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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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7.) Die hiesige Academie des Sciences et de belles lettres. Sie ist anno 1712 durch
den König auctorisiret, und hat ein hiesiger Parlements Rath sein Hauß und gantzes Ver-
mögen dazu vermacht. Mr. [unleserliches Material]Secondat und Monsieur Caupos, als Mit-Glieder dieser Academie,
ließen durch den Bibliothecarium, der ein Franciscaner Mönch ist, mit der Anthlia
pneumathica und anderen instrumenten mancherley sonst schon bekannte experi
menta machen, welcher Übung die Comtesse de Pontac, weil sie in eben diesem Hause
logiret, mit beywohnete. Die Bibliothec der Academie ist zwar nicht sonderlich
zahlreich, aber Select und das Behältnis der schönen boiserie und des
balcons wegen, sehr propre.

8.) Ein großes Französisches Kaufartey Schiff, welches von einem hiesigen Negotian-
ten befrachtet war, und in 2 Tagen nach America absegeln sollte. Es geschahe
diese Besichtigung mit großer Solennitaet. Der Commissaire General
de la marine
fuhr mit uns in des Intendanten Wagen, bis an das Ufer des
Hafens. Daselbst traten wir in seine parat stehende brigantine, welche
sein sauberes Zimmer mit Fenstern, und ein Seegel hat. Sie war mit 16
Ruder Knechten, in egaler Blauer mit silber eingefaßten Schiff=Montur,
wie auch mit einem Capitain und einen Steuer-Mann besetzet. Wir fuhren
in dem Angesicht einer sehr großen Menge am Ufer versammleten Menschen
nach gedachten Schiffe zu, machten die Tour rund um daßelbe herum, und
abordireten endlich, da uns der Eugenthümer des Schiffs, nebst dem Capitain
aufs Beste empfingen. Wir standen in dem gantz räumlichen Zimmer des Capi-
tains den Tisch gedeckt, und wurden bey eröffneten Fenstern mit aller
ley rafraichissemens bewirthet, auch mit 8 Canonen Schüßen beehret.
Nachdem wir wieder aufs Verdeck gestiegen, muste das Schiffs=Volck
nach der gewöhnlichen silbernen commandir=Pfeiffe seine Exercitia an
dem Segel= und Tau=Werck machen. Bey unserer Abfahrt ruderten
wir abermahl rund um das Schiff herum, und nachdem das Schiff Volck
des Kaufmanns 7 mal vive le Roi geruffen, unsere Manschaft aber
mahl das Echo darauf gegeben, wurden wir nochmahls zum Abschiede
mit 8 Canonen Schüßen salutiret, und sodan fuhren wir die magnifique
Garonne eine halbe Stunde mit der maree hinauf, stiegen bey einem Lust-
hause aus, um frische Land=Luft zu schöpfen, und retournireten abends ge
gen 9 Uhr gantz glücklich, wurden auch am Ufer mit 4 canonen Schüßen begrüßet
und endlich durch die an den Hafen auf uns wartende Carosse des Intendanten

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7.) Die hiesige Academie des Sciences et de belles lettres. Sie ist anno 1712 durch
den König auctorisiret, und hat ein hiesiger Parlements Rath sein Hauß und gantzes Ver-
mögen dazu vermacht. Mr. [unleserliches Material]Secondat und Monsieur Caupos, als Mit-Glieder dieser Academie,
ließen durch den Bibliothecarium, der ein Franciscaner Mönch ist, mit der Anthlia
pneumathica und anderen instrumenten mancherley sonst schon bekannte experi
menta machen, welcher Übung die Comtesse de Pontac, weil sie in eben diesem Hause
logiret, mit beywohnete. Die Bibliothec der Academie ist zwar nicht sonderlich
zahlreich, aber Select und das Behältnis der schönen boiserie und des
balcons wegen, sehr propre.

