auszurufen: Herr, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weislich geordnet!
Welche offenbare weise Absicht bloß in der Wahl der Farbe, womit alle Pflanzen geschmü- cket sind! Wären alle Felder weiß oder roth ge- färbt: Wer könnte den Glanz davon ertragen und in die Länge aushalten! Wäre die allgemei- ne Farbe dunkler und finstrer: Welch ein trauri- ger Anblick würde nicht die ganze Natur für uns seyn! Welch ein Mittel zwischen allen Farben ist nicht das erfrischende Grün! Welch eine Ver- wandtschaft hat es nicht mit der Bildung unsrer Augen, die es nie ermüdet und allezeit erquickt! Und doch ist gleichwohl in dieser einzigen Farbe ei- ne solche bewundernswürdige Mannichfaltigkeit, indem nicht ein einziges Gewächs in seinem Grün so licht oder so dunkel ist, als das andre. Jst hier nicht Ordnung? Jst hier nicht Regel? Jst hier kein Entwurf, keine Wahl aus Absicht!
Die Mannichfaltigkeit der Pflanzen geht beynahe ins Unendliche. Wer kann die Summe aller ihrer Geschlechter und Arten genau berech- nen! Und jede Gattung ist in ihrer Gestalt und Bildung, in den Theilen, woraus sie besteht, in
dem
auszurufen: Herr, wie ſind deine Werke ſo groß und viel! Du haſt ſie alle weislich geordnet!
Welche offenbare weiſe Abſicht bloß in der Wahl der Farbe, womit alle Pflanzen geſchmü- cket ſind! Wären alle Felder weiß oder roth ge- färbt: Wer könnte den Glanz davon ertragen und in die Länge aushalten! Wäre die allgemei- ne Farbe dunkler und finſtrer: Welch ein trauri- ger Anblick würde nicht die ganze Natur für uns ſeyn! Welch ein Mittel zwiſchen allen Farben iſt nicht das erfriſchende Grün! Welch eine Ver- wandtſchaft hat es nicht mit der Bildung unſrer Augen, die es nie ermüdet und allezeit erquickt! Und doch iſt gleichwohl in dieſer einzigen Farbe ei- ne ſolche bewundernswürdige Mannichfaltigkeit, indem nicht ein einziges Gewächs in ſeinem Grün ſo licht oder ſo dunkel iſt, als das andre. Jſt hier nicht Ordnung? Jſt hier nicht Regel? Jſt hier kein Entwurf, keine Wahl aus Abſicht!
Die Mannichfaltigkeit der Pflanzen geht beynahe ins Unendliche. Wer kann die Summe aller ihrer Geſchlechter und Arten genau berech- nen! Und jede Gattung iſt in ihrer Geſtalt und Bildung, in den Theilen, woraus ſie beſteht, in
dem
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0218"n="204"/>
auszurufen: <hirendition="#fr">Herr, wie ſind deine Werke<lb/>ſo groß und viel! Du haſt ſie alle weislich<lb/>
geordnet!</hi></p><lb/><p>Welche offenbare weiſe Abſicht bloß in der<lb/>
Wahl der Farbe, womit alle Pflanzen geſchmü-<lb/>
cket ſind! Wären alle Felder weiß oder roth ge-<lb/>
färbt: Wer könnte den Glanz davon ertragen<lb/>
und in die Länge aushalten! Wäre die allgemei-<lb/>
ne Farbe dunkler und finſtrer: Welch ein trauri-<lb/>
ger Anblick würde nicht die ganze Natur für uns<lb/>ſeyn! Welch ein Mittel zwiſchen allen Farben iſt<lb/>
nicht das erfriſchende Grün! Welch eine Ver-<lb/>
wandtſchaft hat es nicht mit der Bildung unſrer<lb/>
Augen, die es nie ermüdet und allezeit erquickt!<lb/>
Und doch iſt gleichwohl in dieſer einzigen Farbe ei-<lb/>
ne ſolche bewundernswürdige Mannichfaltigkeit,<lb/>
indem nicht ein einziges Gewächs in ſeinem Grün<lb/>ſo licht oder ſo dunkel iſt, als das andre. Jſt<lb/>
hier nicht Ordnung? Jſt hier nicht Regel? Jſt<lb/>
hier kein Entwurf, keine Wahl aus Abſicht!</p><lb/><p>Die Mannichfaltigkeit der Pflanzen geht<lb/>
beynahe ins Unendliche. Wer kann die Summe<lb/>
aller ihrer Geſchlechter und Arten genau berech-<lb/>
nen! Und jede Gattung iſt in ihrer Geſtalt und<lb/>
Bildung, in den Theilen, woraus ſie beſteht, in<lb/><fwplace="bottom"type="catch">dem</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[204/0218]
auszurufen: Herr, wie ſind deine Werke
ſo groß und viel! Du haſt ſie alle weislich
geordnet!
Welche offenbare weiſe Abſicht bloß in der
Wahl der Farbe, womit alle Pflanzen geſchmü-
cket ſind! Wären alle Felder weiß oder roth ge-
färbt: Wer könnte den Glanz davon ertragen
und in die Länge aushalten! Wäre die allgemei-
ne Farbe dunkler und finſtrer: Welch ein trauri-
ger Anblick würde nicht die ganze Natur für uns
ſeyn! Welch ein Mittel zwiſchen allen Farben iſt
nicht das erfriſchende Grün! Welch eine Ver-
wandtſchaft hat es nicht mit der Bildung unſrer
Augen, die es nie ermüdet und allezeit erquickt!
Und doch iſt gleichwohl in dieſer einzigen Farbe ei-
ne ſolche bewundernswürdige Mannichfaltigkeit,
indem nicht ein einziges Gewächs in ſeinem Grün
ſo licht oder ſo dunkel iſt, als das andre. Jſt
hier nicht Ordnung? Jſt hier nicht Regel? Jſt
hier kein Entwurf, keine Wahl aus Abſicht!
Die Mannichfaltigkeit der Pflanzen geht
beynahe ins Unendliche. Wer kann die Summe
aller ihrer Geſchlechter und Arten genau berech-
nen! Und jede Gattung iſt in ihrer Geſtalt und
Bildung, in den Theilen, woraus ſie beſteht, in
dem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/218>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.