Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

unendlichen Erkenntniß und Kunst ihres Schö-
pfers und Erhalters beyzubringen! Wer kann
auf ihren Unterricht aufmerksam seyn, ohne durch
unzählbare Beweise überzeugt zu werden, daß
Gott seine beyden großen Absichten von der wun-
dervollen Einrichtung der leblosen körperlichen
Welt, theils die Offenbarung und Verherrlichung
seiner unendlichen Vollkommenheiten, theils die
Lust und Wohlfarth seiner zahllosen Lebendigen
durch unzählbare vortreffliche und über allen Ta-
del sich erhebende Mittel vollkommen erreicht ha-
be? Wer ist so blind oder so fühllos, daß er die-
ses nicht aus der allen Begriff übersteigenden
Mannichfaltigkeit der lebendigen Geschöpfe, aus
ihren Gestalten, Bildungen und Sinnen, die
nach ihren verschiednen Bedürfnissen, und der
einer jeden Art eignen Lust und Wohlfarth einge-
richtet sind, aus den in dieser Absicht ihnen aner-
schaffnen Trieben und Fertigkeiten, aus ihrer
Nahrung, Bewegung, Erhaltung und Fort-
pflanzung mit der vollkommensten Ueberzeugung
erkennen könnte, wenn er auch in der Wissen-
schaft der Natur noch so sehr ein Fremdling ist,
und nur bloß seine Augen brauchen will?

Die Menge, Mannichfaltigkeit und Ver-
schiedenheit der Lebendigen muß nothwendig einen

jeden,

unendlichen Erkenntniß und Kunſt ihres Schö-
pfers und Erhalters beyzubringen! Wer kann
auf ihren Unterricht aufmerkſam ſeyn, ohne durch
unzählbare Beweiſe überzeugt zu werden, daß
Gott ſeine beyden großen Abſichten von der wun-
dervollen Einrichtung der lebloſen körperlichen
Welt, theils die Offenbarung und Verherrlichung
ſeiner unendlichen Vollkommenheiten, theils die
Luſt und Wohlfarth ſeiner zahlloſen Lebendigen
durch unzählbare vortreffliche und über allen Ta-
del ſich erhebende Mittel vollkommen erreicht ha-
be? Wer iſt ſo blind oder ſo fühllos, daß er die-
ſes nicht aus der allen Begriff überſteigenden
Mannichfaltigkeit der lebendigen Geſchöpfe, aus
ihren Geſtalten, Bildungen und Sinnen, die
nach ihren verſchiednen Bedürfniſſen, und der
einer jeden Art eignen Luſt und Wohlfarth einge-
richtet ſind, aus den in dieſer Abſicht ihnen aner-
ſchaffnen Trieben und Fertigkeiten, aus ihrer
Nahrung, Bewegung, Erhaltung und Fort-
pflanzung mit der vollkommenſten Ueberzeugung
erkennen könnte, wenn er auch in der Wiſſen-
ſchaft der Natur noch ſo ſehr ein Fremdling iſt,
und nur bloß ſeine Augen brauchen will?

Die Menge, Mannichfaltigkeit und Ver-
ſchiedenheit der Lebendigen muß nothwendig einen

jeden,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0226" n="212"/>
unendlichen Erkenntniß und Kun&#x017F;t ihres Schö-<lb/>
pfers und Erhalters beyzubringen! Wer kann<lb/>
auf ihren Unterricht aufmerk&#x017F;am &#x017F;eyn, ohne durch<lb/>
unzählbare Bewei&#x017F;e überzeugt zu werden, daß<lb/>
Gott &#x017F;eine beyden großen Ab&#x017F;ichten von der wun-<lb/>
dervollen Einrichtung der leblo&#x017F;en körperlichen<lb/>
Welt, theils die Offenbarung und Verherrlichung<lb/>
&#x017F;einer unendlichen Vollkommenheiten, theils die<lb/>
Lu&#x017F;t und Wohlfarth &#x017F;einer zahllo&#x017F;en Lebendigen<lb/>
durch unzählbare vortreffliche und über allen Ta-<lb/>
del &#x017F;ich erhebende Mittel vollkommen erreicht ha-<lb/>
be? Wer i&#x017F;t &#x017F;o blind oder &#x017F;o fühllos, daß er die-<lb/>
&#x017F;es nicht aus der allen Begriff über&#x017F;teigenden<lb/>
Mannichfaltigkeit der lebendigen Ge&#x017F;chöpfe, aus<lb/>
ihren Ge&#x017F;talten, Bildungen und Sinnen, die<lb/>
nach ihren ver&#x017F;chiednen Bedürfni&#x017F;&#x017F;en, und der<lb/>
einer jeden Art eignen Lu&#x017F;t und Wohlfarth einge-<lb/>
richtet &#x017F;ind, aus den in die&#x017F;er Ab&#x017F;icht ihnen aner-<lb/>
&#x017F;chaffnen Trieben und Fertigkeiten, aus ihrer<lb/>
Nahrung, Bewegung, Erhaltung und Fort-<lb/>
pflanzung mit der vollkommen&#x017F;ten Ueberzeugung<lb/>
erkennen könnte, wenn er auch in der Wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chaft der Natur noch &#x017F;o &#x017F;ehr ein Fremdling i&#x017F;t,<lb/>
und nur bloß &#x017F;eine Augen brauchen will?</p><lb/>
        <p>Die Menge, Mannichfaltigkeit und Ver-<lb/>
&#x017F;chiedenheit der Lebendigen muß nothwendig einen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">jeden,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[212/0226] unendlichen Erkenntniß und Kunſt ihres Schö- pfers und Erhalters beyzubringen! Wer kann auf ihren Unterricht aufmerkſam ſeyn, ohne durch unzählbare Beweiſe überzeugt zu werden, daß Gott ſeine beyden großen Abſichten von der wun- dervollen Einrichtung der lebloſen körperlichen Welt, theils die Offenbarung und Verherrlichung ſeiner unendlichen Vollkommenheiten, theils die Luſt und Wohlfarth ſeiner zahlloſen Lebendigen durch unzählbare vortreffliche und über allen Ta- del ſich erhebende Mittel vollkommen erreicht ha- be? Wer iſt ſo blind oder ſo fühllos, daß er die- ſes nicht aus der allen Begriff überſteigenden Mannichfaltigkeit der lebendigen Geſchöpfe, aus ihren Geſtalten, Bildungen und Sinnen, die nach ihren verſchiednen Bedürfniſſen, und der einer jeden Art eignen Luſt und Wohlfarth einge- richtet ſind, aus den in dieſer Abſicht ihnen aner- ſchaffnen Trieben und Fertigkeiten, aus ihrer Nahrung, Bewegung, Erhaltung und Fort- pflanzung mit der vollkommenſten Ueberzeugung erkennen könnte, wenn er auch in der Wiſſen- ſchaft der Natur noch ſo ſehr ein Fremdling iſt, und nur bloß ſeine Augen brauchen will? Die Menge, Mannichfaltigkeit und Ver- ſchiedenheit der Lebendigen muß nothwendig einen jeden,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/226
Zitationshilfe: Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/226>, abgerufen am 23.11.2024.