p1c_409.001 eben dies findet sich bey Thomson, Addison, Otway u. a. m. p1c_409.002 Der eilfsylbige jambische Vers hat wegen seines trochäischen p1c_409.003 Ausgangs eine Weichheit, die, wenn er oft hinter einander p1c_409.004 gebraucht wird, das Metrum sehr matt macht. Unsre p1c_409.005 Deutschen, etwa Lessing und Klopstock (im Salomo) ausgenommen, p1c_409.006 haben sich auch wenig Mühe mit dem Jamben p1c_409.007 gegeben, und gebrauchen besonders den eilfsylbigen im Trauerspiel p1c_409.008 zu viel. - Auch fehlt es darin an reinen Kürzen p1c_409.009 nicht so sehr, als an Längen, und da der Jctus des Jamben p1c_409.010 sehr stark ist, so macht es einen schlechten Effekt, wenn er p1c_409.011 in pari sede auf eine kurze Sylbe fällt. - Der zehnsylbige p1c_409.012 jambische Vers ist auch von epischen und beschreibenden p1c_409.013 Dichtern, z. B. Milton, Thomson, Glover, in Sprachen p1c_409.014 gebraucht worden, die des Hexameters nicht fähig sind. p1c_409.015 Was den Senarius insbesondre betrifft, so hat ihn Horaz p1c_409.016 auch in den Epoden, in den lyrischen Stücken, welche zum p1c_409.017 Theil Jnvectiven sind, folglich sich der Sprache des gewöhnlichen p1c_409.018 Lebens mehr nähern. Und bey der heftigen Satyre p1c_409.019 ist der Jambus an seiner ursprünglichen Stelle, wenn p1c_409.020 es wahr ist, daß Archilochus diese Versart zuerst zu Schriften p1c_409.021 wider seine Feinde mit solchem Erfolg gebraucht hat, p1c_409.022 daß sie sich voll Verdruß darüber erhenkten. b) Der Trimeter p1c_409.023 Scazon hat anstatt des sechsten Jamben einen Trochäen p1c_409.024 oder Spondäus. Dieses Metrum scheint mit Erfolg p1c_409.025 für kleine naive Erzählungen gebraucht werden zu können. p1c_409.026 Der sogenannte Babrius, oder nach Herder Valerius (Balerios), p1c_409.027 hat seine Fabeln in dergleichen Choliamben geschrieben. p1c_409.028 Wir haben noch drey seiner Fabeln, die Lafontaine
p1c_409.001 eben dies findet sich bey Thomson, Addison, Otway u. a. m. p1c_409.002 Der eilfsylbige jambische Vers hat wegen seines trochäischen p1c_409.003 Ausgangs eine Weichheit, die, wenn er oft hinter einander p1c_409.004 gebraucht wird, das Metrum sehr matt macht. Unsre p1c_409.005 Deutschen, etwa Lessing und Klopstock (im Salomo) ausgenommen, p1c_409.006 haben sich auch wenig Mühe mit dem Jamben p1c_409.007 gegeben, und gebrauchen besonders den eilfsylbigen im Trauerspiel p1c_409.008 zu viel. ─ Auch fehlt es darin an reinen Kürzen p1c_409.009 nicht so sehr, als an Längen, und da der Jctus des Jamben p1c_409.010 sehr stark ist, so macht es einen schlechten Effekt, wenn er p1c_409.011 in pari sede auf eine kurze Sylbe fällt. ─ Der zehnsylbige p1c_409.012 jambische Vers ist auch von epischen und beschreibenden p1c_409.013 Dichtern, z. B. Milton, Thomson, Glover, in Sprachen p1c_409.014 gebraucht worden, die des Hexameters nicht fähig sind. p1c_409.015 Was den Senarius insbesondre betrifft, so hat ihn Horaz p1c_409.016 auch in den Epoden, in den lyrischen Stücken, welche zum p1c_409.017 Theil Jnvectiven sind, folglich sich der Sprache des gewöhnlichen p1c_409.018 Lebens mehr nähern. Und bey der heftigen Satyre p1c_409.019 ist der Jambus an seiner ursprünglichen Stelle, wenn p1c_409.020 es wahr ist, daß Archilochus diese Versart zuerst zu Schriften p1c_409.021 wider seine Feinde mit solchem Erfolg gebraucht hat, p1c_409.022 daß sie sich voll Verdruß darüber erhenkten. b) Der Trimeter p1c_409.023 Scazon hat anstatt des sechsten Jamben einen Trochäen p1c_409.024 oder Spondäus. Dieses Metrum scheint mit Erfolg p1c_409.025 für kleine naive Erzählungen gebraucht werden zu können. p1c_409.026 Der sogenannte Babrius, oder nach Herder Valerius (Βαλεριος), p1c_409.027 hat seine Fabeln in dergleichen Choliamben geschrieben. p1c_409.028 Wir haben noch drey seiner Fabeln, die Lafontaine
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/467>, abgerufen am 23.11.2024.
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