Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].gemachte dubium nichts rechts zuantworten. 2.) das so genannte hie a.) Das Fenster in dem inneren Hofe, aus welchem der bekante duc de b.) Die Statue der Clementia Isaura in dem großen Audientz Saal c.) Das Zimmer, wo diese Academie sich versammlet, woselbst uns das gemachte dubium nichts rechts zuantworten. 2.) das so genannte hie a.) Das Fenster in dem inneren Hofe, aus welchem der bekante duc de b.) Die Statue der Clementia Isaura in dem großen Audientz Saal c.) Das Zimmer, wo diese Academie sich versammlet, woselbst uns das <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0383"/> gemachte dubium nichts rechts zuantworten. 2.) das so genannte hie<lb/> sige Capitolium oder Rath-Hauß. Denn weil in dieser Stadt zu der Römer Zeit<lb/> ein capitolium gewesen, welches aber nicht mehr sichtbar ist, so hat der Ma-<lb/> gistrat in dieser Stadt<del rendition="#s">,</del> diesen magnifiquen Nahmen beybehalten, und -<lb/> heißen auch deswegen die Raths-Herren Capitouls, sind auch, so bald sie<lb/> zu dieser Stelle gelangen, Edel=Leute, iedoch <subst><del rendition="#s">wenn</del><add place="superlinear">von</add></subst> einer solchen espece,<lb/> daß sie nur unter sich figuriren, und weder mit der noblesse d‘Epé<lb/> noch der robe zusammen kommen. Das merckwürdigste auf diesem<lb/> Rathhause ist.</p><lb/> <p> a.) Das Fenster in dem inneren Hofe, aus welchem der bekante <persName xml:id="TidB3541" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11060" ref="http://d-nb.info/gnd/137374437">duc de<lb/> Montmorency</persName> zur <name type="subjectIndexTerm" xml:id="TidB3542" corresp="register.xml#regID_42.lemID_11061">execution</name> aufs echafot geführet worden, und<lb/> etliche noch recht rothe Flecken von seinem Blut, welche an einen Qwader<lb/> Stein <add place="superlinear">in der Mauer</add> bis dato zu sehen sind. Wie wohl einige, welche nicht glauben<lb/> daß das Blut an einer dem Wetter exponirten Mauer sich so lange<lb/> conserviren könne, dafür halten, daß man diese Flecken von Zeit<lb/> zu Zeit mit Farbe <subst><del rendition="#s">conservire.</del><add place="superlinear">auf frische.</add></subst></p><lb/> <p> b.) Die Statue der <persName xml:id="TidB3543" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11062">Clementia Isaura</persName> in dem großen Audientz Saal<lb/> von weißem marmor. Sie soll eine Tochter eines <persName xml:id="TidB3544" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Grafen von Toulouse</persName><lb/> gewesen seyn, und ihr gantzes Vermögen dem publico mit der Condition<lb/> vermacht haben, daß man alle Jahr die jeux Floreaux halten, und de-<lb/> nen, die sich am besten dabey bewiesen, 4 Preise von 1 goldnen, und 3<lb/> silbernen Blumen austheilen solle. Vor ihrer Zeit sollen gedachte jeux Floreaux<lb/> darinnen Bestanden haben, daß die besten Poeten von <placeName xml:id="TidB3545" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10948">Languedoc</placeName> einen Tag -<lb/> des Jahres hier in <placeName xml:id="TidB3546" corresp="register.xml#regID_66.lemID_11036">Toulouse</placeName> zusammen gekommen, und in Versen mit ein-<lb/> ander certiret, da denn denen, die es am besten gemacht, nartürliche<lb/> Blumen zur Ehren-Belohnung gegeben worden. Ged<add place="superlinear">a</add>chte <persName xml:id="TidB3547" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11062">Clementia</persName><lb/> hat aber die vegetabilia in mineralien verwandelt. Viele sind so unglau-<lb/> bi<del rendition="#s">h</del>g, daß sie zweiflen, ob iemals eine solche <persName xml:id="TidB3548" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11062">Clementia</persName> existiret: Indeßen<lb/> rühre die Stiftung her von wem sie wolle, so hat die Academie <choice><abbr>jährl.</abbr><expan>jährlich</expan></choice> 1800 <choice><abbr>Lt.</abbr><expan>Livre tournois</expan></choice><lb/> einzunehmen, welche aus dem Stadt a‘rario bezahlt werden</p><lb/> <p> c.) Das Zimmer, wo diese Academie sich versammlet, woselbst uns das<lb/> Siegel derselben, und deren durch <persName xml:id="TidB1659" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10090">Louis XIV.</persName> confirmirte Statuta ge-<lb/> wiesen, wir auch von einem Mitgliede der academie versichert<lb/> wurden, daß man beschäftiget sey, die existentz der <persName xml:id="TidB3550" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11062">Clementia</persName><lb/> in einem eigenen Buch durch unverwerfliche proben darzu thun. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0383]
gemachte dubium nichts rechts zuantworten. 2.) das so genannte hie
sige Capitolium oder Rath-Hauß. Denn weil in dieser Stadt zu der Römer Zeit
ein capitolium gewesen, welches aber nicht mehr sichtbar ist, so hat der Ma-
gistrat in dieser Stadt diesen magnifiquen Nahmen beybehalten, und -
heißen auch deswegen die Raths-Herren Capitouls, sind auch, so bald sie
zu dieser Stelle gelangen, Edel=Leute, iedoch von einer solchen espece,
daß sie nur unter sich figuriren, und weder mit der noblesse d‘Epé
noch der robe zusammen kommen. Das merckwürdigste auf diesem
Rathhause ist.
a.) Das Fenster in dem inneren Hofe, aus welchem der bekante duc de
Montmorency zur execution aufs echafot geführet worden, und
etliche noch recht rothe Flecken von seinem Blut, welche an einen Qwader
Stein in der Mauer bis dato zu sehen sind. Wie wohl einige, welche nicht glauben
daß das Blut an einer dem Wetter exponirten Mauer sich so lange
conserviren könne, dafür halten, daß man diese Flecken von Zeit
zu Zeit mit Farbe auf frische.
b.) Die Statue der Clementia Isaura in dem großen Audientz Saal
von weißem marmor. Sie soll eine Tochter eines Grafen von Toulouse
gewesen seyn, und ihr gantzes Vermögen dem publico mit der Condition
vermacht haben, daß man alle Jahr die jeux Floreaux halten, und de-
nen, die sich am besten dabey bewiesen, 4 Preise von 1 goldnen, und 3
silbernen Blumen austheilen solle. Vor ihrer Zeit sollen gedachte jeux Floreaux
darinnen Bestanden haben, daß die besten Poeten von Languedoc einen Tag -
des Jahres hier in Toulouse zusammen gekommen, und in Versen mit ein-
ander certiret, da denn denen, die es am besten gemacht, nartürliche
Blumen zur Ehren-Belohnung gegeben worden. Gedachte Clementia
hat aber die vegetabilia in mineralien verwandelt. Viele sind so unglau-
big, daß sie zweiflen, ob iemals eine solche Clementia existiret: Indeßen
rühre die Stiftung her von wem sie wolle, so hat die Academie jährl. 1800 Lt.
einzunehmen, welche aus dem Stadt a‘rario bezahlt werden
c.) Das Zimmer, wo diese Academie sich versammlet, woselbst uns das
Siegel derselben, und deren durch Louis XIV. confirmirte Statuta ge-
wiesen, wir auch von einem Mitgliede der academie versichert
wurden, daß man beschäftiget sey, die existentz der Clementia
in einem eigenen Buch durch unverwerfliche proben darzu thun.
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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