Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804.p1c_405.001 p1c_405.001 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0463" n="405"/><lb n="p1c_405.001"/> regelmäßig wiederkehrende Gang von Zeitabschnitten macht <lb n="p1c_405.002"/> an sich ein ästhetisches Vergnügen, weil es die Jdee eines <lb n="p1c_405.003"/> Ganzen erweckt. Nun kann aber Takt und Quantität des Metrums <lb n="p1c_405.004"/> selbst verschieden seyn, nach der Gemüthsstimmung <lb n="p1c_405.005"/> des Dichters. ─ „Wohllaut gefällt, Bewegung noch mehr. <lb n="p1c_405.006"/> Zur Gespielin gab dem Herzen ich sie. Diesem säumt, eilet <lb n="p1c_405.007"/> sie nach, Bildern folgt leiseren Trittes ferne sie nur“ sagt <lb n="p1c_405.008"/> Klopstock, und unter <hi rendition="#g">Bewegung</hi> versteht er eben den <lb n="p1c_405.009"/> Ausdruck des Metrums, der zum Herzen spricht. Ueberhaupt <lb n="p1c_405.010"/> enthält dieser Vers die ganze Theorie, in wie fern <lb n="p1c_405.011"/> ein Metrum nachahmen und mahlen soll. Das Metrum <lb n="p1c_405.012"/> muß die ganze <hi rendition="#g">Gemüthsstimmung</hi> des Dichters ausdrücken, <lb n="p1c_405.013"/> nach einzelnen Bildern soll es sich weniger richten. <lb n="p1c_405.014"/> Bey den alten Dichtern, zumal den epischen, findet man <lb n="p1c_405.015"/> mehr Jnteresse für Darstellung der sinnlichen Natur. Daher <lb n="p1c_405.016"/> richtet sich das Metrum auch mehr nach den einzelnen <lb n="p1c_405.017"/> Gegenständen, z. B. <hi rendition="#aq">Il. <foreign xml:lang="grc">μ</foreign></hi>. 459. wo Hektor das Thor erobert, <lb n="p1c_405.018"/> ist die metrische Darstellung äußerst mahlerisch: <foreign xml:lang="grc">ρηζε</foreign> <lb n="p1c_405.019"/> <foreign xml:lang="grc">δ' ἀπ' ἀμφοτερους θαιρους·</foreign> <foreign xml:lang="grc">π</foreign>~̆<foreign xml:lang="grc">εσ</foreign>~̆<foreign xml:lang="grc">ε δ̄έ</foreign> <foreign xml:lang="grc">λ</foreign>~̆<foreign xml:lang="grc">ιθ</foreign>~̆<foreign xml:lang="grc">ος ε̄ἰσω̄</foreign> ─ <foreign xml:lang="grc">Βρῑθ</foreign>~̆<foreign xml:lang="grc">οσ</foreign>~̆<foreign xml:lang="grc">υνη</foreign> <lb n="p1c_405.020"/> ─ <foreign xml:lang="grc">μεγα δ' ἀμφι πυλαι μυκον·</foreign> <foreign xml:lang="grc">οὐδ' ἀρ ὀχηες</foreign> ─ <lb n="p1c_405.021"/> <foreign xml:lang="grc">ἐσχεθετην, σανιδες δε διετμαγεν ἀλλυδις ἀλλῃ</foreign> ─ <foreign xml:lang="grc">λᾱ</foreign>~̆<foreign xml:lang="grc">ας</foreign> <lb n="p1c_405.022"/> ~̆<foreign xml:lang="grc">ὑπᾱι ρῑπη̄ς</foreign>. ─ Der Stein, der in das Thor hineinfällt, <lb n="p1c_405.023"/> die durchbrechende Schwere desselben (<foreign xml:lang="grc">Βρῑθ</foreign>~̆<foreign xml:lang="grc">οσ</foreign>~̆<foreign xml:lang="grc">υνη̄</foreign>), das <lb n="p1c_405.024"/> Auseinanderfliegen der Trümmern, verursacht durch den <lb n="p1c_405.025"/> Stoß des Steines (<foreign xml:lang="grc">ὑπᾱι ρῑπη̄ς</foreign>), ist sehr stark durch das </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [405/0463]
p1c_405.001
regelmäßig wiederkehrende Gang von Zeitabschnitten macht p1c_405.002
an sich ein ästhetisches Vergnügen, weil es die Jdee eines p1c_405.003
Ganzen erweckt. Nun kann aber Takt und Quantität des Metrums p1c_405.004
selbst verschieden seyn, nach der Gemüthsstimmung p1c_405.005
des Dichters. ─ „Wohllaut gefällt, Bewegung noch mehr. p1c_405.006
Zur Gespielin gab dem Herzen ich sie. Diesem säumt, eilet p1c_405.007
sie nach, Bildern folgt leiseren Trittes ferne sie nur“ sagt p1c_405.008
Klopstock, und unter Bewegung versteht er eben den p1c_405.009
Ausdruck des Metrums, der zum Herzen spricht. Ueberhaupt p1c_405.010
enthält dieser Vers die ganze Theorie, in wie fern p1c_405.011
ein Metrum nachahmen und mahlen soll. Das Metrum p1c_405.012
muß die ganze Gemüthsstimmung des Dichters ausdrücken, p1c_405.013
nach einzelnen Bildern soll es sich weniger richten. p1c_405.014
Bey den alten Dichtern, zumal den epischen, findet man p1c_405.015
mehr Jnteresse für Darstellung der sinnlichen Natur. Daher p1c_405.016
richtet sich das Metrum auch mehr nach den einzelnen p1c_405.017
Gegenständen, z. B. Il. μ. 459. wo Hektor das Thor erobert, p1c_405.018
ist die metrische Darstellung äußerst mahlerisch: ρηζε p1c_405.019
δ' ἀπ' ἀμφοτερους θαιρους· π~̆εσ~̆ε δ̄έ λ~̆ιθ~̆ος ε̄ἰσω̄ ─ Βρῑθ~̆οσ~̆υνη p1c_405.020
─ μεγα δ' ἀμφι πυλαι μυκον· οὐδ' ἀρ ὀχηες ─ p1c_405.021
ἐσχεθετην, σανιδες δε διετμαγεν ἀλλυδις ἀλλῃ ─ λᾱ~̆ας p1c_405.022
~̆ὑπᾱι ρῑπη̄ς. ─ Der Stein, der in das Thor hineinfällt, p1c_405.023
die durchbrechende Schwere desselben (Βρῑθ~̆οσ~̆υνη̄), das p1c_405.024
Auseinanderfliegen der Trümmern, verursacht durch den p1c_405.025
Stoß des Steines (ὑπᾱι ρῑπη̄ς), ist sehr stark durch das
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |