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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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mon coeur, d'etre ou tres foible, ou tres faux. Monsieur Fenelons
sehr demütige Antwort darauf sey gewesen: pour foible
je pourrois fort bien passer: mais Dieu m'a fait la grace
de ne pas etre faux. Hierauf habe er ihm erzehlet, daß ein
über die materie de amore puro ein großes Buch zusammen
geschrieben, und die Zeugniße aller Kirchen-Väter und anderer
alten Scribenten von dieser Materie darinn zusammen getra-
gen, durch den Eveque de Meaux aber, vermuthlich in wiedriger
Absicht, ersuchet worden sey, aus dieser großen Collection einen
bloß dogmatischen Extract zu machen. In diesen Extract nun
welcher unter dem [unleserliches Material]Titul maximes des Saints in Druck gekommen
sey von denen Ausdrücken derer obgedachten Patrum und
auctorum vieles mit eingefloßen, welches sie im affect
der göttlichen Liebe, aus dem Uberfluß ihres Hertzens geschrieben
in welchen Umständen man die Ausdrücke nach der dogmati-
schen accuratesse so genau nicht abmeße. Da nun aber
die maximes des Saints ein dogmatisches Werck seyn sollen
so habe der Pabst Fug und Recht gehabt, solche darinn enthaltenen
Ausdrücke als unrichtig zu verwerffen, und er habe sich schuldig
erachtet, seinen Fehler zu erkennen. Wie er denn so fort
das Buch vorgenommen, und dem Monsieur de Ramsey ver-
schiedene dergleichen passagen vorgelesen. Gleichwie[unleserliches Material]
aber der Pabst die Lehre selbst und die zu deren Behauptung
von ihm herausgegebene Streit=Schriften niemalen ver-
dammet; also habe er, Monsieur Fenelon, diese Lehre
auch niemals abandonniret, noch dazu einige Ursache ge-
funden, iedoch um seiner Freunde Willen freylich alle
Vorsichtigkeit gebrauchet. Den Eveque de Meaux caracterisirt
er aus zuverläßigen particular-Nachrichten, als einen
Mann, der von dem, was er geschrieben, das wenigste
geglaubet, und seine großen Talente bloß zu seinem
agrandissement angewendet. Wie er denn würcklich pre-
mier Ministre zu werden, aspiriret hat, und, seine
große animositaet wieder den Fenelon eben daher gerüh-
ret, weil er geglaubet, dieser sey ihm hierinen ein ge-
fährlicher Rival, zumal da, so bald dieser letztere an
den Hof gezogen worden, sein Credit mercklich zu fallen
angefangen, und er das Oracle des Hofs zu seyn aufge-
höret. Nachmittags wurde der Pere Montfaucon besuchet,
welcher mit Copirung seines ehemals erwehnten Grichi-
schen Lexici noch immer beschäftiget ist. Aus seinem

mon coeur, d’etre où tres foible, ou tres faux. Monsieur Fenelons
sehr demütige Antwort darauf sey gewesen: pour foible
je pourrois fort bien passer: mais Dieu m’a fait la grace
de ne pas être faux. Hierauf habe er ihm erzehlet, daß ein
über die materie de amore puro ein großes Buch zusammen
geschrieben, und die Zeugniße aller Kirchen-Väter und anderer
alten Scribenten von dieser Materie darinn zusammen getra-
gen, durch den Evêque de Meaux aber, vermuthlich in wiedriger
Absicht, ersuchet worden sey, aus dieser großen Collection einen
bloß dogmatischen Extract zu machen. In diesen Extract nun
welcher unter dem [unleserliches Material]Titul maximes des Saints in Druck gekommen
sey von denen Ausdrücken derer obgedachten Patrum und
auctorum vieles mit eingefloßen, welches sie im affect
der göttlichen Liebe, aus dem Uberfluß ihres Hertzens geschrieben
in welchen Umständen man die Ausdrücke nach der dogmati-
schen accuratesse so genau nicht abmeße. Da nun aber
die maximes des Saints ein dogmatisches Werck seyn sollen
so habe der Pabst Fug und Recht gehabt, solche darinn enthaltenen
Ausdrücke als unrichtig zu verwerffen, und er habe sich schuldig
