Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

ward es dir vergönnt! -- Freilich hattest
du es um deinetwillen gewünscht; aber solte
das mit der Liebe schlechterdings unverein-
bar seyn? -- Armer Selim! dein Murren
hilft nichts! -- Die Feen sind keine Mäd-
chen. --

Wie sehr bewieß dies Zoraide! -- Sie
dachte nicht daran, ob das was für sie ge-
schah, aus wahrer Liebe geschehe. --

Unbekannt mit der Welt und mit ihrem
eignen Herzen, wie hätte die Reinheit ir-
gend einer Empfindung ihr zweifelhaft wer-
den können. Ach wenn man so liebenswür-
dig ist, dann wird es nicht schwer an Liebe
zu glauben! -- Das Mistrauen scheint sich
nur mit dem Alter und mit der Häslichkeit
zu verbinden und vermag leider nicht sie zu
verschönern. --

Aber wie ging es dem Bilde? Es stand
im Hintergrunde einer großen Jasminlaube.

ward es dir vergoͤnnt! — Freilich hatteſt
du es um deinetwillen gewuͤnſcht; aber ſolte
das mit der Liebe ſchlechterdings unverein-
bar ſeyn? — Armer Selim! dein Murren
hilft nichts! — Die Feen ſind keine Maͤd-
chen. —

Wie ſehr bewieß dies Zoraïde! — Sie
dachte nicht daran, ob das was fuͤr ſie ge-
ſchah, aus wahrer Liebe geſchehe. —

Unbekannt mit der Welt und mit ihrem
eignen Herzen, wie haͤtte die Reinheit ir-
gend einer Empfindung ihr zweifelhaft wer-
den koͤnnen. Ach wenn man ſo liebenswuͤr-
dig iſt, dann wird es nicht ſchwer an Liebe
zu glauben! — Das Mistrauen ſcheint ſich
nur mit dem Alter und mit der Haͤslichkeit
zu verbinden und vermag leider nicht ſie zu
verſchoͤnern. —

Aber wie ging es dem Bilde? Es ſtand
im Hintergrunde einer großen Jasminlaube.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0027" n="23"/>
ward es dir vergo&#x0364;nnt! &#x2014; Freilich hatte&#x017F;t<lb/>
du es um deinetwillen gewu&#x0364;n&#x017F;cht; aber &#x017F;olte<lb/>
das mit der Liebe &#x017F;chlechterdings unverein-<lb/>
bar &#x017F;eyn? &#x2014; Armer Selim! dein Murren<lb/>
hilft nichts! &#x2014; Die Feen &#x017F;ind keine Ma&#x0364;d-<lb/>
chen. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Wie &#x017F;ehr bewieß dies Zoraïde! &#x2014; Sie<lb/>
dachte nicht daran, ob das was fu&#x0364;r &#x017F;ie ge-<lb/>
&#x017F;chah, aus wahrer Liebe ge&#x017F;chehe. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Unbekannt mit der Welt und mit ihrem<lb/>
eignen Herzen, wie ha&#x0364;tte die Reinheit ir-<lb/>
gend einer Empfindung ihr zweifelhaft wer-<lb/>
den ko&#x0364;nnen. Ach wenn man &#x017F;o liebenswu&#x0364;r-<lb/>
dig i&#x017F;t, dann wird es nicht &#x017F;chwer an Liebe<lb/>
zu glauben! &#x2014; Das Mistrauen &#x017F;cheint &#x017F;ich<lb/>
nur mit dem Alter und mit der Ha&#x0364;slichkeit<lb/>
zu verbinden und vermag leider nicht &#x017F;ie zu<lb/>
ver&#x017F;cho&#x0364;nern. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Aber wie ging es dem Bilde? Es &#x017F;tand<lb/>
im Hintergrunde einer großen Jasminlaube.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0027] ward es dir vergoͤnnt! — Freilich hatteſt du es um deinetwillen gewuͤnſcht; aber ſolte das mit der Liebe ſchlechterdings unverein- bar ſeyn? — Armer Selim! dein Murren hilft nichts! — Die Feen ſind keine Maͤd- chen. — Wie ſehr bewieß dies Zoraïde! — Sie dachte nicht daran, ob das was fuͤr ſie ge- ſchah, aus wahrer Liebe geſchehe. — Unbekannt mit der Welt und mit ihrem eignen Herzen, wie haͤtte die Reinheit ir- gend einer Empfindung ihr zweifelhaft wer- den koͤnnen. Ach wenn man ſo liebenswuͤr- dig iſt, dann wird es nicht ſchwer an Liebe zu glauben! — Das Mistrauen ſcheint ſich nur mit dem Alter und mit der Haͤslichkeit zu verbinden und vermag leider nicht ſie zu verſchoͤnern. — Aber wie ging es dem Bilde? Es ſtand im Hintergrunde einer großen Jasminlaube.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/27
Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/27>, abgerufen am 23.11.2024.