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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Die dritte Predigt/
Ein Reicher wird schwerlich ins Himmelreich kommen;
Item: Es ist leichter daß ein Kamel durch ein Nadelöhr ge-
Matth. 19.
v.
23. 24.
he/ denn daß ein Reicher ins Reich Gottes komme/ Matth.
19. v. 23 24.

Wa umb das? möchte einer sragen. Antwort: Darumb/
daß die da reich werden wollen/ fallen in Versuchung und
Stricke/ und viel thörichter und schädlicher Lüste/ welche
versencken die Menschen ins Verderben und Verdamnüß.
Denn der Geitz ist eine Wurtzel alles Vbels/ welcher hat et-
liche gelüstet/ und sind vom Glauben irre gegangen/ und

1. Tim. 6. v.
9. 10.
machen ihnen selbst viel Schmertzen/ 1. Timoth. 6. vers. 9. 10.
Was hilfft es nun dem Menschen/ so er die gantze Welt
gewinne/ und nehme doch Schaden an seiner Seele?
Oder/ was kan der Mensch geben/ damit er seine Seele

Matth. 16.
v.
26.
wieder löse? Matth. 16. v. 26.

3.

Es wird uns vorgestellet 3. ein Spiegel der Geldmacher/
die an etzlichen Höfen sich befinden/ welche auff allerley Weise das
Geld von den Leuten erpressen/ und doch niemand damit Rath schaf-
fen/ wann am meisten offt solda seyn/ so findet sich ein lediger Beu-
tel. Das ist denn Gottes Straffe/ dafür man sich billich hüten
solte.

4.

Wir haben in unserm Text gleichsam vor unsern Augen hangen
4. einen Spiegel derer/ die geistliche Güter/ ohne abson-
derliche geistliche Ampts- Verrichtung besitzen/
oder (das
noch mehr ist) solche an sich ziehen/ oder bißweilen mit schlechtem
Tittel an sich bringen/ welches doch nimmermehr gedeyen kan. Denn
die Heiligen holen das Wachs wieder;
So sind auch geist-
liche Güter Adlers- Federn/ die alles Vermögen verzehren/ daß
nichts denn ein lediger Beutel verbleibe. Es sey aber ferne/ daß ich
iemand quaestionem status moviren, oder ihm sein Vnvermögen
fürwerffen wolte/ denn zu dem Ende erwehne ich dessen nicht/ son-

dern

Die dritte Predigt/
Ein Reicher wird ſchwerlich ins Himmelreich kommen;
Item: Es iſt leichter daß ein Kamel durch ein Nadeloͤhr ge-
Matth. 19.
v.
23. 24.
he/ denn daß ein Reicher ins Reich Gottes komme/ Matth.
19. v. 23 24.

Wa umb das? moͤchte einer ſragen. Antwort: Darumb/
daß die da reich werden wollen/ fallen in Verſuchung und
Stricke/ und viel thoͤrichter und ſchaͤdlicher Luͤſte/ welche
verſencken die Menſchen ins Verderben und Verdamnuͤß.
Denn der Geitz iſt eine Wurtzel alles Vbels/ welcher hat et-
liche geluͤſtet/ und ſind vom Glauben irre gegangen/ und

1. Tim. 6. v.
9. 10.
machen ihnen ſelbſt viel Schmertzen/ 1. Timoth. 6. verſ. 9. 10.
Was hilfft es nun dem Menſchen/ ſo er die gantze Welt
gewinne/ und nehme doch Schaden an ſeiner Seele?
Oder/ was kan der Menſch geben/ damit er ſeine Seele

Matth. 16.
v.
26.
wieder loͤſe? Matth. 16. v. 26.

3.

Es wird uns vorgeſtellet 3. ein Spiegel der Geldmacher/
die an etzlichen Hoͤfen ſich befinden/ welche auff allerley Weiſe das
Geld von den Leuten erpreſſen/ und doch niemand damit Rath ſchaf-
fen/ wann am meiſten offt ſolda ſeyn/ ſo findet ſich ein lediger Beu-
tel. Das iſt denn Gottes Straffe/ dafuͤr man ſich billich huͤten
ſolte.

4.

Wir haben in unſerm Text gleichſam vor unſern Augen hangen
4. einen Spiegel derer/ die geiſtliche Guͤter/ ohne abſon-
derliche geiſtliche Ampts- Verrichtung beſitzen/
oder (das
noch mehr iſt) ſolche an ſich ziehen/ oder bißweilen mit ſchlechtem
Tittel an ſich bringen/ welches doch nimmermehr gedeyen kan. Denn
die Heiligen holen das Wachs wieder;
So ſind auch geiſt-
liche Guͤter Adlers- Federn/ die alles Vermoͤgen verzehren/ daß
nichts denn ein lediger Beutel verbleibe. Es ſey aber ferne/ daß ich
iemand quæſtionem ſtatus moviren, oder ihm ſein Vnvermoͤgen
fuͤrwerffen wolte/ denn zu dem Ende erwehne ich deſſen nicht/ ſon-

dern
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[58/0078] Die dritte Predigt/ Ein Reicher wird ſchwerlich ins Himmelreich kommen; Item: Es iſt leichter daß ein Kamel durch ein Nadeloͤhr ge- he/ denn daß ein Reicher ins Reich Gottes komme/ Matth. 19. v. 23 24. Matth. 19. v. 23. 24. Wa umb das? moͤchte einer ſragen. Antwort: Darumb/ daß die da reich werden wollen/ fallen in Verſuchung und Stricke/ und viel thoͤrichter und ſchaͤdlicher Luͤſte/ welche verſencken die Menſchen ins Verderben und Verdamnuͤß. Denn der Geitz iſt eine Wurtzel alles Vbels/ welcher hat et- liche geluͤſtet/ und ſind vom Glauben irre gegangen/ und machen ihnen ſelbſt viel Schmertzen/ 1. Timoth. 6. verſ. 9. 10. Was hilfft es nun dem Menſchen/ ſo er die gantze Welt gewinne/ und nehme doch Schaden an ſeiner Seele? Oder/ was kan der Menſch geben/ damit er ſeine Seele wieder loͤſe? Matth. 16. v. 26. 1. Tim. 6. v. 9. 10. Matth. 16. v. 26. Es wird uns vorgeſtellet 3. ein Spiegel der Geldmacher/ die an etzlichen Hoͤfen ſich befinden/ welche auff allerley Weiſe das Geld von den Leuten erpreſſen/ und doch niemand damit Rath ſchaf- fen/ wann am meiſten offt ſolda ſeyn/ ſo findet ſich ein lediger Beu- tel. Das iſt denn Gottes Straffe/ dafuͤr man ſich billich huͤten ſolte. Wir haben in unſerm Text gleichſam vor unſern Augen hangen 4. einen Spiegel derer/ die geiſtliche Guͤter/ ohne abſon- derliche geiſtliche Ampts- Verrichtung beſitzen/ oder (das noch mehr iſt) ſolche an ſich ziehen/ oder bißweilen mit ſchlechtem Tittel an ſich bringen/ welches doch nimmermehr gedeyen kan. Denn die Heiligen holen das Wachs wieder; So ſind auch geiſt- liche Guͤter Adlers- Federn/ die alles Vermoͤgen verzehren/ daß nichts denn ein lediger Beutel verbleibe. Es ſey aber ferne/ daß ich iemand quæſtionem ſtatus moviren, oder ihm ſein Vnvermoͤgen fuͤrwerffen wolte/ denn zu dem Ende erwehne ich deſſen nicht/ ſon- dern

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/78>, abgerufen am 23.11.2024.