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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Pleine, in welcher Toulouse lieget, beschaueten wir von dem Berg zu
Castelneau mit besonderen Vergnügen, gelangeten aber erst um Mitter=
Nacht zu gedachtem Toulouse, der Haupt-Stadt in Languedoc, an.

den 20.ten Juli

Ruheten und schrieben wir, und speiseten in unserm Quartier mit dem Abbe du
Refort
, und dem Vi_Comte d'Ercy, welche beyde process-halber hier waren,
und mit im Hause logiereten. Die Pyrenaeischen Gebürge, welche wir -
aus unseren Fenstern sehr gut sehen konnten, gaben uns zur repetition
Geographie Gelegenheit.

den 21. Juli

Speiseten wir Mittags bey dem Comte de Caraman, Marechal des camps an
den Mr. de Ramsay uns addressiret, ihn auch immediate von Paris ge-
schrieben, und einen Brief an Illustrissimum beygeschloßen hatte. Er ist ein
überaus politer und angenehmer Herr, der Künste und Wißenschaften liebet,
auch President der hiesigen Academie de Science und ein Mitglied der Academie
des jeux Floreasca ist. Die übrigen Tisch=Gäste waren seine Gemahlin,
eine kluge und tugendhaffte Dame, sein Sohn von 14 Jahren, der sehr viel Ver-
stand, und ein gutes exTerieur hat, deßen 2 Hofmeistere Monsieur de Tailladet,
und Monsieur de Serrau, und endlich ein Cavalier aus der Stadt. Es ist die
ses Caramanische Hauß sonst eigentlich zu Paris etabliret, reiset -
aber ab und zu, weil der Graf in dieser Provintz wichtige Güter, und
sonderlich den Weltbekannten canal hat. Die Discourse waren theils
von Mr de Ramsay, der sonderlich bey der Gräfin wohl angeschrieben,
theils von ietzigen Kriges=Sachen, da den der Graf nach Teutschland commandiret
zu werden, und unter seinen Oncle dem Marechal de Broglis zu die-
nen wünschte. Nach der Tafel führete uns der Graf in seinen Wagen in eine
Solenne disputation, welche bey denen Jesuiten gehalten wurde, und dem
Duc de Richelieu dediciret war, in Ansehung deßen die gantze hie-
sige noblesse derselben beywohnete. Der Pater Rector praesentirte
vorher in seinem Zimmer caffee, und wurden Illustrissimus an die vornehm-
sten Anwesenden praesentiret, als an den Comte de Clairmont Rochechoire
welcher bey diesen actu den Mecenas, wie sie hier zu reden pflegen,
das ist, den Duc de Richelieu repraesentirete, und unter den weltlichen
Ständen von Languedoc einer der vornehmsten ist; ferner an den
Marquis de Lenta, der gleichfals einer von deren Barons von
Languedoc ist, an 2 Marquis de Bauteville, deren einer
Chevalier de Malthe ist, und noch an viel andere. Die Disputa
tion.

Pleine, in welcher Toulouse lieget, beschaueten wir von dem Berg zu
Castelneau mit besonderen Vergnügen, gelangeten aber erst um Mitter=
Nacht zu gedachtem Toulouse, der Haupt-Stadt in Languedoc, an.

den 20.ten Juli

Ruheten und schrieben wir, und speiseten in unserm Quartier mit dem Abbé du
Refort
, und dem Vi_Comte d’Ercy, welche beyde process-halber hier waren,
und mit im Hause logiereten. Die Pyrenaeischen Gebürge, welche wir -
aus unseren Fenstern sehr gut sehen konnten, gaben uns zur repetition
Geographie Gelegenheit.

