p1c_411.001 folgendermaßen anhebt: "Auf Germanien, soll dein alter p1c_411.002 Schimmer" - und so in Hendecasyllaben fortfährt, so p1c_411.003 verkennt er den Charakter des Metrums, und man sieht p1c_411.004 daraus, wie nöthig es ist, daß die Poetik das Verhältniß p1c_411.005 der Sylbenmaaße zur Empfindung festsetzt. e) Die Alexandriner, p1c_411.006 eine mit Reimen verbundene Versart von trochäischem p1c_411.007 Gesetz. Es wechseln gewöhnlich männliche und p1c_411.008 weibliche Reime ab. Der männliche Vers hat zwölf Sylben, p1c_411.009 ist also zuweilen eine Art Senarius. Der weibliche p1c_411.010 dreyzehn Sylben, eine Art Trimeter hypercatalecticus, p1c_411.011 (welcher beym Plautus jedoch mit andern mehrsylbigen Füssen p1c_411.012 vermischt und mit andern Cäsuren vorkommt.) Die p1c_411.013 Alexandriner sind das eigenthümliche metrum heroicump1c_411.014 der Franzosen und finden in ihren Epopeen und Tragödien p1c_411.015 statt. Ein Gedicht von den Thaten Alexanders aus dem p1c_411.016 zwölften Jahrhundert soll dieser Versart den Namen gegeben p1c_411.017 haben. Doch ist sie schon vorher vorhanden gewesen. p1c_411.018 Andre leiten sie von einem Dichter, Namens Alexander, p1c_411.019 her. - Der Hauptabschnitt, nach der sechsten Sylbe, wodurch p1c_411.020 der Alexandriner ganz wider die Regeln des Rhythmus p1c_411.021 und der Cäsur der Alten in beynah gleiche Theile getheilt p1c_411.022 wird, macht den Vers freylich monoton. Nach p1c_411.023 Boilean soll der Sinn das Hemistiche genau bemerken. Auch p1c_411.024 dürfen die Abschnittsylben in der Mitte des Verses sich mit p1c_411.025 den Abschnittsylben des folgenden oder den Endsylben nicht p1c_411.026 reimen. Jndessen suchten die Dichter nach und nach die p1c_411.027 Hauptcäsur zu verbergen. Einige führten einen weiblichen p1c_411.028 Abschnitt ein, z. B. "Wie zärtlich klagt der Vogel und
p1c_411.001 folgendermaßen anhebt: „Aūf Gērmānĭen̆, sōll dĕin āltĕr p1c_411.002 Schimmer“ ─ und so in Hendecasyllaben fortfährt, so p1c_411.003 verkennt er den Charakter des Metrums, und man sieht p1c_411.004 daraus, wie nöthig es ist, daß die Poetik das Verhältniß p1c_411.005 der Sylbenmaaße zur Empfindung festsetzt. e) Die Alexandriner, p1c_411.006 eine mit Reimen verbundene Versart von trochäischem p1c_411.007 Gesetz. Es wechseln gewöhnlich männliche und p1c_411.008 weibliche Reime ab. Der männliche Vers hat zwölf Sylben, p1c_411.009 ist also zuweilen eine Art Senarius. Der weibliche p1c_411.010 dreyzehn Sylben, eine Art Trimeter hypercatalecticus, p1c_411.011 (welcher beym Plautus jedoch mit andern mehrsylbigen Füssen p1c_411.012 vermischt und mit andern Cäsuren vorkommt.) Die p1c_411.013 Alexandriner sind das eigenthümliche metrum heroicump1c_411.014 der Franzosen und finden in ihren Epopeen und Tragödien p1c_411.015 statt. Ein Gedicht von den Thaten Alexanders aus dem p1c_411.016 zwölften Jahrhundert soll dieser Versart den Namen gegeben p1c_411.017 haben. Doch ist sie schon vorher vorhanden gewesen. p1c_411.018 Andre leiten sie von einem Dichter, Namens Alexander, p1c_411.019 her. ─ Der Hauptabschnitt, nach der sechsten Sylbe, wodurch p1c_411.020 der Alexandriner ganz wider die Regeln des Rhythmus p1c_411.021 und der Cäsur der Alten in beynah gleiche Theile getheilt p1c_411.022 wird, macht den Vers freylich monoton. Nach p1c_411.023 Boilean soll der Sinn das Hemistiche genau bemerken. Auch p1c_411.024 dürfen die Abschnittsylben in der Mitte des Verses sich mit p1c_411.025 den Abschnittsylben des folgenden oder den Endsylben nicht p1c_411.026 reimen. Jndessen suchten die Dichter nach und nach die p1c_411.027 Hauptcäsur zu verbergen. Einige führten einen weiblichen p1c_411.028 Abschnitt ein, z. B. „Wie zärtlich klagt der Vogel und
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Schimmer“ ─ und so in Hendecasyllaben fortfährt, so p1c_411.003
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/469>, abgerufen am 23.11.2024.
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