Friedrich'n die Hand und schwur, daß er das Mäd¬ chen zu sehr liebe, um sie unglücklich zu machen. Er nannte sie nur sein hohes Mädchen.
Später, an einem von jenen wunderbaren Ta¬ gen, wo die Bäche wieder ihre klaren Augen auf¬ schlagen und einzelne Lerchen schon hoch in dem blauen Himmel singen, hatte Friedrich alle seine Fenster offen, die auf einen einsamen Spaziergang hinausgiengen, den zu dieser Jahreszeit fast nie¬ mand besuchte. Es war ein Sonntag, unzählige Glocken schallten durch die stille, heitre Luft. Da sah er den Prinzen, wieder verkleidet, in der Ferne vorübergeh'n, neben ihm sein Bürgermäd¬ chen, im sonntäglichen Putze zierlich ausgeschmückt. Sie schien sehr zufrieden und glücklich und drückte sich oft fröhlich an seinen Arm. Friedlich nahm die Guitarre, setzte sich auf das Fenster und sang:
Wann der kalte Schnee zergangen,
Stehst du draussen in der Thür, Kommt ein Knabe schön gegangen, Stellt sich freundlich da zu dir, Lobet deine frischen Wangen, Dunkle Locken, Augen licht, Wann der kalte Schnee zergangen, Glaub' dem falschen Herzen nicht!
Wann die lauen Winde wehen,
Scheint die Sonne lieblich warm: Wirst du wohl spazieren gehen, Und Er führet dich am Arm,
Friedrich'n die Hand und ſchwur, daß er das Mäd¬ chen zu ſehr liebe, um ſie unglücklich zu machen. Er nannte ſie nur ſein hohes Mädchen.
Später, an einem von jenen wunderbaren Ta¬ gen, wo die Bäche wieder ihre klaren Augen auf¬ ſchlagen und einzelne Lerchen ſchon hoch in dem blauen Himmel ſingen, hatte Friedrich alle ſeine Fenſter offen, die auf einen einſamen Spaziergang hinausgiengen, den zu dieſer Jahreszeit faſt nie¬ mand beſuchte. Es war ein Sonntag, unzählige Glocken ſchallten durch die ſtille, heitre Luft. Da ſah er den Prinzen, wieder verkleidet, in der Ferne vorübergeh'n, neben ihm ſein Bürgermäd¬ chen, im ſonntäglichen Putze zierlich ausgeſchmückt. Sie ſchien ſehr zufrieden und glücklich und drückte ſich oft fröhlich an ſeinen Arm. Friedlich nahm die Guitarre, ſetzte ſich auf das Fenſter und ſang:
Wann der kalte Schnee zergangen,
Stehſt du drauſſen in der Thür, Kommt ein Knabe ſchön gegangen, Stellt ſich freundlich da zu dir, Lobet deine friſchen Wangen, Dunkle Locken, Augen licht, Wann der kalte Schnee zergangen, Glaub' dem falſchen Herzen nicht!
Wann die lauen Winde wehen,
Scheint die Sonne lieblich warm: Wirſt du wohl ſpazieren gehen, Und Er führet dich am Arm,
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Friedrich'n die Hand und ſchwur, daß er das Mäd¬
chen zu ſehr liebe, um ſie unglücklich zu machen.
Er nannte ſie nur ſein hohes Mädchen.
Später, an einem von jenen wunderbaren Ta¬
gen, wo die Bäche wieder ihre klaren Augen auf¬
ſchlagen und einzelne Lerchen ſchon hoch in dem
blauen Himmel ſingen, hatte Friedrich alle ſeine
Fenſter offen, die auf einen einſamen Spaziergang
hinausgiengen, den zu dieſer Jahreszeit faſt nie¬
mand beſuchte. Es war ein Sonntag, unzählige
Glocken ſchallten durch die ſtille, heitre Luft. Da
ſah er den Prinzen, wieder verkleidet, in der
Ferne vorübergeh'n, neben ihm ſein Bürgermäd¬
chen, im ſonntäglichen Putze zierlich ausgeſchmückt.
Sie ſchien ſehr zufrieden und glücklich und drückte
ſich oft fröhlich an ſeinen Arm. Friedlich nahm die
Guitarre, ſetzte ſich auf das Fenſter und ſang:
Wann der kalte Schnee zergangen,
Stehſt du drauſſen in der Thür,
Kommt ein Knabe ſchön gegangen,
Stellt ſich freundlich da zu dir,
Lobet deine friſchen Wangen,
Dunkle Locken, Augen licht,
Wann der kalte Schnee zergangen,
Glaub' dem falſchen Herzen nicht!
Wann die lauen Winde wehen,
Scheint die Sonne lieblich warm:
Wirſt du wohl ſpazieren gehen,
Und Er führet dich am Arm,
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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/270>, abgerufen am 23.11.2024.
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