Cramer, Johann Andreas: Andachten in Betrachtungen, Gebeten und Liedern über Gott, seine Eigenschaften und Werke. Erster Theil. Schleßwig, 1764.Sollte er ihn darum nicht aus seinen Wohltha- ten gegen sich, und aus andern Handlungen, die ihm von diesem großmüthigen Freunde bekannt werden können, kennen lernen? Wie unwürdig wäre er seiner Güte, und der Freundschaft, die er ihm in seiner Entfernung von ihm beweist! Wie sehr verdiente er, daß er alles, was er sei- ner Güte zu danken hat, von ihm zurücknähme, und ihn seiner Niedrigkeit und seinem Mangel überließe! Wie sehr verdiente der Undankbare, daß er seine Neigung und Güte gegen ihn in Un- willen und Haß verwandelte? Jch habe einen solchen Freund. Der thaten
Sollte er ihn darum nicht aus ſeinen Wohltha- ten gegen ſich, und aus andern Handlungen, die ihm von dieſem großmüthigen Freunde bekannt werden können, kennen lernen? Wie unwürdig wäre er ſeiner Güte, und der Freundſchaft, die er ihm in ſeiner Entfernung von ihm beweiſt! Wie ſehr verdiente er, daß er alles, was er ſei- ner Güte zu danken hat, von ihm zurücknähme, und ihn ſeiner Niedrigkeit und ſeinem Mangel überließe! Wie ſehr verdiente der Undankbare, daß er ſeine Neigung und Güte gegen ihn in Un- willen und Haß verwandelte? Jch habe einen ſolchen Freund. Der thaten
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Sollte er ihn darum nicht aus ſeinen Wohltha-
ten gegen ſich, und aus andern Handlungen, die
ihm von dieſem großmüthigen Freunde bekannt
werden können, kennen lernen? Wie unwürdig
wäre er ſeiner Güte, und der Freundſchaft, die
er ihm in ſeiner Entfernung von ihm beweiſt!
Wie ſehr verdiente er, daß er alles, was er ſei-
ner Güte zu danken hat, von ihm zurücknähme,
und ihn ſeiner Niedrigkeit und ſeinem Mangel
überließe! Wie ſehr verdiente der Undankbare,
daß er ſeine Neigung und Güte gegen ihn in Un-
willen und Haß verwandelte?
Jch habe einen ſolchen Freund. Der
Wohlthäter, dem ich alles ſchuldig bin, mein
Daſeyn, mein Leben, meine Fähigkeit, glück-
lich zu ſeyn, und den Genuß ſo vielen Vergnü-
gens ſelbſt, iſt Gott. Eine Unendlichkeit trennt
mich von ihm, daß ich nicht zu ſeinem unmittel-
baren Anſchauen gelangen kann. Eine undurch-
dringliche Hülle, oder vielmehr ein Licht, deſſen
Anblick kein Endlicher ertragen kann, meine
Schwachheit, und ſeine unbegreifliche Hoheit, ver-
birgt mir die innre Beſchaffenheit ſeines Weſens.
Sollte ich darum kein Verlangen empfinden,
meinen höchſten Freund und Wohlthäter kennen
zu lernen? Sollte ich ihn nicht aus ſeinen Wohl-
thaten
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