p1c_399.001 zuweilen solche Verse angenehmer macht. - 5) Da das Metrum p1c_399.002 einen dem Jctus und der Quantität nach immer wiederkehrenden p1c_399.003 gleichen Gang hat, so verstattet es auch, wie Quinctilian p1c_399.004 sehr richtig bemerkt, eigentlich keine solchen Pausen, p1c_399.005 wie der freye Rhythmus. Der Declamator kann die verschiedenen p1c_399.006 Theile eines prosaischen Periodens einander proportionirlich p1c_399.007 machen, indem er mehr oder weniger inne hält. p1c_399.008 Aber beym Metrum muß das gleiche Maaß auch durch eine p1c_399.009 immer gleich wiederkehrende Sylbenquantität bezeichnet werden. p1c_399.010 Der Trochäus, den die Deutschen wegen ihrer Armuth p1c_399.011 an Spondäen im Hexameter und Pentameter aufgenommen p1c_399.012 haben, verändert also die Natur dieser Verse p1c_399.013 ganz. Sie verliehren an metrischer Regelmäßigkeit. Hier p1c_399.014 war freylich ein Fall die Pausen anzuwenden, um Trochäus p1c_399.015 und Spondäus einander gleicher zu machen. Jndessen ist p1c_399.016 eigentlich der Hexameter der Deutschen ein ganz anderer p1c_399.017 Vers, als der alte. Er besitzt nicht die Fülle und ruhige p1c_399.018 Gleichmäßigkeit. Aber er giebt mehr Veränderungen und p1c_399.019 ist daher lyrischer. Er geht auch mehr nach den Gesetzen p1c_399.020 des freyen Rhythmus und verlangt größere Vorsicht, weil p1c_399.021 vom Trochäus auf den Daktylus immer ein Sprung ist, der p1c_399.022 leicht der proportionirlichen Evolution zuwider seyn kann. p1c_399.023 6) Da im Metrum jede Sylbe ihre für sich bestehende Quantität p1c_399.024 hat, so müssen die Sylben, welche nach einem metrischen p1c_399.025 Gesetze zusammenhängen, auch von einander gehörig p1c_399.026 getrennt seyn. Die Vocale müssen also nicht in einander fließen, p1c_399.027 sondern durch Consonanten so viel als möglich von einander p1c_399.028 abgesondert seyn, wenn die Sylben als verschieden
p1c_399.001 zuweilen solche Verse angenehmer macht. ─ 5) Da das Metrum p1c_399.002 einen dem Jctus und der Quantität nach immer wiederkehrenden p1c_399.003 gleichen Gang hat, so verstattet es auch, wie Quinctilian p1c_399.004 sehr richtig bemerkt, eigentlich keine solchen Pausen, p1c_399.005 wie der freye Rhythmus. Der Declamator kann die verschiedenen p1c_399.006 Theile eines prosaischen Periodens einander proportionirlich p1c_399.007 machen, indem er mehr oder weniger inne hält. p1c_399.008 Aber beym Metrum muß das gleiche Maaß auch durch eine p1c_399.009 immer gleich wiederkehrende Sylbenquantität bezeichnet werden. p1c_399.010 Der Trochäus, den die Deutschen wegen ihrer Armuth p1c_399.011 an Spondäen im Hexameter und Pentameter aufgenommen p1c_399.012 haben, verändert also die Natur dieser Verse p1c_399.013 ganz. Sie verliehren an metrischer Regelmäßigkeit. Hier p1c_399.014 war freylich ein Fall die Pausen anzuwenden, um Trochäus p1c_399.015 und Spondäus einander gleicher zu machen. Jndessen ist p1c_399.016 eigentlich der Hexameter der Deutschen ein ganz anderer p1c_399.017 Vers, als der alte. Er besitzt nicht die Fülle und ruhige p1c_399.018 Gleichmäßigkeit. Aber er giebt mehr Veränderungen und p1c_399.019 ist daher lyrischer. Er geht auch mehr nach den Gesetzen p1c_399.020 des freyen Rhythmus und verlangt größere Vorsicht, weil p1c_399.021 vom Trochäus auf den Daktylus immer ein Sprung ist, der p1c_399.022 leicht der proportionirlichen Evolution zuwider seyn kann. p1c_399.023 6) Da im Metrum jede Sylbe ihre für sich bestehende Quantität p1c_399.024 hat, so müssen die Sylben, welche nach einem metrischen p1c_399.025 Gesetze zusammenhängen, auch von einander gehörig p1c_399.026 getrennt seyn. Die Vocale müssen also nicht in einander fließen, p1c_399.027 sondern durch Consonanten so viel als möglich von einander p1c_399.028 abgesondert seyn, wenn die Sylben als verschieden
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0457"n="399"/><lbn="p1c_399.001"/>
zuweilen solche Verse angenehmer macht. ─ 5) Da das Metrum <lbn="p1c_399.002"/>
einen dem Jctus und der Quantität nach immer wiederkehrenden <lbn="p1c_399.003"/>
