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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Eine Anzahl Chinesische Bücher auf Seiden Papier mit schwartzer
Farbe gedruckt, welcher Druck aber, bekanntermaßen darinn be-
stehet, daß die caracteres in höltzerne Tafeln geschnitten, und auf einmal
abgedruckt werden.

Ein lateinisch Officium Beatae Virginis in 24t auf Pergament ge-
schrieben, welches der Mutter des berühmten Englischen Cardinals Regina[unleserliches Material]
di Poli gehöret hat. Es lieget darinn das portrait der Englischen
Königin Mariae, auf Pergament gemahlt, welches ein Original,
und zugleich ein Beweiß ist, daß sie nicht wohl ausgesehen.
In dem bey dieser Bibliothec befindlichen antiquitaeten Cabinet ist
das Haupt-Stück, die beruffne urna, in welcher die Asche Kaysers
Alexandri Severi und seiner Mutter Mammea gelegen.
Man hat diese Urne in dem marmornen tombeau dieses Kaysers
gefunden, deßen von uns bey Besichtigung des Capitolii gedacht
worden. Der Grund dieses raren Stücks ist schwartz, und
die en bas relief darauf gearbeiteten Figuren sind weiß.
Man praetendiret, daß das Stück Marmor, aus welchem dieses
Gefäß verfertiget worden, von Natur diese Beschaffenheit ge-
habt, daß es nehmlich auf dem Grunde schwartz, u. mit einem
weißen Uberzuge incrustiret gewesen, davon also der Künstler
profitiren können, welches wir sowol, als die sehr zweifel-
hafte Deutung derer Figuren dahin gestellet seyn laßen.
Ein eisernes Casquet eines Römischen Soldaten ist deswegen
curios, weil auf dem Rande über der Stirn sein Nahme also
eingegraben ist: Aurelius Victorinus miles cohortis XIIII urb.
Eine von bronce gegoßene Kinder-Hand, mit einer Schlange
und andern medicinischen Kennzeichen versehen, daraus ab zu
nehmen, daß solche wegen eines gesund gewordenen Kindes
ex voto etwa bey einer Heydnischen Gottheit aufgehenget
gewesen, und war die dabey in catholischer Unschuld gemachte
reflexion unsers Führers nur mehr, als zu wohl gegründet,
da er sagte: I gentili facevano come noi altri Christiani.

Eine Kupfer-Tafel, darauf die Abfertigung gewißer tempore
libera reipublicae anhero gekommener Gesandten eingegraben,
verschiedene schöne Lucernas Sepulcrales von bronce und andre
Dinge übergehen wir mit Stillschweigen.

Eine Anzahl Chinesische Bücher auf Seiden Papier mit schwartzer
Farbe gedruckt, welcher Druck aber, bekanntermaßen darinn be-
stehet, daß die caracteres in höltzerne Tafeln geschnitten, und auf einmal
abgedruckt werden.

