sünder ist er nicht bey dieser Abwechslung von Bergen und Thälern; wie viel bequemer zur Wohnung von vielerley Arten von Lebendigen; wie viel geschickter vielerley Arten von Pflanzen und Gewächsen zu erzeugen! Gäbe es keine Ber- ge, so würden weniger Menschen und Thiere auf der Erde wohnen können; wir würden weniger Pflanzen, Kräuter und Bäume; wir würden keine Mineralien und Metalle haben; es würde uns an Quellen und Flüssen gebrechen, und was könnte die aufsteigenden Dünste verhindern, sich zu zerstreuen und gegen Mitternacht und Mittag zu verfliegen; was könnte sie zusammenhalten und verdicken, wenn es nicht die hohen und spi- tzigen Gebürge thäten, die von Morgen gegen Abend laufen, und sich durch so große und weit- läuftige Länder erstrecken? Wer muß nicht geste- hen, daß die ganze Anlage, Figur, innre und äußere Beschaffenheit der Erde nach den weisesten Gesetzen veranstaltet und eingerichtet sey, und zwar nach Gesetzen, welche sich alle auf die Lust und Glückseeligkeit der Lebendigen beziehen? Kann man sich wohl eine größre Thorheit denken, als die Einbildung, daß alles das von ungefähr so sey, wie es ist? Es gehört bey den Menschen Verstand und Scharfsinnigkeit dazu, in die Ab- sichten der Natur einzudringen, und das ewige
noth-
ſünder iſt er nicht bey dieſer Abwechslung von Bergen und Thälern; wie viel bequemer zur Wohnung von vielerley Arten von Lebendigen; wie viel geſchickter vielerley Arten von Pflanzen und Gewächſen zu erzeugen! Gäbe es keine Ber- ge, ſo würden weniger Menſchen und Thiere auf der Erde wohnen können; wir würden weniger Pflanzen, Kräuter und Bäume; wir würden keine Mineralien und Metalle haben; es würde uns an Quellen und Flüſſen gebrechen, und was könnte die aufſteigenden Dünſte verhindern, ſich zu zerſtreuen und gegen Mitternacht und Mittag zu verfliegen; was könnte ſie zuſammenhalten und verdicken, wenn es nicht die hohen und ſpi- tzigen Gebürge thäten, die von Morgen gegen Abend laufen, und ſich durch ſo große und weit- läuftige Länder erſtrecken? Wer muß nicht geſte- hen, daß die ganze Anlage, Figur, innre und äußere Beſchaffenheit der Erde nach den weiſeſten Geſetzen veranſtaltet und eingerichtet ſey, und zwar nach Geſetzen, welche ſich alle auf die Luſt und Glückſeeligkeit der Lebendigen beziehen? Kann man ſich wohl eine größre Thorheit denken, als die Einbildung, daß alles das von ungefähr ſo ſey, wie es iſt? Es gehört bey den Menſchen Verſtand und Scharfſinnigkeit dazu, in die Ab- ſichten der Natur einzudringen, und das ewige
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ſünder iſt er nicht bey dieſer Abwechslung von
Bergen und Thälern; wie viel bequemer zur
Wohnung von vielerley Arten von Lebendigen;
wie viel geſchickter vielerley Arten von Pflanzen
und Gewächſen zu erzeugen! Gäbe es keine Ber-
ge, ſo würden weniger Menſchen und Thiere auf
der Erde wohnen können; wir würden weniger
Pflanzen, Kräuter und Bäume; wir würden
keine Mineralien und Metalle haben; es würde
uns an Quellen und Flüſſen gebrechen, und was
könnte die aufſteigenden Dünſte verhindern, ſich
zu zerſtreuen und gegen Mitternacht und Mittag
zu verfliegen; was könnte ſie zuſammenhalten
und verdicken, wenn es nicht die hohen und ſpi-
tzigen Gebürge thäten, die von Morgen gegen
Abend laufen, und ſich durch ſo große und weit-
läuftige Länder erſtrecken? Wer muß nicht geſte-
hen, daß die ganze Anlage, Figur, innre und
äußere Beſchaffenheit der Erde nach den weiſeſten
Geſetzen veranſtaltet und eingerichtet ſey, und
zwar nach Geſetzen, welche ſich alle auf die Luſt
und Glückſeeligkeit der Lebendigen beziehen?
Kann man ſich wohl eine größre Thorheit denken,
als die Einbildung, daß alles das von ungefähr
ſo ſey, wie es iſt? Es gehört bey den Menſchen
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/205>, abgerufen am 23.11.2024.
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