gleichen Gang hat, so verstattet es auch, wie Quinctilian <lbn="p1c_399.004"/>
sehr richtig bemerkt, eigentlich keine solchen Pausen, <lbn="p1c_399.005"/>
wie der freye Rhythmus. Der Declamator kann die verschiedenen <lbn="p1c_399.006"/>
Theile eines prosaischen Periodens einander proportionirlich <lbn="p1c_399.007"/>
machen, indem er mehr oder weniger inne hält. <lbn="p1c_399.008"/>
Aber beym Metrum muß das gleiche Maaß auch durch eine <lbn="p1c_399.009"/>
immer gleich wiederkehrende Sylbenquantität bezeichnet werden. <lbn="p1c_399.010"/>
Der Trochäus, den die Deutschen wegen ihrer Armuth <lbn="p1c_399.011"/>
an Spondäen im Hexameter und Pentameter aufgenommen <lbn="p1c_399.012"/>
haben, verändert also die Natur dieser Verse <lbn="p1c_399.013"/>
ganz. Sie verliehren an metrischer Regelmäßigkeit. Hier <lbn="p1c_399.014"/>
war freylich ein Fall die Pausen anzuwenden, um Trochäus <lbn="p1c_399.015"/>
und Spondäus einander gleicher zu machen. Jndessen ist <lbn="p1c_399.016"/>
eigentlich der Hexameter der Deutschen ein ganz anderer <lbn="p1c_399.017"/>
Vers, als der alte. Er besitzt nicht die Fülle und ruhige <lbn="p1c_399.018"/>
Gleichmäßigkeit. Aber er giebt mehr Veränderungen und <lbn="p1c_399.019"/>
ist daher lyrischer. Er geht auch mehr nach den Gesetzen <lbn="p1c_399.020"/>
des freyen Rhythmus und verlangt größere Vorsicht, weil <lbn="p1c_399.021"/>
vom Trochäus auf den Daktylus immer ein Sprung ist, der <lbn="p1c_399.022"/>
leicht der proportionirlichen Evolution zuwider seyn kann. <lbn="p1c_399.023"/>
6) Da im Metrum jede Sylbe ihre für sich bestehende Quantität <lbn="p1c_399.024"/>
hat, so müssen die Sylben, welche nach einem metrischen <lbn="p1c_399.025"/>
Gesetze zusammenhängen, auch von einander gehörig <lbn="p1c_399.026"/>
getrennt seyn. Die Vocale müssen also nicht in einander fließen, <lbn="p1c_399.027"/>
sondern durch Consonanten so viel als möglich von einander <lbn="p1c_399.028"/>
abgesondert seyn, wenn die Sylben als verschieden
</p></div></div></body></text></TEI>
[399/0457]
p1c_399.001
zuweilen solche Verse angenehmer macht. ─ 5) Da das Metrum p1c_399.002
einen dem Jctus und der Quantität nach immer wiederkehrenden p1c_399.003
gleichen Gang hat, so verstattet es auch, wie Quinctilian p1c_399.004
sehr richtig bemerkt, eigentlich keine solchen Pausen, p1c_399.005
wie der freye Rhythmus. Der Declamator kann die verschiedenen p1c_399.006
Theile eines prosaischen Periodens einander proportionirlich p1c_399.007
machen, indem er mehr oder weniger inne hält. p1c_399.008
Aber beym Metrum muß das gleiche Maaß auch durch eine p1c_399.009
immer gleich wiederkehrende Sylbenquantität bezeichnet werden. p1c_399.010
Der Trochäus, den die Deutschen wegen ihrer Armuth p1c_399.011
an Spondäen im Hexameter und Pentameter aufgenommen p1c_399.012
haben, verändert also die Natur dieser Verse p1c_399.013
ganz. Sie verliehren an metrischer Regelmäßigkeit. Hier p1c_399.014
war freylich ein Fall die Pausen anzuwenden, um Trochäus p1c_399.015
und Spondäus einander gleicher zu machen. Jndessen ist p1c_399.016
eigentlich der Hexameter der Deutschen ein ganz anderer p1c_399.017
Vers, als der alte. Er besitzt nicht die Fülle und ruhige p1c_399.018
Gleichmäßigkeit. Aber er giebt mehr Veränderungen und p1c_399.019
ist daher lyrischer. Er geht auch mehr nach den Gesetzen p1c_399.020
des freyen Rhythmus und verlangt größere Vorsicht, weil p1c_399.021
vom Trochäus auf den Daktylus immer ein Sprung ist, der p1c_399.022
leicht der proportionirlichen Evolution zuwider seyn kann. p1c_399.023
6) Da im Metrum jede Sylbe ihre für sich bestehende Quantität p1c_399.024
hat, so müssen die Sylben, welche nach einem metrischen p1c_399.025
Gesetze zusammenhängen, auch von einander gehörig p1c_399.026
getrennt seyn. Die Vocale müssen also nicht in einander fließen, p1c_399.027
sondern durch Consonanten so viel als möglich von einander p1c_399.028
abgesondert seyn, wenn die Sylben als verschieden
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/457>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.