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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

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verstorbene Gattin soll nicht seine, sondern seines Vor-
gängers Tochter gewesen sein!"

Ein Murmeln des Staunens ließ sich hören.

"Der Greis dort drüben ist erschienen, uns den Be-
trug zu beweisen."

Onuphis machte eine bejahende Bewegung.

"Jetzt richte ich zuerst an Dich, Prexaspes, meinen
Botschafter, die Frage: Jst Dir Nitetis ausdrücklich als
Tochter des Amasis übergeben worden?"

"Ausdrücklich! Zwar hatte Nebenchari der hohen
Kassandane die andre Zwillingsschwester, Tachot, als die
schönere von beiden Königstöchtern, gepriesen; Amasis be-
stand aber darauf, Nitetis nach Persien zu schicken. Jch
vermuthete, daß er Dich, indem er Dir sein schönstes
Kleinod anvertraute, besonders verpflichten wollte, und
ließ ab von der Werbung um Tachot, weil mir die
Verstorbene, sowohl an Schönheit als an Würde, ihre
Schwester zu überragen schien. -- Jn seinem Briefe an
Dich schrieb er auch, wie Du Dich erinnern wirst, daß er
Dir sein schönstes, liebstes Kind anvertraue."

"Also schrieb er."

"Und sicher war Nitetis die schönere und edlere von
Beiden," bestätigte Krösus die Worte des Gesandten.
"Uebrigens kam es mir vor, als wäre Tachot der Liebling
des ägyptischen Königspaares."

"Ganz gewiß!" fügte Darius hinzu; "Amasis neckte
einst Bartja beim Schmause und sagte: ,Sieh' nicht zu
tief in Tachot's Augen, denn wärest Du auch ein Gott,
so würde ich Dir doch nicht gestatten, dieselbe mit nach
Persien zu nehmen!' Der Thronfolger Psamtik war unbe-
greiflicher Weise über diese Aeußerung sehr entrüstet und
rief dem Könige zu: ,Vater, gedenke des Phanes!'"

verſtorbene Gattin ſoll nicht ſeine, ſondern ſeines Vor-
gängers Tochter geweſen ſein!“

Ein Murmeln des Staunens ließ ſich hören.

„Der Greis dort drüben iſt erſchienen, uns den Be-
trug zu beweiſen.“

Onuphis machte eine bejahende Bewegung.

„Jetzt richte ich zuerſt an Dich, Prexaspes, meinen
Botſchafter, die Frage: Jſt Dir Nitetis ausdrücklich als
Tochter des Amaſis übergeben worden?“

„Ausdrücklich! Zwar hatte Nebenchari der hohen
Kaſſandane die andre Zwillingsſchweſter, Tachot, als die
ſchönere von beiden Königstöchtern, geprieſen; Amaſis be-
ſtand aber darauf, Nitetis nach Perſien zu ſchicken. Jch
vermuthete, daß er Dich, indem er Dir ſein ſchönſtes
Kleinod anvertraute, beſonders verpflichten wollte, und
ließ ab von der Werbung um Tachot, weil mir die
Verſtorbene, ſowohl an Schönheit als an Würde, ihre
Schweſter zu überragen ſchien. — Jn ſeinem Briefe an
Dich ſchrieb er auch, wie Du Dich erinnern wirſt, daß er
Dir ſein ſchönſtes, liebſtes Kind anvertraue.“

„Alſo ſchrieb er.“

„Und ſicher war Nitetis die ſchönere und edlere von
Beiden,“ beſtätigte Kröſus die Worte des Geſandten.
„Uebrigens kam es mir vor, als wäre Tachot der Liebling
des ägyptiſchen Königspaares.“

„Ganz gewiß!“ fügte Darius hinzu; „Amaſis neckte
einſt Bartja beim Schmauſe und ſagte: ‚Sieh’ nicht zu
tief in Tachot’s Augen, denn wäreſt Du auch ein Gott,
ſo würde ich Dir doch nicht geſtatten, dieſelbe mit nach
Perſien zu nehmen!‘ Der Thronfolger Pſamtik war unbe-
greiflicher Weiſe über dieſe Aeußerung ſehr entrüſtet und
rief dem Könige zu: ‚Vater, gedenke des Phanes!‘“

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[48/0058] verſtorbene Gattin ſoll nicht ſeine, ſondern ſeines Vor- gängers Tochter geweſen ſein!“ Ein Murmeln des Staunens ließ ſich hören. „Der Greis dort drüben iſt erſchienen, uns den Be- trug zu beweiſen.“ Onuphis machte eine bejahende Bewegung. „Jetzt richte ich zuerſt an Dich, Prexaspes, meinen Botſchafter, die Frage: Jſt Dir Nitetis ausdrücklich als Tochter des Amaſis übergeben worden?“ „Ausdrücklich! Zwar hatte Nebenchari der hohen Kaſſandane die andre Zwillingsſchweſter, Tachot, als die ſchönere von beiden Königstöchtern, geprieſen; Amaſis be- ſtand aber darauf, Nitetis nach Perſien zu ſchicken. Jch vermuthete, daß er Dich, indem er Dir ſein ſchönſtes Kleinod anvertraute, beſonders verpflichten wollte, und ließ ab von der Werbung um Tachot, weil mir die Verſtorbene, ſowohl an Schönheit als an Würde, ihre Schweſter zu überragen ſchien. — Jn ſeinem Briefe an Dich ſchrieb er auch, wie Du Dich erinnern wirſt, daß er Dir ſein ſchönſtes, liebſtes Kind anvertraue.“ „Alſo ſchrieb er.“ „Und ſicher war Nitetis die ſchönere und edlere von Beiden,“ beſtätigte Kröſus die Worte des Geſandten. „Uebrigens kam es mir vor, als wäre Tachot der Liebling des ägyptiſchen Königspaares.“ „Ganz gewiß!“ fügte Darius hinzu; „Amaſis neckte einſt Bartja beim Schmauſe und ſagte: ‚Sieh’ nicht zu tief in Tachot’s Augen, denn wäreſt Du auch ein Gott, ſo würde ich Dir doch nicht geſtatten, dieſelbe mit nach Perſien zu nehmen!‘ Der Thronfolger Pſamtik war unbe- greiflicher Weiſe über dieſe Aeußerung ſehr entrüſtet und rief dem Könige zu: ‚Vater, gedenke des Phanes!‘“

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/58>, abgerufen am 23.11.2024.