p1c_419.001 weil sonst die Regeln leiden würden, die der Rhythmus feststellt. p1c_419.002 Zu diesen Versen, die mit dem Hexameter verbunden p1c_419.003 werden, gehört b) der Pentameter. Dieser hat eine p1c_419.004 Hauptcäsur, welche wider das Gesetz des Rhythmus den p1c_419.005 Vers in zwey ganz gleiche Reihen theilt. Vielleicht sind p1c_419.006 deswegen die Grammatiker zu entschuldigen, welche eine andere p1c_419.007 Abtheilung versuchten. Etwas verbergen läßt sich p1c_419.008 jedoch diese Gleichheit dadurch, daß man in der ersten Reihe p1c_419.009 Spondeen mit den Daktylen abwechseln läßt. - Jn der p1c_419.010 zweyten Reihe müssen reine Daktylen seyn, weil der Pentameter p1c_419.011 mit dem Hexameter verbunden ein daktylisches Distichon p1c_419.012 ausmacht, und es so nach nöthig ist, daß am Ende p1c_419.013 des poetischen Perioden der daktylische Gang eben so gehört p1c_419.014 werde, wie zu Anfang. Die deutschen Dichter beobachten p1c_419.015 dies nicht immer. Allein die deutschen Distichen werden p1c_419.016 auch oft sehr nachlässig gemacht. - Die römischen Dichter p1c_419.017 vermeiden die Elision in der Mitte des Pentameters. Doch p1c_419.018 finde ich einen Vers, wie den des Catulls: Si vera est p1c_419.019 Persarum impia relligio, rhythmisch schöner, weil er die p1c_419.020 Reihen weniger gleich macht. - Ovid hütet sich, den Pentameter p1c_419.021 mit einem dreysylbigen Worte zu schließen. Tibull p1c_419.022 thut es: plena coronato stare boves capite. Allein p1c_419.023 Ovid fühlte sehr richtig, daß durch den contrastirenden Anapäst p1c_419.024 oder Tribrachys am Ende des Distichons der Jctus des p1c_419.025 daktylischen Ganges vermindert werde, der doch in einem p1c_419.026 solchen daktylischen Distichon bis zu Ende aushalten soll. - p1c_419.027 Viersylbige Worte am Ende des Pentameters geben zwar p1c_419.028 dem Distichon mehr Munterkeit, als es am am Schlusse
p1c_419.001 weil sonst die Regeln leiden würden, die der Rhythmus feststellt. p1c_419.002 Zu diesen Versen, die mit dem Hexameter verbunden p1c_419.003 werden, gehört b) der Pentameter. Dieser hat eine p1c_419.004 Hauptcäsur, welche wider das Gesetz des Rhythmus den p1c_419.005 Vers in zwey ganz gleiche Reihen theilt. Vielleicht sind p1c_419.006 deswegen die Grammatiker zu entschuldigen, welche eine andere p1c_419.007 Abtheilung versuchten. Etwas verbergen läßt sich p1c_419.008 jedoch diese Gleichheit dadurch, daß man in der ersten Reihe p1c_419.009 Spondeen mit den Daktylen abwechseln läßt. ─ Jn der p1c_419.010 zweyten Reihe müssen reine Daktylen seyn, weil der Pentameter p1c_419.011 mit dem Hexameter verbunden ein daktylisches Distichon p1c_419.012 ausmacht, und es so nach nöthig ist, daß am Ende p1c_419.013 des poetischen Perioden der daktylische Gang eben so gehört p1c_419.014 werde, wie zu Anfang. Die deutschen Dichter beobachten p1c_419.015 dies nicht immer. Allein die deutschen Distichen werden p1c_419.016 auch oft sehr nachlässig gemacht. ─ Die römischen Dichter p1c_419.017 vermeiden die Elision in der Mitte des Pentameters. Doch p1c_419.018 finde ich einen Vers, wie den des Catulls: Si vera est p1c_419.019 Persarum impia relligio, rhythmisch schöner, weil er die p1c_419.020 Reihen weniger gleich macht. ─ Ovid hütet sich, den Pentameter p1c_419.021 mit einem dreysylbigen Worte zu schließen. Tibull p1c_419.022 thut es: plena coronato stare boves capite. Allein p1c_419.023 Ovid fühlte sehr richtig, daß durch den contrastirenden Anapäst p1c_419.024 oder Tribrachys am Ende des Distichons der Jctus des p1c_419.025 daktylischen Ganges vermindert werde, der doch in einem p1c_419.026 solchen daktylischen Distichon bis zu Ende aushalten soll. ─ p1c_419.027 Viersylbige Worte am Ende des Pentameters geben zwar p1c_419.028 dem Distichon mehr Munterkeit, als es am am Schlusse
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weil sonst die Regeln leiden würden, die der Rhythmus feststellt. p1c_419.002
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Persarum impia relligio, rhythmisch schöner, weil er die p1c_419.020
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/477>, abgerufen am 23.11.2024.
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