8.) Ein großes Französisches Kaufartey Schiff, welches von einem hiesigen Negotian-
ten befrachtet war, und in 2 Tagen nach America absegeln sollte. Es geschahe
diese Besichtigung mit großer Solennitaet. Der Commissaire General
de la marine
fuhr mit uns in des Intendanten Wagen, bis an das Ufer des
Hafens. Daselbst traten wir in seine parat stehende brigantine, welche
sein sauberes Zimmer mit Fenstern, und ein Seegel hat. Sie war mit 16
Ruder Knechten, in egaler Blauer mit silber eingefaßten Schiff=Montur,
wie auch mit einem Capitain und einen Steuer-Mann besetzet. Wir fuhren
in dem Angesicht einer sehr großen Menge am Ufer versammleten Menschen
nach gedachten Schiffe zu, machten die Tour rund um daßelbe herum, und
abordireten endlich, da uns der Eugenthümer des Schiffs, nebst dem Capitain
aufs Beste empfingen. Wir standen in dem gantz räumlichen Zimmer des Capi-
tains den Tisch gedeckt, und wurden bey eröffneten Fenstern mit aller
ley rafraichissemens bewirthet, auch mit 8 Canonen Schüßen beehret.
Nachdem wir wieder aufs Verdeck gestiegen, muste das Schiffs=Volck
nach der gewöhnlichen silbernen commandir=Pfeiffe seine Exercitia an
dem Segel= und Tau=Werck machen. Bey unserer Abfahrt ruderten
wir abermahl rund um das Schiff herum, und nachdem das Schiff Volck
des Kaufmanns 7 mal vive le Roi geruffen, unsere Manschaft aber
mahl das Echo darauf gegeben, wurden wir nochmahls zum Abschiede
mit 8 Canonen Schüßen salutiret, und sodan fuhren wir die magnifique
Garonne eine halbe Stunde mit der marée hinauf, stiegen bey einem Lust-
hause aus, um frische Land=Luft zu schöpfen, und retournireten abends ge
gen 9 Uhr gantz glücklich, wurden auch am Ufer mit 4 canonen Schüßen begrüßet
und endlich durch die an den Hafen auf uns wartende Carosse des Intendanten

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[0376] 181 7.) Die hiesige Academie des Sciences et de belles lettres. Sie ist ao. 1712 durch den König auctorisiret, und hat ein hiesiger Parlements Rath sein Hauß und gantzes Ver- mögen dazu vermacht. Mr. Secondat und Mr. Caupos, als Mit-Glieder dieser Academie, ließen durch den Bibliothecarium, der ein Franciscaner Mönch ist, mit der Anthlia pneumathica und anderen instrumenten mancherley sonst schon bekannte experi menta machen, welcher Übung die Comtesse de Pontac, weil sie in eben diesem Hause logiret, mit beywohnete. Die Bibliothec der Academie ist zwar nicht sonderlich zahlreich, aber Select und das Behältnis der schönen boiserie und des balcons wegen, sehr propre. 8.) Ein großes Französisches Kaufartey Schiff, welches von einem hiesigen Negotian- ten befrachtet war, und in 2 Tagen nach America absegeln sollte. Es geschahe diese Besichtigung mit großer Solennitaet. Der Commissaire General de la marine fuhr mit uns in des Intendanten Wagen, bis an das Ufer des Hafens. Daselbst traten wir in seine parat stehende brigantine, welche sein sauberes Zimmer mit Fenstern, und ein Seegel hat. Sie war mit 16 Ruder Knechten, in egaler Blauer mit silber eingefaßten Schiff=Montur, wie auch mit einem Capitain und einen Steuer-Mann besetzet. Wir fuhren in dem Angesicht einer sehr großen Menge am Ufer versammleten Menschen nach gedachten Schiffe zu, machten die Tour rund um daßelbe herum, und abordireten endlich, da uns der Eugenthümer des Schiffs, nebst dem Capitain aufs Beste empfingen. Wir standen in dem gantz räumlichen Zimmer des Capi- tains den Tisch gedeckt, und wurden bey eröffneten Fenstern mit aller ley rafraichissemens bewirthet, auch mit 8 Canonen Schüßen beehret. Nachdem wir wieder aufs Verdeck gestiegen, muste das Schiffs=Volck nach der gewöhnlichen silbernen commandir=Pfeiffe seine Exercitia an dem Segel= und Tau=Werck machen. Bey unserer Abfahrt ruderten wir abermahl rund um das Schiff herum, und nachdem das Schiff Volck des Kaufmanns 7 mal vive le Roi geruffen, unsere Manschaft aber mahl das Echo darauf gegeben, wurden wir nochmahls zum Abschiede mit 8 Canonen Schüßen salutiret, und sodan fuhren wir die magnifique Garonne eine halbe Stunde mit der marée hinauf, stiegen bey einem Lust- hause aus, um frische Land=Luft zu schöpfen, und retournireten abends ge gen 9 Uhr gantz glücklich, wurden auch am Ufer mit 4 canonen Schüßen begrüßet und endlich durch die an den Hafen auf uns wartende Carosse des Intendanten

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/376>, abgerufen am 23.11.2024.