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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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304
In der Kirche Madonna della Pieta beschaueten wir das auf
besondre Art exponirte Venerabile. Es war dazu auf dem Haupt-
Altar ein ordentlich mit gemachten und ausgeschnittenen Figu-
ren versehenes und bestens illuminirtes Theatrum aufgeschlagen.
Die Figuren repraesentireten den auf seinem Thron sitzen-
den König Salamon, dem die Königin aus Saba mit einer
großen Suite ihre Geschencke praesentiretbringet. Hoch über dem Thron
in der illuminirten, und mit Engeln angefülleten Luft
sahe man das Venerabile in einer Monstrantz eingeschloßenen, brilliren
und unter demselben die Worte unsers Heylandes geschrieben:

et ecce plus quam Salomon hic.

Eine besonders gedruckter Zettel, der vor der Kirche verkauft wurde,
giebt davon diese Erklärung, daß, gleichwie gedachte Königin
vor den irdischen Salamon mit kostbaren Geschencken ge-
kommen, also auch ein Christ vor dem himmlischen Salamon mit
Tugenden geschmücket, und mit dem Tribut guter Wercke er-
scheinen müße, da er dann von Christo noch weit mehr
himmlischen Gaben empfangen würde, als die Königin von dem
Salamon irdische zur Wiedervergeltung empfangen habe.
Der HerrChristus wird in diesem Aufsatz genennet il Celeste
Sacramentato Signore, und ist der autor der Meinung, daß
man diesen Anbetungswürdigen Herrn, wenn er in
dem sogenannten Tabernacul verschloßen stehe, ansehen
könne, als habe er sich in sein geheimes Cabinet reteriret,
dahingegen, wenn derselbe auf seinem Heiligen Altar, unter
einem reichen Baldachin, mit vielen Lichtern umgeben, öffentlich
aufgestellet werde, man ihn sich vor zu stellen habe, als auf
seinem schönen Thron sitzend, um die gebührende Ver-
ehrung von allen Christen Menschen an zu nehmen, und
dagegen mannigfaltige Wohlthaten auszu theilen.
Die in diesen Tagen besichtigte Merckwürdigkeiten sind
folgende:

Die Engelsburg welche bekantermaßen das mausoleum Kaysers
Hadriani gewesen, von dem Pabst Alexandro VI aber zu einer
Citadelle accommodiret worden. Die ehemalige und ietzige
Beschaffenheit ist so Welt bekannt, daß davon hier keine Be-
schreibung gemacht werden darf. Nur ist wieder den ge-
meinen Irthum, als ob gedachter Pabst dieses Grab zuerst in

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In der Kirche Madonna della Pietà beschaueten wir das auf
besondre Art exponirte Venerabile. Es war dazu auf dem Haupt-
Altar ein ordentlich mit gemachten und ausgeschnittenen Figu-
ren versehenes und bestens illuminirtes Theatrum aufgeschlagen.
Die Figuren repraesentireten den auf seinem Thron sitzen-
den König Salamon, dem die Königin aus Saba mit einer
großen Suite ihre Geschencke praesentiretbringet. Hoch über dem Thron
in der illuminirten, und mit Engeln angefülleten Luft
sahe man das Venerabile in einer Monstrantz eingeschloßenen, brilliren
und unter demselben die Worte unsers Heylandes geschrieben:

et ecce plus quam Salomon hic.

Eine besonders gedruckter Zettel, der vor der Kirche verkauft wurde,
giebt davon diese Erklärung, daß, gleichwie gedachte Königin
vor den irdischen Salamon mit kostbaren Geschencken ge-
kommen, also auch ein Christ vor dem himmlischen Salamon mit
Tugenden geschmücket, und mit dem Tribut guter Wercke er-
scheinen müße, da er dann von Christo noch weit mehr
himmlischen Gaben empfangen würde, als die Königin von dem
Salamon irdische zur Wiedervergeltung empfangen habe.
Der HerrChristus wird in diesem Aufsatz genennet il Celeste
Sacramentato Signore, und ist der autor der Meinung, daß
man diesen Anbetungswürdigen Herrn, wenn er in
dem sogenannten Tabernacul verschloßen stehe, ansehen
könne, als habe er sich in sein geheimes Cabinet reteriret,
dahingegen, wenn derselbe auf seinem Heiligen Altar, unter
einem reichen Baldachin, mit vielen Lichtern umgeben, öffentlich
aufgestellet werde, man ihn sich vor zu stellen habe, als auf
seinem schönen Thron sitzend, um die gebührende Ver-
ehrung von allen Christen Menschen an zu nehmen, und
dagegen mannigfaltige Wohlthaten auszu theilen.
Die in diesen Tagen besichtigte Merckwürdigkeiten sind
folgende:

Die Engelsburg welche bekantermaßen das mausoleum Kaysers
Hadriani gewesen, von dem Pabst Alexandro VI aber zu einer
Citadelle accommodiret worden. Die ehemalige und ietzige
Beschaffenheit ist so Welt bekannt, daß davon hier keine Be-
schreibung gemacht werden darf. Nur ist wieder den ge-
meinen Irthum, als ob gedachter Pabst dieses Grab zuerst in

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[0622] 304 In der Kirche Madonna della Pietà beschaueten wir das auf besondre Art exponirte Venerabile. Es war dazu auf dem Haupt- Altar ein ordentlich mit gemachten und ausgeschnittenen Figu- ren versehenes und bestens illuminirtes Theatrum aufgeschlagen. Die Figuren repraesentireten den auf seinem Thron sitzen- den König Salamon, dem die Königin aus Saba mit einer großen Suite ihre Geschencke bringet. Hoch über dem Thron in der illuminirten, und mit Engeln angefülleten Luft sahe man das Venerabile in einer Monstrantz , brilliren und unter demselben die Worte unsers Heylandes geschrieben: et ecce plus quam Salomon hic. Ein besonders gedruckter Zettel, der vor der Kirche verkauft wurde, giebt davon diese Erklärung, daß, gleichwie gedachte Königin vor den irdischen Salamon mit kostbaren Geschencken ge- kommen, also auch ein Christ vor dem himml: Salamon mit Tugenden geschmücket, und mit dem Tribut guter Wercke er- scheinen müße, da er dann von Christo noch weit mehr himml: Gaben empfangen würde, als die Königin von dem Salamon irdische zur Wiedervergeltung empfangen habe. Der H. Christus wird in diesem Aufsatz genennet il Celeste Sacramentato Signore, und ist der autor der Meinung, daß man diesen Anbetungswürdigen Herrn, wenn er in dem sogenannten Tabernacul verschloßen stehe, ansehen könne, als habe er sich in sein geheimes Cabinet reteriret, dahingegen, wenn derselbe auf seinem Heil: Altar, unter einem reichen Baldachin, mit vielen Lichtern umgeben, öffentl: aufgestellet werde, man ihn sich vor zu stellen habe, als auf seinem schönen Thron sitzend, um die gebührende Ver- ehrung von allen Christen Menschen an zu nehmen, und dagegen mannigfaltige Wohlthaten auszu theilen. Die in diesen Tagen besichtigte Merckwürdigkeiten sind folgende: Die Engelsburg welche bekantermaßen das mausoleum Kaysers Hadriani gewesen, von dem Pabst Alexandro VI aber zu einer Citadelle accommodiret worden. Die ehemalige und ietzige Beschaffenheit ist so Welt bekannt, daß davon hier keine Be- schreibung gemacht werden darf. Nur ist wieder den ge- meinen Irthum, als ob gedachter Pabst dieses Grab zuerst in

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/622>, abgerufen am 23.11.2024.