Ein lateinisch Officium Beatae Virginis in 24t auf Pergament ge-
schrieben, welches der Mutter des berühmten Englischen Cardinals Regina[unleserliches Material]
di Poli gehöret hat. Es lieget darinn das portrait der Englischen
Königin Mariae, auf Pergament gemahlt, welches ein Original,
und zugleich ein Beweiß ist, daß sie nicht wohl ausgesehen.
In dem bey dieser Bibliothec befindlichen antiquitaeten Cabinet ist
das Haupt-Stück, die beruffne urna, in welcher die Asche Kaysers
Alexandri Severi und seiner Mutter Mammea gelegen.
Man hat diese Urne in dem marmornen tombeau dieses Kaysers
gefunden, deßen von uns bey Besichtigung des Capitolii gedacht
worden. Der Grund dieses raren Stücks ist schwartz, und
die en bas relief darauf gearbeiteten Figuren sind weiß.
Man praetendiret, daß das Stück Marmor, aus welchem dieses
Gefäß verfertiget worden, von Natur diese Beschaffenheit ge-
habt, daß es nehmlich auf dem Grunde schwartz, u. mit einem
weißen Uberzuge incrustiret gewesen, davon also der Künstler
profitiren können, welches wir sowol, als die sehr zweifel-
hafte Deutung derer Figuren dahin gestellet seyn laßen.
Ein eisernes Casquet eines Römischen Soldaten ist deswegen
curios, weil auf dem Rande über der Stirn sein Nahme also
eingegraben ist: Aurelius Victorinus miles cohortis XIIII urb.
Eine von bronce gegoßene Kinder-Hand, mit einer Schlange
und andern medicinischen Kennzeichen versehen, daraus ab zu
nehmen, daß solche wegen eines gesund gewordenen Kindes
ex voto etwa bey einer Heydnischen Gottheit aufgehenget
gewesen, und war die dabey in catholischer Unschuld gemachte
reflexion unsers Führers nur mehr, als zu wohl gegründet,
da er sagte: I gentili facevano come noi altri Christiani.

Eine Kupfer-Tafel, darauf die Abfertigung gewißer tempore
libera reipublicae anhero gekommener Gesandten eingegraben,
verschiedene schöne Lucernas Sepulcrales von bronce und andre
Dinge übergehen wir mit Stillschweigen.

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[0619] Eine Anzahl Chinesische Bücher auf Seiden Papier mit schwartzer Farbe gedruckt, welcher Druck aber, bekanntermaßen darinn be- stehet, daß die caracteres in höltzerne Tafeln geschnitten, und auf einmal abgedruckt werden. Ein lateinisch Officium B. Virginis in 24t auf Pergament ge- schrieben, welches der Mutter des berühmten Engl: Cardinals Regina_ di Poli gehöret hat. Es lieget darinn das portrait der Englischen Königin Mariae, auf Pergament gemahlt, welches ein Original, und zugleich ein Beweiß ist, daß sie nicht wohl ausgesehen. In dem bey dieser Bibliothec befindl: antiquitaeten Cabinet ist das Haupt-Stück, die beruffne urna, in welcher die Asche Kaysers Alexandri Severi und seiner Mutter Mammea gelegen. Man hat diese Urne in dem marmornen tombeau dieses Kaysers gefunden, deßen von uns bey Besichtigung des Capitolii gedacht worden. Der Grund dieses raren Stücks ist schwartz, und die en bas relief darauf gearbeiteten Figuren sind weiß. Man praetendiret, daß das Stück Marmor, aus welchem dieses Gefäß verfertiget worden, von Natur diese Beschaffenheit ge- habt, daß es nehmlich auf dem Grunde schwartz, u. mit einem weißen Uberzuge incrustiret gewesen, davon also der Künstler profitiren können, welches wir sowol, als die sehr zweifel- hafte Deutung derer Figuren dahin gestellet seyn laßen. Ein eisernes Casquet eines Röml: Soldaten ist deswegen curios, weil auf dem Rande über der Stirn sein Nahme also eingegraben ist: Aurelius Victorinus miles cohortis XIIII urb. Eine von bronce gegoßene Kinder-Hand, mit einer Schlange und andern medicinischen Kennzeichen versehen, daraus ab zu nehmen, daß solche wegen eines gesund gewordenen Kindes ex voto etwa bey einer Heydnischen Gottheit aufgehenget gewesen, und war die dabey in catholischer Unschuld gemachte reflexion unsers Führers nur mehr, als zu wohl gegründet, da er sagte: I gentili facevano come noi altri Christiani. Eine Kupfer-Tafel, darauf die Abfertigung gewißer tempore libera reipublicae anhero gekommener Gesandten eingegraben, verschiedene schöne Lucernas Sepulcrales von bronce und andre Dinge übergehen wir mit Stillschweigen.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/619>, abgerufen am 23.11.2024.