Mich aus der Treue heraus, Der Falsche hat mich betrogen, Zog weit in die Welt hinaus." --
Sie konnte nicht weiter singen,
Vor bitteren Schmerz und Leid, Die Augen ihr übergiengen In ihrer Einsamkeit.
Julien gieng es wohl nicht besser, denn sie stand plötzlich auf, öffnete das Fenster und lehnte sich in die Nacht hinaus. Ueberhaupt glaubte ich während dem Singen eine große Unruhe an ihr be¬ merkt zu haben. Was ist das für ein erschrecklicher Sturm! hört' ich den Herrn v. A. d'rinn sagen, der bedeutet noch Krieg, Gott steh' unseren Leuten bey, die schlagen sich wohl jetzt wieder. -- Und ich muß hier sitzen! sagte Julie aus tiefster Seele. -- Ich stand seitwärts an einen Pfeiler gelehnt und die Töne giengen in dem rasenden Winde gar selt¬ sam wehmüthig über den Garten hinaus, in dem ich mir nun wie ein lange Verbannter vorkam, da Julie bald darauf in ihrem Gesange am offenen Fenster wieder also fortfuhr:
Die Muhme, die saß beym Feuer
Und wärmet sich am Kamin, Es flackert und sprüht das Feuer, Hell über die Stnb' es schien.
Sie sprach: "Ein Kränzlein in Haaren,
Das stünde dir heut gar schön, Willst draussen auf dem See nicht fahren? Hohe Blumen am Ufer dort steh'n."
Der hat ſo lieblich gelogen
Mich aus der Treue heraus, Der Falſche hat mich betrogen, Zog weit in die Welt hinaus.“ —
Sie konnte nicht weiter ſingen,
Vor bitteren Schmerz und Leid, Die Augen ihr übergiengen In ihrer Einſamkeit.
Julien gieng es wohl nicht beſſer, denn ſie ſtand plötzlich auf, öffnete das Fenſter und lehnte ſich in die Nacht hinaus. Ueberhaupt glaubte ich während dem Singen eine große Unruhe an ihr be¬ merkt zu haben. Was iſt das für ein erſchrecklicher Sturm! hört' ich den Herrn v. A. d'rinn ſagen, der bedeutet noch Krieg, Gott ſteh' unſeren Leuten bey, die ſchlagen ſich wohl jetzt wieder. — Und ich muß hier ſitzen! ſagte Julie aus tiefſter Seele. — Ich ſtand ſeitwärts an einen Pfeiler gelehnt und die Töne giengen in dem raſenden Winde gar ſelt¬ ſam wehmüthig über den Garten hinaus, in dem ich mir nun wie ein lange Verbannter vorkam, da Julie bald darauf in ihrem Geſange am offenen Fenſter wieder alſo fortfuhr:
Die Muhme, die ſaß beym Feuer
Und wärmet ſich am Kamin, Es flackert und ſprüht das Feuer, Hell über die Stnb' es ſchien.
Sie ſprach: „Ein Kränzlein in Haaren,
Das ſtünde dir heut gar ſchön, Willſt drauſſen auf dem See nicht fahren? Hohe Blumen am Ufer dort ſteh'n.“
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Der hat ſo lieblich gelogen
Mich aus der Treue heraus,
Der Falſche hat mich betrogen,
Zog weit in die Welt hinaus.“ —
Sie konnte nicht weiter ſingen,
Vor bitteren Schmerz und Leid,
Die Augen ihr übergiengen
In ihrer Einſamkeit.
Julien gieng es wohl nicht beſſer, denn ſie
ſtand plötzlich auf, öffnete das Fenſter und lehnte
ſich in die Nacht hinaus. Ueberhaupt glaubte ich
während dem Singen eine große Unruhe an ihr be¬
merkt zu haben. Was iſt das für ein erſchrecklicher
Sturm! hört' ich den Herrn v. A. d'rinn ſagen,
der bedeutet noch Krieg, Gott ſteh' unſeren Leuten
bey, die ſchlagen ſich wohl jetzt wieder. — Und ich
muß hier ſitzen! ſagte Julie aus tiefſter Seele. —
Ich ſtand ſeitwärts an einen Pfeiler gelehnt und
die Töne giengen in dem raſenden Winde gar ſelt¬
ſam wehmüthig über den Garten hinaus, in dem
ich mir nun wie ein lange Verbannter vorkam, da
Julie bald darauf in ihrem Geſange am offenen
Fenſter wieder alſo fortfuhr:
Die Muhme, die ſaß beym Feuer
Und wärmet ſich am Kamin,
Es flackert und ſprüht das Feuer,
Hell über die Stnb' es ſchien.
Sie ſprach: „Ein Kränzlein in Haaren,
Das ſtünde dir heut gar ſchön,
Willſt drauſſen auf dem See nicht fahren?
Hohe Blumen am Ufer dort ſteh'n.“
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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/372>, abgerufen am 23.11.2024.
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