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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Thales soll es gekannt haben. Teophrast von Eresus ([fremdsprachliches Material]. c. 53. 300 Jahr vor C. G.) führt an, daß der Bernstein ([fremdsprachliches Material], succinum) und der Lynkurer die Eigenschaft besitzen, leichte Körper anzuziehen, und daß der letztere nicht nur Strohhalme und Holzspäne, sondern auch Metallblättchen an sich reiße. Watson hat den Lynkurer des Theophrast für den Turmalin erklärt, s. Turmalin. Auch Plinius (Historia natur. XXXVII. 3.), Strabo (Geogr. L. XV. To. II. p. 1029. ed. Almelov.), Dioscorides (L. II. c. 100.) und Plutarch (Sympos. I. 7.) gedenken dieser anziehenden Eigenschaft des Bernsteins, von dessen griechischem Namen die Neuern die Worte elektrisch und Elektricität hergenommen haben. Nach einigen sollen auch die elektrischen Eigenschaften des Gagats sehr früh bekannt geworden seyn.

William Gilbert (De magnete, London. 1600 fol.) war der erste, der seit den Zeiten der Alten etwas Neues hinzufügte. Er vermehrte das Verzeichniß der Körper, welche elektrische Erscheinungen zeigen, sehr ansehnlich, brachte vornehmlich das Glas, die meisten Edelsteine, den Schwefel und das Siegellack zu denselben, und zeigte das Reiben als das Mittel an, ihre Elektricität zu erregen.

Otto von Guericke (Exper. Magdeburgica de vacuo spatio, Amsterd. 1672. fol. L. IV. c. 15.) stellte Versuche mit einer geriebenen Schwefelkugel an. Er bemerkte, daß ein von ihr angezogner Körper wieder zurückgestoßen, und nicht eher wieder angezogen ward, als bis er sich einem leinenen Faden oder der Lichtflamme (einem Leiter) genähert hatte, daß Fäden, die in der Nähe der Schwefelkugel hiengen, von seinem nahe daran gehaltnen Finger zurückgestoßen wurden, und daß eine von der Kugel zurückgestoßene Flaumfeder der Kugel beständig einerley Seite zukehrte--Erscheinungen, welche nachher auf die Gesetze des Anziehens und der Wirkungskreise geführt haben. Er bemerkte auch das elektrische Licht, und das Geräusch desselben.


Thales ſoll es gekannt haben. Teophraſt von Ereſus ([fremdsprachliches Material]. c. 53. 300 Jahr vor C. G.) fuͤhrt an, daß der Bernſtein ([fremdsprachliches Material], ſuccinum) und der Lynkurer die Eigenſchaft beſitzen, leichte Koͤrper anzuziehen, und daß der letztere nicht nur Strohhalme und Holzſpaͤne, ſondern auch Metallblaͤttchen an ſich reiße. Watſon hat den Lynkurer des Theophraſt fuͤr den Turmalin erklaͤrt, ſ. Turmalin. Auch Plinius (Hiſtoria natur. XXXVII. 3.), Strabo (Geogr. L. XV. To. II. p. 1029. ed. Almelov.), Dioſcorides (L. II. c. 100.) und Plutarch (Sympoſ. I. 7.) gedenken dieſer anziehenden Eigenſchaft des Bernſteins, von deſſen griechiſchem Namen die Neuern die Worte elektriſch und Elektricitaͤt hergenommen haben. Nach einigen ſollen auch die elektriſchen Eigenſchaften des Gagats ſehr fruͤh bekannt geworden ſeyn.

William Gilbert (De magnete, London. 1600 fol.) war der erſte, der ſeit den Zeiten der Alten etwas Neues hinzufuͤgte. Er vermehrte das Verzeichniß der Koͤrper, welche elektriſche Erſcheinungen zeigen, ſehr anſehnlich, brachte vornehmlich das Glas, die meiſten Edelſteine, den Schwefel und das Siegellack zu denſelben, und zeigte das Reiben als das Mittel an, ihre Elektricitaͤt zu erregen.

Otto von Guericke (Exper. Magdeburgica de vacuo ſpatio, Amſterd. 1672. fol. L. IV. c. 15.) ſtellte Verſuche mit einer geriebenen Schwefelkugel an. Er bemerkte, daß ein von ihr angezogner Koͤrper wieder zuruͤckgeſtoßen, und nicht eher wieder angezogen ward, als bis er ſich einem leinenen Faden oder der Lichtflamme (einem Leiter) genaͤhert hatte, daß Faͤden, die in der Naͤhe der Schwefelkugel hiengen, von ſeinem nahe daran gehaltnen Finger zuruͤckgeſtoßen wurden, und daß eine von der Kugel zuruͤckgeſtoßene Flaumfeder der Kugel beſtaͤndig einerley Seite zukehrte—Erſcheinungen, welche nachher auf die Geſetze des Anziehens und der Wirkungskreiſe gefuͤhrt haben. Er bemerkte auch das elektriſche Licht, und das Geraͤuſch deſſelben.

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[746/0760] Thales ſoll es gekannt haben. Teophraſt von Ereſus (_ . c. 53. 300 Jahr vor C. G.) fuͤhrt an, daß der Bernſtein (_ , ſuccinum) und der Lynkurer die Eigenſchaft beſitzen, leichte Koͤrper anzuziehen, und daß der letztere nicht nur Strohhalme und Holzſpaͤne, ſondern auch Metallblaͤttchen an ſich reiße. Watſon hat den Lynkurer des Theophraſt fuͤr den Turmalin erklaͤrt, ſ. Turmalin. Auch Plinius (Hiſtoria natur. XXXVII. 3.), Strabo (Geogr. L. XV. To. II. p. 1029. ed. Almelov.), Dioſcorides (L. II. c. 100.) und Plutarch (Sympoſ. I. 7.) gedenken dieſer anziehenden Eigenſchaft des Bernſteins, von deſſen griechiſchem Namen die Neuern die Worte elektriſch und Elektricitaͤt hergenommen haben. Nach einigen ſollen auch die elektriſchen Eigenſchaften des Gagats ſehr fruͤh bekannt geworden ſeyn. William Gilbert (De magnete, London. 1600 fol.) war der erſte, der ſeit den Zeiten der Alten etwas Neues hinzufuͤgte. Er vermehrte das Verzeichniß der Koͤrper, welche elektriſche Erſcheinungen zeigen, ſehr anſehnlich, brachte vornehmlich das Glas, die meiſten Edelſteine, den Schwefel und das Siegellack zu denſelben, und zeigte das Reiben als das Mittel an, ihre Elektricitaͤt zu erregen. Otto von Guericke (Exper. Magdeburgica de vacuo ſpatio, Amſterd. 1672. fol. L. IV. c. 15.) ſtellte Verſuche mit einer geriebenen Schwefelkugel an. Er bemerkte, daß ein von ihr angezogner Koͤrper wieder zuruͤckgeſtoßen, und nicht eher wieder angezogen ward, als bis er ſich einem leinenen Faden oder der Lichtflamme (einem Leiter) genaͤhert hatte, daß Faͤden, die in der Naͤhe der Schwefelkugel hiengen, von ſeinem nahe daran gehaltnen Finger zuruͤckgeſtoßen wurden, und daß eine von der Kugel zuruͤckgeſtoßene Flaumfeder der Kugel beſtaͤndig einerley Seite zukehrte—Erſcheinungen, welche nachher auf die Geſetze des Anziehens und der Wirkungskreiſe gefuͤhrt haben. Er bemerkte auch das elektriſche Licht, und das Geraͤuſch deſſelben.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 746. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/760>, abgerufen am 23.11.2024.