Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

dem Gewebe ihrer Blätter, in der Art ihrer La-
ge, wie sie sich falten und ausbreiten, wie sie sich
in die Höhe heben, oder zur Erde senken, so sehr
von einander verschieden! Aber welch eine Regel-
mäßigkeit in allen; welch ein richtiges Verhält-
niß in dem Baue und Gewebe einer jeden, wie
viel Gleichförmigkeit und Uebereinstimmung in
der Mannichfaltigkeit, und welche unnachahmli-
che Schönheiten in allen! Jst hier nicht Regel?
Jst hier kein Entwurf, keine Wahl aus Absicht?

Wer kann sich über die weisen Anstalten zur
Erhaltung und Fortpflanzung der Gewächse und
Pflanzen aller Art genug verwundern? Wie si-
cher sind in denen, welche den Sommer und
Winter über in der Luft erhaben stehen, ihre
künftigen Blätter, Zweige, Blüten und Früch-
te in den Knospen verwahrt! Mit welchen festen
Häuten und Schaalen umgeben und bedeckt!
Wie ziehen sich nicht einige zusammen, wenn sie
von einem Thiere berührt werden; Wie schließen
sich nicht andre, besonders im Anfange der Blüte
und krümmen ihre Blumen und Blätter, und
was ihnen sonst zum Schutze dient, zusammen,
wenn es kühl wird, oder wenn es regnet, oder
sich andre Zufälle ereignen, welche dem zarten
Saamen nachtheilig seyn könnten? Einige ha-

ben

dem Gewebe ihrer Blätter, in der Art ihrer La-
ge, wie ſie ſich falten und ausbreiten, wie ſie ſich
in die Höhe heben, oder zur Erde ſenken, ſo ſehr
von einander verſchieden! Aber welch eine Regel-
mäßigkeit in allen; welch ein richtiges Verhält-
niß in dem Baue und Gewebe einer jeden, wie
viel Gleichförmigkeit und Uebereinſtimmung in
der Mannichfaltigkeit, und welche unnachahmli-
che Schönheiten in allen! Jſt hier nicht Regel?
Jſt hier kein Entwurf, keine Wahl aus Abſicht?

Wer kann ſich über die weiſen Anſtalten zur
Erhaltung und Fortpflanzung der Gewächſe und
Pflanzen aller Art genug verwundern? Wie ſi-
cher ſind in denen, welche den Sommer und
Winter über in der Luft erhaben ſtehen, ihre
künftigen Blätter, Zweige, Blüten und Früch-
te in den Knoſpen verwahrt! Mit welchen feſten
Häuten und Schaalen umgeben und bedeckt!
Wie ziehen ſich nicht einige zuſammen, wenn ſie
von einem Thiere berührt werden; Wie ſchließen
ſich nicht andre, beſonders im Anfange der Blüte
und krümmen ihre Blumen und Blätter, und
was ihnen ſonſt zum Schutze dient, zuſammen,
wenn es kühl wird, oder wenn es regnet, oder
ſich andre Zufälle ereignen, welche dem zarten
Saamen nachtheilig ſeyn könnten? Einige ha-

ben
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0219" n="205"/>
dem Gewebe ihrer Blätter, in der Art ihrer La-<lb/>
ge, wie &#x017F;ie &#x017F;ich falten und ausbreiten, wie &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
in die Höhe heben, oder zur Erde &#x017F;enken, &#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
von einander ver&#x017F;chieden! Aber welch eine Regel-<lb/>
mäßigkeit in allen; welch ein richtiges Verhält-<lb/>
niß in dem Baue und Gewebe einer jeden, wie<lb/>
viel Gleichförmigkeit und Ueberein&#x017F;timmung in<lb/>
der Mannichfaltigkeit, und welche unnachahmli-<lb/>
che Schönheiten in allen! J&#x017F;t hier nicht Regel?<lb/>
J&#x017F;t hier kein Entwurf, keine Wahl aus Ab&#x017F;icht?</p><lb/>
        <p>Wer kann &#x017F;ich über die wei&#x017F;en An&#x017F;talten zur<lb/>
Erhaltung und Fortpflanzung der Gewäch&#x017F;e und<lb/>
Pflanzen aller Art genug verwundern? Wie &#x017F;i-<lb/>
cher &#x017F;ind in denen, welche den Sommer und<lb/>
Winter über in der Luft erhaben &#x017F;tehen, ihre<lb/>
künftigen Blätter, Zweige, Blüten und Früch-<lb/>
te in den Kno&#x017F;pen verwahrt! Mit welchen fe&#x017F;ten<lb/>
Häuten und Schaalen umgeben und bedeckt!<lb/>
Wie ziehen &#x017F;ich nicht einige zu&#x017F;ammen, wenn &#x017F;ie<lb/>
von einem Thiere berührt werden; Wie &#x017F;chließen<lb/>
&#x017F;ich nicht andre, be&#x017F;onders im Anfange der Blüte<lb/>
und krümmen ihre Blumen und Blätter, und<lb/>
was ihnen &#x017F;on&#x017F;t zum Schutze dient, zu&#x017F;ammen,<lb/>
wenn es kühl wird, oder wenn es regnet, oder<lb/>
&#x017F;ich andre Zufälle ereignen, welche dem zarten<lb/>
Saamen nachtheilig &#x017F;eyn könnten? Einige ha-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ben</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[205/0219] dem Gewebe ihrer Blätter, in der Art ihrer La- ge, wie ſie ſich falten und ausbreiten, wie ſie ſich in die Höhe heben, oder zur Erde ſenken, ſo ſehr von einander verſchieden! Aber welch eine Regel- mäßigkeit in allen; welch ein richtiges Verhält- niß in dem Baue und Gewebe einer jeden, wie viel Gleichförmigkeit und Uebereinſtimmung in der Mannichfaltigkeit, und welche unnachahmli- che Schönheiten in allen! Jſt hier nicht Regel? Jſt hier kein Entwurf, keine Wahl aus Abſicht? Wer kann ſich über die weiſen Anſtalten zur Erhaltung und Fortpflanzung der Gewächſe und Pflanzen aller Art genug verwundern? Wie ſi- cher ſind in denen, welche den Sommer und Winter über in der Luft erhaben ſtehen, ihre künftigen Blätter, Zweige, Blüten und Früch- te in den Knoſpen verwahrt! Mit welchen feſten Häuten und Schaalen umgeben und bedeckt! Wie ziehen ſich nicht einige zuſammen, wenn ſie von einem Thiere berührt werden; Wie ſchließen ſich nicht andre, beſonders im Anfange der Blüte und krümmen ihre Blumen und Blätter, und was ihnen ſonſt zum Schutze dient, zuſammen, wenn es kühl wird, oder wenn es regnet, oder ſich andre Zufälle ereignen, welche dem zarten Saamen nachtheilig ſeyn könnten? Einige ha- ben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/219
Zitationshilfe: Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/219>, abgerufen am 23.11.2024.