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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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das Joch der Römischen Kirche vorstellen, und hat man vermuthlich
denen Frantzosen zu Gefallen die Schrifft ausgelöschet, die
Lilie von dem Scepter aber gleichfals weg zu thun, sich nicht
überwinden können. Die besonders ausgeklügelte Vorstellung
der Crone soll, unsers Ermeßens, dahin zielen, daß gedachter
Printz, nach dem hiesigen Sentiment, zur Zeit der Submission noch kein legitimer König,
sondern nur ein usurpateur gewesen. Wie denn aus
denen Briefen des Cardinals Offat bekannt ist, daß man Päbstlicher
Seits besonders affectiret habe, den König nachgeschehener Sub-
mission als einen relapsum allererst wieder zur frantzösischen
Crone zu rehabilitiren. Auf noch einem andern Gemählde
siehet man die massacre des Admirals Coligny, als den
Anfang der Parisischen Blut-Hochzeit, und soll ehemals darunter
geschrieben gewesen seyn: Strages Hugenottorum. Diese
und die übrige Schrift aber ist ietzo ausgelöschet, weil ver-
muthlich die Nachfolger des damaligen Pabsts sich der appro-
bation einer solchen horriblen That selbst geschämet. Aus
eben diesem Saal gehet man in die capellam Sixtinam,
darinn, bekantermaßen, währender Pabst-Wahl täglich das
Scrutinium gehalten wird, und die erste adoration des neuen
Pabsts von denen Cardinälen geschiehet. Der Plafond ist von
Michael Angelo gemahlet, die gantze Wand aber dem Eingang
gegen über, hinter dem Altar, nimmt das schon mehrmals
erwähnte Gemählde eben dieses Künstlers ein, auf wel-
chem er das jüngste Gericht vorgestellet hat. Raphael Urbino
hat gleichfals verschiedenes verfertiget, alles und iedes aber
ist en fresco. In einer kleinen gleichfals en fresco ausge-
mahlten Galerie ist die Historie der Gräfin Mathildis
abgebildet. Unter denen zu dieser Historie gehörigen Stücken
siehet man abermal ein gecröntes Haupt, nackend und
nur mit einem Gewand halb bedeckt, dem auf seinem
Thron sitzenden Pabst zu Füßen liegen. Cron und Scepter
dieses Sünders sind neben ihm auf die Erde geworffen, und
die Gräfin Mathildis stehet hinter demselben, in einer
solchen attitude, daß man sehen kan, wie sie vor ihn
bey dem Pabst intercedire. Ohnerachtet keine Schrift dabey
stehet, so geben doch alle Umstände unstreitig, daß Kayser
Heinrich der IVte hier in dem Stande seiner fatalen Erniedrigung
vorgestellet werde. Etliche Zimmer von Raphael en fresci

