nen sie leben sollen! Welche künstliche Weber die Spinnen, Netze zu verfertigen, um die Fliegen und andre Jnsekten, als den ihnen bestimmten Raub, darinnen zu fangen! Wie listig verfolgen diese ihre Beute; wie witzig wissen jene ihren Raub zu beschleichen! Wie geschickt graben sich andre in die Erde oder in die Sümpfe, um sich der Thiere zu bemächtigen, die ihnen eine ange- nehme Speise sind! Wie fertig wissen noch andre durch die Schärfe ihres Gesichtes oder Geruches in einer großen Entfernung diejenigen zu entde- cken, von deren Blut und Fleisch sie sich nähren müssen! Und wie fertig wissen die, so bloß von Pflanzen sich erhalten, gesunde und schädliche Grasarten von einander zu unterscheiden! Aus der Klugheit der Raubthiere erkennt man zwar, daß sie von ihrem weisen Schöpfer mit einer be- sondern Fertigkeit und Kunst begabt worden sind, das zu thun, was sie thun. Aber man erkennt zugleich daraus, daß sie nicht da sind, einige Thierarten ganz auszurotten, sondern nur ihrem Ueberflusse Grenzen zu setzen, und sie alle unter einander in einem gewissen beständigen Gleichge- wichte zu erhalten. Dieser Absicht wegen waren sie unentbehrliche Glieder in der Kette der Natur; aber eben darum ist ihre Anzahl, verglichen mit der Zahl der nützlichen Thiere, so sehr geringe. Die
schäd-
nen ſie leben ſollen! Welche künſtliche Weber die Spinnen, Netze zu verfertigen, um die Fliegen und andre Jnſekten, als den ihnen beſtimmten Raub, darinnen zu fangen! Wie liſtig verfolgen dieſe ihre Beute; wie witzig wiſſen jene ihren Raub zu beſchleichen! Wie geſchickt graben ſich andre in die Erde oder in die Sümpfe, um ſich der Thiere zu bemächtigen, die ihnen eine ange- nehme Speiſe ſind! Wie fertig wiſſen noch andre durch die Schärfe ihres Geſichtes oder Geruches in einer großen Entfernung diejenigen zu entde- cken, von deren Blut und Fleiſch ſie ſich nähren müſſen! Und wie fertig wiſſen die, ſo bloß von Pflanzen ſich erhalten, geſunde und ſchädliche Grasarten von einander zu unterſcheiden! Aus der Klugheit der Raubthiere erkennt man zwar, daß ſie von ihrem weiſen Schöpfer mit einer be- ſondern Fertigkeit und Kunſt begabt worden ſind, das zu thun, was ſie thun. Aber man erkennt zugleich daraus, daß ſie nicht da ſind, einige Thierarten ganz auszurotten, ſondern nur ihrem Ueberfluſſe Grenzen zu ſetzen, und ſie alle unter einander in einem gewiſſen beſtändigen Gleichge- wichte zu erhalten. Dieſer Abſicht wegen waren ſie unentbehrliche Glieder in der Kette der Natur; aber eben darum iſt ihre Anzahl, verglichen mit der Zahl der nützlichen Thiere, ſo ſehr geringe. Die
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nen ſie leben ſollen! Welche künſtliche Weber die
Spinnen, Netze zu verfertigen, um die Fliegen
und andre Jnſekten, als den ihnen beſtimmten
Raub, darinnen zu fangen! Wie liſtig verfolgen
dieſe ihre Beute; wie witzig wiſſen jene ihren
Raub zu beſchleichen! Wie geſchickt graben ſich
andre in die Erde oder in die Sümpfe, um ſich
der Thiere zu bemächtigen, die ihnen eine ange-
nehme Speiſe ſind! Wie fertig wiſſen noch andre
durch die Schärfe ihres Geſichtes oder Geruches
in einer großen Entfernung diejenigen zu entde-
cken, von deren Blut und Fleiſch ſie ſich nähren
müſſen! Und wie fertig wiſſen die, ſo bloß von
Pflanzen ſich erhalten, geſunde und ſchädliche
Grasarten von einander zu unterſcheiden! Aus
der Klugheit der Raubthiere erkennt man zwar,
daß ſie von ihrem weiſen Schöpfer mit einer be-
ſondern Fertigkeit und Kunſt begabt worden ſind,
das zu thun, was ſie thun. Aber man erkennt
zugleich daraus, daß ſie nicht da ſind, einige
Thierarten ganz auszurotten, ſondern nur ihrem
Ueberfluſſe Grenzen zu ſetzen, und ſie alle unter
einander in einem gewiſſen beſtändigen Gleichge-
wichte zu erhalten. Dieſer Abſicht wegen waren
ſie unentbehrliche Glieder in der Kette der Natur;
aber eben darum iſt ihre Anzahl, verglichen mit der
Zahl der nützlichen Thiere, ſo ſehr geringe. Die
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Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cramer_andachten01_1764/240>, abgerufen am 23.11.2024.
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