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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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De his, qui sui vel alieni iuris sunt.
§. 139.
Erwerbungsgründe der väterlichen Gewalt.

Die römische oder bürgerliche väterliche Gewalt
wird nun auf dreyerley Art erworben, nämlich durch
rechtmäsige Ehe, durch Legitimation und Adoption.
Da die Lehre vom Eherecht erst im 23. Buch der Pan-
decten vorkommt, so begnüge man sich vorjetzt mit folgen-
den Prinzipien.

1) Ueber Kinder, die man in rechtmäsiger Ehe ge-
zeugt hat, erwirbt man die väterliche Gewalt ipso iure 33).
Denn die Gesetze halten die während einer gesetzmäßigen
Ehe gebohrnen Kinder für Kinder ehelichen Herkom-
mens 34), und den Ehemann für den rechtmäsigen Va-
t[e]r derselben 35), nach der bekannten Regel: Pater est,
quem iustae nuptiae demonstrant
. Es müssen nur nicht
Gründe einer physischen Unmöglichkeit eintreten, die die-
se rechtliche Vermuthung aus dem Wege räumen.

2) Wenn demnach der Fall vorkäme, daß Mann und
Frau nach Zeit und Ort dergestalt von einander entfernt
gewesen, daß sich keine mögliche Vermischung denken lies-
se, und der Mann nach einer langen z. B. zehenjährigen
Abwesenheit ein jähriges Kind zu Hause fände, das sei-
ne Frau unterdessen gebohren hat 36); oder wenn der

Mann
33) L. 3. D. h. t. In potestate nostra sunt liberi nostri, quos
ex iustis nuptiis procreaverimus: quod ius proprium civium
Romanorum est.
34) L. 6. D. eod. filium eum definimus, qui ex viro et
uxore eius nascitur.
35) L. 3. §. 1. D. de agnosc. et alend. liberis.
36) L. 6. D. h. t. Si fingamus, abfuisse maritum, verbi gratia
per decennium, reversum anniculum invenisse in domo sua;
placet nobis Iuliani sententia, hunc non esse mariti filium.
De his, qui ſui vel alieni iuris ſunt.
§. 139.
Erwerbungsgruͤnde der vaͤterlichen Gewalt.

Die roͤmiſche oder buͤrgerliche vaͤterliche Gewalt
wird nun auf dreyerley Art erworben, naͤmlich durch
rechtmaͤſige Ehe, durch Legitimation und Adoption.
Da die Lehre vom Eherecht erſt im 23. Buch der Pan-
decten vorkommt, ſo begnuͤge man ſich vorjetzt mit folgen-
den Prinzipien.

1) Ueber Kinder, die man in rechtmaͤſiger Ehe ge-
zeugt hat, erwirbt man die vaͤterliche Gewalt ipſo iure 33).
Denn die Geſetze halten die waͤhrend einer geſetzmaͤßigen
Ehe gebohrnen Kinder fuͤr Kinder ehelichen Herkom-
mens 34), und den Ehemann fuͤr den rechtmaͤſigen Va-
t[e]r derſelben 35), nach der bekannten Regel: Pater eſt,
quem iuſtae nuptiae demonſtrant
. Es muͤſſen nur nicht
Gruͤnde einer phyſiſchen Unmoͤglichkeit eintreten, die die-
ſe rechtliche Vermuthung aus dem Wege raͤumen.

2) Wenn demnach der Fall vorkaͤme, daß Mann und
Frau nach Zeit und Ort dergeſtalt von einander entfernt
geweſen, daß ſich keine moͤgliche Vermiſchung denken lieſ-
ſe, und der Mann nach einer langen z. B. zehenjaͤhrigen
Abweſenheit ein jaͤhriges Kind zu Hauſe faͤnde, das ſei-
ne Frau unterdeſſen gebohren hat 36); oder wenn der

Mann
33) L. 3. D. h. t. In poteſtate noſtra ſunt liberi noſtri, quos
ex iuſtis nuptiis procreaverimus: quod ius proprium civium
Romanorum eſt.
34) L. 6. D. eod. filium eum definimus, qui ex viro et
uxore eius naſcitur.
35) L. 3. §. 1. D. de agnoſc. et alend. liberis.
36) L. 6. D. h. t. Si fingamus, abfuiſſe maritum, verbi gratia
per decennium, reverſum anniculum inveniſſe in domo ſua;
placet nobis Iuliani ſententia, hunc non eſſe mariti filium.
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[239/0253] De his, qui ſui vel alieni iuris ſunt. §. 139. Erwerbungsgruͤnde der vaͤterlichen Gewalt. Die roͤmiſche oder buͤrgerliche vaͤterliche Gewalt wird nun auf dreyerley Art erworben, naͤmlich durch rechtmaͤſige Ehe, durch Legitimation und Adoption. Da die Lehre vom Eherecht erſt im 23. Buch der Pan- decten vorkommt, ſo begnuͤge man ſich vorjetzt mit folgen- den Prinzipien. 1) Ueber Kinder, die man in rechtmaͤſiger Ehe ge- zeugt hat, erwirbt man die vaͤterliche Gewalt ipſo iure 33). Denn die Geſetze halten die waͤhrend einer geſetzmaͤßigen Ehe gebohrnen Kinder fuͤr Kinder ehelichen Herkom- mens 34), und den Ehemann fuͤr den rechtmaͤſigen Va- ter derſelben 35), nach der bekannten Regel: Pater eſt, quem iuſtae nuptiae demonſtrant. Es muͤſſen nur nicht Gruͤnde einer phyſiſchen Unmoͤglichkeit eintreten, die die- ſe rechtliche Vermuthung aus dem Wege raͤumen. 2) Wenn demnach der Fall vorkaͤme, daß Mann und Frau nach Zeit und Ort dergeſtalt von einander entfernt geweſen, daß ſich keine moͤgliche Vermiſchung denken lieſ- ſe, und der Mann nach einer langen z. B. zehenjaͤhrigen Abweſenheit ein jaͤhriges Kind zu Hauſe faͤnde, das ſei- ne Frau unterdeſſen gebohren hat 36); oder wenn der Mann 33) L. 3. D. h. t. In poteſtate noſtra ſunt liberi noſtri, quos ex iuſtis nuptiis procreaverimus: quod ius proprium civium Romanorum eſt. 34) L. 6. D. eod. filium eum definimus, qui ex viro et uxore eius naſcitur. 35) L. 3. §. 1. D. de agnoſc. et alend. liberis. 36) L. 6. D. h. t. Si fingamus, abfuiſſe maritum, verbi gratia per decennium, reverſum anniculum inveniſſe in domo ſua; placet nobis Iuliani ſententia, hunc non eſſe mariti filium.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/253>, abgerufen am 23.11.2024.