Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764.und bestimmt wird, so fehlt doch keine Lehre dar- innen, die zu einem solchen Gebäude gehört, und ob sie sich gleich verblümter Ausdrücke bedient, so wird doch immer ein Ausspruch durch den andern so eingeschränkt, oder erklärt, daß nicht einmal der Einfältigste zu einigem Jrrthume verleitet werden kann, wenn er nur einer mittelmäßigen Aufmerksamkeit fähig, und zur Vergleichung eines mit dem andern nicht völlig ungeschickt ist. So ist es mit allen den Stellen beschaffen, welche Gott menschliche Gliedmassen und Sinne zueig- nen. Kann sich wohl ein Mensch, wenn er sie mit einer nicht ganz schlummernden Seele liest, unter den Augen und Ohren, die sie ihm zuschrei- ben, etwas anders, als seine vollkommne und gewisse Erkenntniß aller Dinge, unter seinen Händen etwas anders, als seine Macht, unter seiner Annäherung und Entfernung, etwas an- ders als die merklichern oder unmerklichern Of- fenbarungen seiner Eigenschaften, unter dem ihm zugeschriebnen Zorne und Grimme etwas anders, als die schrecklichen Wirkungen seines wesentlichen Misfallens an der Unordnung und Sünde vor- stellen und denken? So vollkommen ist in jeder Betrachtung der Unterricht, den uns die Schrift von Gott giebt, überall verständlich und leicht, ohne unedel und niedrig, richtig, ohne ängstlich, abge-
und beſtimmt wird, ſo fehlt doch keine Lehre dar- innen, die zu einem ſolchen Gebäude gehört, und ob ſie ſich gleich verblümter Ausdrücke bedient, ſo wird doch immer ein Ausſpruch durch den andern ſo eingeſchränkt, oder erklärt, daß nicht einmal der Einfältigſte zu einigem Jrrthume verleitet werden kann, wenn er nur einer mittelmäßigen Aufmerkſamkeit fähig, und zur Vergleichung eines mit dem andern nicht völlig ungeſchickt iſt. So iſt es mit allen den Stellen beſchaffen, welche Gott menſchliche Gliedmaſſen und Sinne zueig- nen. Kann ſich wohl ein Menſch, wenn er ſie mit einer nicht ganz ſchlummernden Seele lieſt, unter den Augen und Ohren, die ſie ihm zuſchrei- ben, etwas anders, als ſeine vollkommne und gewiſſe Erkenntniß aller Dinge, unter ſeinen Händen etwas anders, als ſeine Macht, unter ſeiner Annäherung und Entfernung, etwas an- ders als die merklichern oder unmerklichern Of- fenbarungen ſeiner Eigenſchaften, unter dem ihm zugeſchriebnen Zorne und Grimme etwas anders, als die ſchrecklichen Wirkungen ſeines weſentlichen Misfallens an der Unordnung und Sünde vor- ſtellen und denken? So vollkommen iſt in jeder Betrachtung der Unterricht, den uns die Schrift von Gott giebt, überall verſtändlich und leicht, ohne unedel und niedrig, richtig, ohne ängſtlich, abge-
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und beſtimmt wird, ſo fehlt doch keine Lehre dar-
innen, die zu einem ſolchen Gebäude gehört, und
ob ſie ſich gleich verblümter Ausdrücke bedient, ſo
wird doch immer ein Ausſpruch durch den andern
ſo eingeſchränkt, oder erklärt, daß nicht einmal
der Einfältigſte zu einigem Jrrthume verleitet
werden kann, wenn er nur einer mittelmäßigen
Aufmerkſamkeit fähig, und zur Vergleichung eines
mit dem andern nicht völlig ungeſchickt iſt. So
iſt es mit allen den Stellen beſchaffen, welche
Gott menſchliche Gliedmaſſen und Sinne zueig-
nen. Kann ſich wohl ein Menſch, wenn er ſie
mit einer nicht ganz ſchlummernden Seele lieſt,
unter den Augen und Ohren, die ſie ihm zuſchrei-
ben, etwas anders, als ſeine vollkommne und
gewiſſe Erkenntniß aller Dinge, unter ſeinen
Händen etwas anders, als ſeine Macht, unter
ſeiner Annäherung und Entfernung, etwas an-
ders als die merklichern oder unmerklichern Of-
fenbarungen ſeiner Eigenſchaften, unter dem ihm
zugeſchriebnen Zorne und Grimme etwas anders,
als die ſchrecklichen Wirkungen ſeines weſentlichen
Misfallens an der Unordnung und Sünde vor-
ſtellen und denken? So vollkommen iſt in jeder
Betrachtung der Unterricht, den uns die Schrift
von Gott giebt, überall verſtändlich und leicht,
ohne unedel und niedrig, richtig, ohne ängſtlich,
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