den 21. Juli

Speiseten wir Mittags bey dem Comte de Caraman, Marechal des camps an
den Mr. de Ramsay uns addressiret, ihn auch immediate von Paris ge-
schrieben, und einen Brief an Illustrissimum beygeschloßen hatte. Er ist ein
überaus politer und angenehmer Herr, der Künste und Wißenschaften liebet,
auch President der hiesigen Academie de Science und ein Mitglied der Academie
des jeux Floreasca ist. Die übrigen Tisch=Gäste waren seine Gemahlin,
eine kluge und tugendhaffte Dame, sein Sohn von 14 Jahren, der sehr viel Ver-
stand, und ein gutes exTerieur hat, deßen 2 Hofmeistere Monsieur de Tailladet,
und Monsieur de Serrau, und endlich ein Cavalier aus der Stadt. Es ist die
ses Caramanische Hauß sonst eigentlich zu Paris etabliret, reiset -
aber ab und zu, weil der Graf in dieser Provintz wichtige Güter, und
sonderlich den Weltbekannten canal hat. Die Discourse waren theils
von Mr de Ramsay, der sonderlich bey der Gräfin wohl angeschrieben,
theils von ietzigen Kriges=Sachen, da den der Graf nach Teutschland commandiret
zu werden, und unter seinen Oncle dem Marechal de Broglis zu die-
nen wünschte. Nach der Tafel führete uns der Graf in seinen Wagen in eine
Solenne disputation, welche bey denen Jesuiten gehalten wurde, und dem
Duc de Richelieu dediciret war, in Ansehung deßen die gantze hie-
sige noblesse derselben beywohnete. Der Pater Rector praesentirte
vorher in seinem Zimmer caffée, und wurden Illustrissimus an die vornehm-
sten Anwesenden praesentiret, als an den Comte de Clairmont Rochechoire
welcher bey diesen actu den Mecenas, wie sie hier zu reden pflegen,
das ist, den Duc de Richelieu repraesentirete, und unter den weltlichen
Ständen von Languedoc einer der vornehmsten ist; ferner an den
Marquis de Lenta, der gleichfals einer von deren Barons von
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Chevalier de Malthe ist, und noch an viel andere. Die Disputa
tion.

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[0381] Pleine, in welcher Toulouse lieget, beschaueten wir von dem Berg zu Castelneau mit besonderen Vergnügen, gelangeten aber erst um Mitter= Nacht zu gedachtem Toulouse, der Haupt-Stadt in Languedoc, an. den 20.ten Jul. Ruheten und schrieben wir, und speiseten in unserm Quartier mit dem Abbé du Refort, und dem Vi_Comte d’Ercy, welche beyde process-halber hier waren, und mit im Hause logiereten. Die Pyrenaeischen Gebürge, welche wir - aus unseren Fenstern sehr gut sehen konnten, gaben uns zur repetition Geographie Gelegenheit. den 21. Jul. Speiseten wir Mittags bey dem Comte de Caraman, Marechal des camps an den Mr. de Ramsay uns addressiret, ihn auch immediate von Paris ge- schrieben, und einen Brief an Illmum beygeschloßen hatte. Er ist ein überaus politer und angenehmer Herr, der Künste und Wißenschaften liebet, auch President der hiesigen Academie de Science und ein Mitglied der Academie des jeux Floreasca ist. Die übrigen Tisch=Gäste waren seine Gemahlin, eine kluge und tugendhaffte Dame, sein Sohn von 14 Jahren, der sehr viel Ver- stand, und ein gutes exTerieur hat, deßen 2 Hofmeistere Mr. de Tailladet, und Mr. de Serrau, und endlich ein Cavalier aus der Stadt. Es ist die ses Caramanische Hauß sonst eigentl. zu Paris etabliret, reiset - aber ab und zu, weil der Graf in dieser Provintz wichtige Güter, und sonderl. den Weltbekannten canal hat. Die Discourse waren theils von Mr de Ramsay, der sonderlich bey der Gräfin wohl angeschrieben, theils von ietzigen Kriges=Sachen, da den der Graf nach Teutschland commandiret zu werden, und unter seinen Oncle dem Marechal de Broglis zu die- nen wünschte. Nach der Tafel führete uns der Graf in seinen Wagen in eine Solenne disputation, welche bey denen Jesuiten gehalten wurde, und dem Duc de Richelieu dediciret war, in Ansehung deßen die gantze hie- sige noblesse derselben beywohnete. Der Pater Rector praesentirte vorher in seinem Zimmer caffée, und wurden Ilmus an die vornehm- sten Anwesenden praesentiret, als an den Comte de Clairmont Rochechoire welcher bey diesen actu den Mecenas, wie sie hier zu reden pflegen, das ist, den Duc de Richelieu repraesentirete, und unter den weltlichen Ständen von Languedoc einer der vornehmsten ist; ferner an den Marquis de Lenta, der gleichfals einer von deren Barons von Languedoc ist, an 2 Marquis de Bauteville, deren einer Chevalier de Malthe ist, und noch an viel andere. Die Disputa tion.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/381>, abgerufen am 23.11.2024.