erachtet, seinen Fehler zu erkennen. Wie er denn so fort
das Buch vorgenommen, und dem Monsieur de Ramsey ver-
schiedene dergleichen passagen vorgelesen. Gleichwie[unleserliches Material]
aber der Pabst die Lehre selbst und die zu deren Behauptung
von ihm herausgegebene Streit=Schriften niemalen ver-
dammet; also habe er, Monsieur Fenelon, diese Lehre
auch niemals abandonniret, noch dazu einige Ursache ge-
funden, iedoch um seiner Freunde Willen freylich alle
Vorsichtigkeit gebrauchet. Den Evêque de Meaux caracterisirt
er aus zuverläßigen particular-Nachrichten, als einen
Mann, der von dem, was er geschrieben, das wenigste
geglaubet, und seine großen Talente bloß zu seinem
agrandissement angewendet. Wie er denn würcklich pre-
mier Ministre zu werden, aspiriret hat, und, seine
große animositaet wieder den Fenelon eben daher gerüh-
ret, weil er geglaubet, dieser sey ihm hierinen ein ge-
fährlicher Rival, zumal da, so bald dieser letztere an
den Hof gezogen worden, sein Credit mercklich zu fallen
angefangen, und er das Oracle des Hofs zu seyn aufge-
höret. Nachmittags wurde der Pere Montfaucon besuchet,
welcher mit Copirung seines ehemals erwehnten Grichi-
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[0223] mon coeur, d’etre où tres foible, ou tres faux. Mr. Fenelons sehr demütige Antwort darauf sey gewesen: pour foible je pourrois fort bien passer: mais Dieu m’a fait la grace de ne pas être faux. Hierauf habe er ihm erzehlet, daß ein über die materie de amore puro ein großes Buch zusammen geschrieben, und die Zeugniße aller Kirchen-Väter und anderer alten Scribenten von dieser Materie darinn zusammen getra- gen, durch den Evêque de Meaux aber, vermuthlich in wiedriger Absicht, ersuchet worden sey, aus dieser großen Collection einen bloß dogmatischen Extract zu machen. In diesen Extract nun welcher unter dem Titul maximes des Saints in Druck gekommen sey von denen Ausdrücken derer obgedachten Patrum und auctorum vieles mit eingefloßen, welches sie im affect der göttlichen Liebe, aus dem Uberfluß ihres Hertzens geschrieben in welchen Umständen man die Ausdrücke nach der dogmati- schen accuratesse so genau nicht abmeße. Da nun aber die maximes des Saints ein dogmatisches Werck seyn sollen so habe der Pabst Fug und Recht gehabt, solche darinn enthaltenen Ausdrücke als unrichtig zu verwerffen, und er habe sich schuldig erachtet, seinen Fehler zu erkennen. Wie er denn so fort das Buch vorgenommen, und dem Monsieur de Ramsey ver- schiedene dergleichen passagen vorgelesen. Gleichwie_ aber der Pabst die Lehre selbst und die zu deren Behauptung von ihm herausgegebene Streit=Schriften niemalen ver- dammet; also habe er, Monsieur Fenelon, diese Lehre auch niemals abandonniret, noch dazu einige Ursache ge- funden, iedoch um seiner Freunde Willen freylich alle Vorsichtigkeit gebrauchet. Den Evêque de Meaux caracterisirt er aus zuverläßigen particular-Nachrichten, als einen Mann, der von dem, was er geschrieben, das wenigste geglaubet, und seine großen Talente bloß zu seinem agrandissement angewendet. Wie er denn würcklich pre- mier Ministre zu werden, aspiriret hat, und, seine große animositaet wieder den Fenelon eben daher gerüh- ret, weil er geglaubet, dieser sey ihm hierinen ein ge- fährlicher Rival, zumal da, so bald dieser letztere an den Hof gezogen worden, sein Credit mercklich zu fallen angefangen, und er das Oracle des Hofs zu seyn aufge- höret. Nachmittags wurde der Pere Montfaucon besuchet, welcher mit Copirung seines ehemals erwehnten Grichi- schen Lexici noch immer beschäftiget ist. Aus seinem

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/223>, abgerufen am 23.11.2024.