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Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.

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So steh' ich wirklich denn auf deinem Grunde,
Besungnes Land, von dem die Fremde schwärmt?
Du meines Lebens allerfrühste Kunde
Aus einer Zeit, die noch das Herz erwärmt,
Als Eine *), nie vergessen, doch entschwunden,
So manche liebe, hingeträumte Stunden
An allzutheuren Bildern sich gehärmt.
Wenn sie gemalt, wie malet das Verlangen
Die Felsenkuppen und den ew'gen Schnee,
Wenn um mein Ohr die Alpenglocken klangen,
Vor meinem Auge blitzte auf der See,
Von Schlosses Thurm, mit zitterndem Vergnügen
Ich zahllos sah die blanken Dörfer liegen,
Der Königreiche vier von meiner Höh'.
Mich dünkt, noch seh' ich ihre blauen Augen,
Die aufwärts schau'n mit heiliger Gewalt,
Noch will mein Ohr die weichen Töne saugen,
Wenn echogleich sie am Klavier verhallt,
Und drunten, wo die linden Pappeln wehen,
Noch glaub' ich ihrer Locken Wald zu sehen,
Und ihre zarte, schwankende Gestalt.
*) Auguste, Gräfin von Thurn-Valsassina, Stiftsdame in Frecken-
horst, starb an den Folgen des Heimwehs.
So ſteh’ ich wirklich denn auf deinem Grunde,
Beſungnes Land, von dem die Fremde ſchwärmt?
Du meines Lebens allerfrühſte Kunde
Aus einer Zeit, die noch das Herz erwärmt,
Als Eine *), nie vergeſſen, doch entſchwunden,
So manche liebe, hingeträumte Stunden
An allzutheuren Bildern ſich gehärmt.
Wenn ſie gemalt, wie malet das Verlangen
Die Felſenkuppen und den ew’gen Schnee,
Wenn um mein Ohr die Alpenglocken klangen,
Vor meinem Auge blitzte auf der See,
Von Schloſſes Thurm, mit zitterndem Vergnügen
Ich zahllos ſah die blanken Dörfer liegen,
Der Königreiche vier von meiner Höh’.
Mich dünkt, noch ſeh’ ich ihre blauen Augen,
Die aufwärts ſchau’n mit heiliger Gewalt,
Noch will mein Ohr die weichen Töne ſaugen,
Wenn echogleich ſie am Klavier verhallt,
Und drunten, wo die linden Pappeln wehen,
Noch glaub’ ich ihrer Locken Wald zu ſehen,
Und ihre zarte, ſchwankende Geſtalt.
*) Auguſte, Gräfin von Thurn-Valſaſſina, Stiftsdame in Frecken-
horſt, ſtarb an den Folgen des Heimwehs.
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[110/0126] So ſteh’ ich wirklich denn auf deinem Grunde, Beſungnes Land, von dem die Fremde ſchwärmt? Du meines Lebens allerfrühſte Kunde Aus einer Zeit, die noch das Herz erwärmt, Als Eine *), nie vergeſſen, doch entſchwunden, So manche liebe, hingeträumte Stunden An allzutheuren Bildern ſich gehärmt. Wenn ſie gemalt, wie malet das Verlangen Die Felſenkuppen und den ew’gen Schnee, Wenn um mein Ohr die Alpenglocken klangen, Vor meinem Auge blitzte auf der See, Von Schloſſes Thurm, mit zitterndem Vergnügen Ich zahllos ſah die blanken Dörfer liegen, Der Königreiche vier von meiner Höh’. Mich dünkt, noch ſeh’ ich ihre blauen Augen, Die aufwärts ſchau’n mit heiliger Gewalt, Noch will mein Ohr die weichen Töne ſaugen, Wenn echogleich ſie am Klavier verhallt, Und drunten, wo die linden Pappeln wehen, Noch glaub’ ich ihrer Locken Wald zu ſehen, Und ihre zarte, ſchwankende Geſtalt. *) Auguſte, Gräfin von Thurn-Valſaſſina, Stiftsdame in Frecken- horſt, ſtarb an den Folgen des Heimwehs.

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/126>, abgerufen am 23.11.2024.