor allen Dingen für kleinere Stücke, wo p1c_371.017 eine Art Zwang zur Ründung, nicht zur Gezwungenheit p1c_371.018 wird. d) Die Sonnette haben auch ein regelmäßiges p1c_371.019 Reimsystem. Sie bestehen aus zwey Quatrains, in denen p1c_371.020 sich je vier Reime correspondiren, und zwey Terzetten, in p1c_371.021 denen sich wenigstens ein Reim correspondiren muß. Beym p1c_371.022 Petrark correspondiren sich auch gewöhnlich alle drey Reime p1c_371.023 der Terzetten. Mit diesen vierzehn Versen ist das Gedicht p1c_371.024 beschlossen. Für die Weichheit des Sonnets sind selbst im p1c_371.025 Deutschen die abwechselnden weiblichen Ausgänge anzuempfehlen. p1c_371.026 e) Das Rondeau ward besonders von den p1c_371.027 Franzosen zu den Zeiten des Marot in Aufnahme gebracht. p1c_371.028 Es besteht aus drey Couplets, das erste von fünf, das
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/429>, abgerufen am 23.11.2024.
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