sie bedürfen? Wer hat ihnen die Herbergen ange- wiesen, worinnen sie ihre Nahrung antreffen? Ein Storch unter dem Himmel weiß seine Zeit; Turteltaube, Kranich und Schwal- be merken ihre Zeit, wenn sie wieder kom- men. Wer erkennt nicht daraus einen höhern Verstand, der nichts ohne Absicht thut, und sich keine Absicht vorsetzt, die er nicht durch die gewissesten und besten Mittel zu erreichen weiß?
Und wer erkennt ihn nicht in den witzigen Erfindungen und Künsten der Thiere, ihrer Nah- rung habhaft zu werden! Diejenigen, welche be- stimmt sind, von dem Ueberflusse anderer Thier- arten zu leben, können ihr Futter nicht mit der gelaßenen Ruhe finden, als ein Rind oder Schaaf. Sie hätten Schnabel, Stachel, Zäh- ne, Klauen und andre solche Werkzeuge; sie hät- ten Stärke und Geschwindigkeit vergebens, wenn ihnen die Wissenschaft und Kunst verweigert wä- re, sich dieser Werkzeuge zu ihrem Nutzen zu ge- brauchen. Was eröffnet sich hier nicht für ein weiter Schauplatz der göttlichen Weisheit und Vorsicht! Welche gebohrne Jäger sind nicht so viele Raubvögel! Welche Baumeister die Biber, die von Holz ganze Dämme über Wasser anlegen, um auf denselben die Fische zu belauern, von de-
nen
Erster Theil. P
ſie bedürfen? Wer hat ihnen die Herbergen ange- wieſen, worinnen ſie ihre Nahrung antreffen? Ein Storch unter dem Himmel weiß ſeine Zeit; Turteltaube, Kranich und Schwal- be merken ihre Zeit, wenn ſie wieder kom- men. Wer erkennt nicht daraus einen höhern Verſtand, der nichts ohne Abſicht thut, und ſich keine Abſicht vorſetzt, die er nicht durch die gewiſſeſten und beſten Mittel zu erreichen weiß?
Und wer erkennt ihn nicht in den witzigen Erfindungen und Künſten der Thiere, ihrer Nah- rung habhaft zu werden! Diejenigen, welche be- ſtimmt ſind, von dem Ueberfluſſe anderer Thier- arten zu leben, können ihr Futter nicht mit der gelaßenen Ruhe finden, als ein Rind oder Schaaf. Sie hätten Schnabel, Stachel, Zäh- ne, Klauen und andre ſolche Werkzeuge; ſie hät- ten Stärke und Geſchwindigkeit vergebens, wenn ihnen die Wiſſenſchaft und Kunſt verweigert wä- re, ſich dieſer Werkzeuge zu ihrem Nutzen zu ge- brauchen. Was eröffnet ſich hier nicht für ein weiter Schauplatz der göttlichen Weisheit und Vorſicht! Welche gebohrne Jäger ſind nicht ſo viele Raubvögel! Welche Baumeiſter die Biber, die von Holz ganze Dämme über Waſſer anlegen, um auf denſelben die Fiſche zu belauern, von de-
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Erſter Theil. P
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ſie bedürfen? Wer hat ihnen die Herbergen ange-
wieſen, worinnen ſie ihre Nahrung antreffen?
Ein Storch unter dem Himmel weiß ſeine
Zeit; Turteltaube, Kranich und Schwal-
be merken ihre Zeit, wenn ſie wieder kom-
men. Wer erkennt nicht daraus einen höhern
Verſtand, der nichts ohne Abſicht thut, und
ſich keine Abſicht vorſetzt, die er nicht durch die
gewiſſeſten und beſten Mittel zu erreichen weiß?
Und wer erkennt ihn nicht in den witzigen
Erfindungen und Künſten der Thiere, ihrer Nah-
rung habhaft zu werden! Diejenigen, welche be-
ſtimmt ſind, von dem Ueberfluſſe anderer Thier-
arten zu leben, können ihr Futter nicht mit der
gelaßenen Ruhe finden, als ein Rind oder
Schaaf. Sie hätten Schnabel, Stachel, Zäh-
ne, Klauen und andre ſolche Werkzeuge; ſie hät-
ten Stärke und Geſchwindigkeit vergebens, wenn
ihnen die Wiſſenſchaft und Kunſt verweigert wä-
re, ſich dieſer Werkzeuge zu ihrem Nutzen zu ge-
brauchen. Was eröffnet ſich hier nicht für ein
weiter Schauplatz der göttlichen Weisheit und
Vorſicht! Welche gebohrne Jäger ſind nicht ſo
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/239>, abgerufen am 23.11.2024.
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