p1c_439.001 Deklamator hat folgendes in seiner Gewalt. 1) Bezeichnung p1c_439.002 gewisser Theile der Rede durch einen Accent oder p1c_439.003 Einschnitt mit Fallen und Steigen der Stimme und durch p1c_439.004 Pausen; 2) mehrern oder mindern Wohllaut; 3) eine gewisse p1c_439.005 gemeßne Quantität der Sylben; 4) eine gewisse Langsamkeit p1c_439.006 und Geschwindigkeit, und überhaupt Harmonie mit p1c_439.007 der Empfindung in Bewegung und Erhöhung der Stimme. p1c_439.008 Er muß also a) die Schönheiten des freyen Rhythmusp1c_439.009 durch Accente, Pausen, Erhöhung und Fallen der Stimme p1c_439.010 auszudrücken wissen. Das Gesetz des freyen Rhythmus besteht p1c_439.011 in einer proportionirlichen Evolution der Zeitabtheilungen p1c_439.012 durch Töne. Nichts, was hierinnen der Dichter that, p1c_439.013 darf der Deklamator entstellen. Er muß also die größern p1c_439.014 und kleinern Einschnitte und Ruhepunkte, welche der Dichter p1c_439.015 beobachtete, auch durch Accente und Jnnehalten auszeichnen. p1c_439.016 Er muß das Steigen und Fallen der Tonreihen p1c_439.017 durch Höhe und Tiefe der Stimme bemerkbar machen, er p1c_439.018 muß Sätzen, die sich auf einander beziehen, gewisse correspondirende p1c_439.019 Zeittheile geben. Hierdurch unterstützt er nicht p1c_439.020 nur die Deutlichkeit, zu welcher er schon als Vorleser p1c_439.021 verbunden ist, sondern er gefällt auch dem Ohre, das für p1c_439.022 den Rhythmus Gefühl hat. Daß schon der Rhythmus eine p1c_439.023 gewisse Erhöhung und Vertiefung der Stimme verlangt, ist p1c_439.024 leicht einzusehen. Der Rhythmus stellt die Bewegung in p1c_439.025 der Zeit dar, die nach gewissen Ruhepunkten geschieht. Die p1c_439.026 Stimme, die steigt, bewegt sich; die Stimme, die sinkt, p1c_439.027 nähert sich der Ruhe. Wollte also z. B. der Deklamator p1c_439.028 beym vollen Schlusse eines Perioden die Stimme in der Höhe
p1c_439.001 Deklamator hat folgendes in seiner Gewalt. 1) Bezeichnung p1c_439.002 gewisser Theile der Rede durch einen Accent oder p1c_439.003 Einschnitt mit Fallen und Steigen der Stimme und durch p1c_439.004 Pausen; 2) mehrern oder mindern Wohllaut; 3) eine gewisse p1c_439.005 gemeßne Quantität der Sylben; 4) eine gewisse Langsamkeit p1c_439.006 und Geschwindigkeit, und überhaupt Harmonie mit p1c_439.007 der Empfindung in Bewegung und Erhöhung der Stimme. p1c_439.008 Er muß also a) die Schönheiten des freyen Rhythmusp1c_439.009 durch Accente, Pausen, Erhöhung und Fallen der Stimme p1c_439.010 auszudrücken wissen. Das Gesetz des freyen Rhythmus besteht p1c_439.011 in einer proportionirlichen Evolution der Zeitabtheilungen p1c_439.012 durch Töne. Nichts, was hierinnen der Dichter that, p1c_439.013 darf der Deklamator entstellen. Er muß also die größern p1c_439.014 und kleinern Einschnitte und Ruhepunkte, welche der Dichter p1c_439.015 beobachtete, auch durch Accente und Jnnehalten auszeichnen. p1c_439.016 Er muß das Steigen und Fallen der Tonreihen p1c_439.017 durch Höhe und Tiefe der Stimme bemerkbar machen, er p1c_439.018 muß Sätzen, die sich auf einander beziehen, gewisse correspondirende p1c_439.019 Zeittheile geben. Hierdurch unterstützt er nicht p1c_439.020 nur die Deutlichkeit, zu welcher er schon als Vorleser p1c_439.021 verbunden ist, sondern er gefällt auch dem Ohre, das für p1c_439.022 den Rhythmus Gefühl hat. Daß schon der Rhythmus eine p1c_439.023 gewisse Erhöhung und Vertiefung der Stimme verlangt, ist p1c_439.024 leicht einzusehen. Der Rhythmus stellt die Bewegung in p1c_439.025 der Zeit dar, die nach gewissen Ruhepunkten geschieht. Die p1c_439.026 Stimme, die steigt, bewegt sich; die Stimme, die sinkt, p1c_439.027 nähert sich der Ruhe. Wollte also z. B. der Deklamator p1c_439.028 beym vollen Schlusse eines Perioden die Stimme in der Höhe
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Deklamator hat folgendes in seiner Gewalt. 1) Bezeichnung p1c_439.002
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Zeittheile geben. Hierdurch unterstützt er nicht p1c_439.020
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beym vollen Schlusse eines Perioden die Stimme in der Höhe
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/497>, abgerufen am 23.11.2024.
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