das Joch der Römischen Kirche vorstellen, und hat man vermuthlich
denen Frantzosen zu Gefallen die Schrifft ausgelöschet, die
Lilie von dem Scepter aber gleichfals weg zu thun, sich nicht
überwinden können. Die besonders ausgeklügelte Vorstellung
der Crone soll, unsers Ermeßens, dahin zielen, daß gedachter
Printz, nach dem hiesigen Sentiment, zur Zeit der Submission noch kein legitimer König,
sondern nur ein usurpateur gewesen. Wie denn aus
denen Briefen des Cardinals Offat bekannt ist, daß man Päbstlicher
Seits besonders affectiret habe, den König nachgeschehener Sub-
mission als einen relapsum allererst wieder zur frantzösischen
Crone zu rehabilitiren. Auf noch einem andern Gemählde
siehet man die massacre des Admirals Coligny, als den
Anfang der Parisischen Blut-Hochzeit, und soll ehemals darunter
geschrieben gewesen seyn: Strages Hugenottorum. Diese
und die übrige Schrift aber ist ietzo ausgelöschet, weil ver-
muthlich die Nachfolger des damaligen Pabsts sich der appro-
bation einer solchen horriblen That selbst geschämet. Aus
eben diesem Saal gehet man in die capellam Sixtinam,
darinn, bekantermaßen, währender Pabst-Wahl täglich das
Scrutinium gehalten wird, und die erste adoration des neuen
Pabsts von denen Cardinälen geschiehet. Der Plafond ist von
Michael Angelo gemahlet, die gantze Wand aber dem Eingang
gegen über, hinter dem Altar, nimmt das schon mehrmals
erwähnte Gemählde eben dieses Künstlers ein, auf wel-
chem er das jüngste Gericht vorgestellet hat. Raphael Urbino
hat gleichfals verschiedenes verfertiget, alles und iedes aber
ist en fresco. In einer kleinen gleichfals en fresco ausge-
mahlten Galerie ist die Historie der Gräfin Mathildis
abgebildet. Unter denen zu dieser Historie gehörigen Stücken
siehet man abermal ein gecröntes Haupt, nackend und
nur mit einem Gewand halb bedeckt, dem auf seinem
Thron sitzenden Pabst zu Füßen liegen. Cron und Scepter
dieses Sünders sind neben ihm auf die Erde geworffen, und
die Gräfin Mathildis stehet hinter demselben, in einer
solchen attitude, daß man sehen kan, wie sie vor ihn
bey dem Pabst intercedire. Ohnerachtet keine Schrift dabey
stehet, so geben doch alle Umstände unstreitig, daß Kayser
Heinrich der IVte hier in dem Stande seiner fatalen Erniedrigung
vorgestellet werde. Etliche Zimmer von Raphael en fresci

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[0631] das Joch der Röml: Kirche vorstellen, und hat man vermuthlich denen Frantzosen zu Gefallen die Schrifft ausgelöschet, die Lilie von dem Scepter aber gleichfals weg zu thun, sich nicht überwinden können. Die besonders ausgeklügelte Vorstellung der Crone soll, unsers Ermeßens, dahin zielen, daß gedachter Printz, nach dem hiesigen Sentiment, zur Zeit der Submission noch kein legitimer König, sondern nur ein usurpateur gewesen. Wie denn aus denen Briefen des Cardinals Offat bekannt ist, daß man Päbstl:er Seits besonders affectiret habe, den König nachgeschehener Sub- mission als einen relapsum allererst wieder zur frantzöl:en Crone zu rehabilitiren. Auf noch einem andern Gemählde siehet man die massacre des Admirals Coligny, als den Anfang der Parisischen Blut-Hochzeit, und soll ehemals darunter geschrieben gewesen seyn: Strages Hugenottorum. Diese und die übrige Schrift aber ist ietzo ausgelöschet, weil ver- muthlich die Nachfolger des damaligen Pabsts sich der appro- bation einer solchen horriblen That selbst geschämet. Aus eben diesem Saal gehet man in die capellam Sixtinam, darinn, bekantermaßen, währender Pabst-Wahl tägl: das Scrutinium gehalten wird, und die erste adoration des neuen Pabsts von denen Cardinälen geschiehet. Der Plafond ist von Michael Angelo gemahlet, die gantze Wand aber dem Eingang gegen über, hinter dem Altar, nimmt das schon mehrmals erwähnte Gemählde eben dieses Künstlers ein, auf wel- chem er das jüngste Gericht vorgestellet hat. Raphael Urbino hat gleichfals verschiedenes verfertiget, alles und iedes aber ist en fresco. In einer kleinen gleichfals en fresco ausge- mahlten Galerie ist die Historie der Gräfin Mathildis abgebildet. Unter denen zu dieser Historie gehörigen Stücken siehet man abermal ein gecröntes Haupt, nackend und nur mit einem Gewand halb bedeckt, dem auf seinem Thron sitzenden Pabst zu Füßen liegen. Cron und Scepter dieses Sünders sind neben ihm auf die Erde geworffen, und die Gräfin Mathildis stehet hinter demselben, in einer solchen attitude, daß man sehen kan, wie sie vor ihn bey dem Pabst intercedire. Ohnerachtet keine Schrift dabey stehet, so geben doch alle Umstände unstreitig, daß Kayser Heinrich der IVte hier in dem Stande seiner fatalen Erniedrigung vorgestellet werde. Etliche Zimmer von Raphael en fresci

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/631>, abgerufen am 23.11.2024.