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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 6. Tit. §. 139.
Mann durch langwierige schwere Krankheit und abgezehr-
te Kräfte seit langer Zeit ausser Stand gesetzt war, der
Frau ehelich beyzuwohnen, und derselbe dennoch zu sei-
nem nicht geringen Erstaunen die ganz unerwartete Ent-
deckung macht, daß seine Frau gesegneten Leibes ist; so
kann weder in dem einem noch dem andern Fall das von
der Frau gebohrne Kind für ein rechtmäsiges Kind des
Ehemanns, noch dieser für den Vater desselben gehalten
werden 37).

3) Ausserdem ist die Vermuthung des Gesetzes, daß
der Ehemann Vater des Kindes sey, welches seine recht-
mäsige Gattin während der Ehe zur Welt gebracht hat,
so stark, daß dem Vater das dadurch erworbene Recht
der väterlichen Gewalt auf keine Weise genommen wer-
den kann, wenn auch die Frau behaupten sollte, daß das
Kind nicht von ihm, sondern von einem andern im Ehe-
bruch mit ihr erzeugt sey 38), diese Angabe der Mutter
auch dadurch wahrscheinlich würde, daß sie als eine aus-
schweifende Person öffentlich bekannt wäre 39), ja ihre
Versicherung eidlich 40) und unter den Geburtsschmerzen
bekräftiget hätte 41). Denn kein Geständniß darf zum

Nach-
37) L. 6. D. h. t. -- Sed mihi videtur, quod et Scaevola pro-
bat, si constet, maritum aliquamdiu cum uxore non concu-
buisse infirmitate interveniente, vel alia causa; vel si ea va-
letudine paterfamilias fuit, ut generare non possit: hunc, qui
in domo natus est, licet vicinis scientibus, filium non esse.
38) L. 29. §. 1. D. de probat. L. 3. §. penult. D. de iniur.
Cap.
9. X. de poenit. cocceji Iur civ. controv. h. t. Qu.
6.
39) L. 11. §. 8. et 9. D. ad L. Iul. de adulter. voet in Com-
ment. ad D. h. t.
§. 8.
40) Cap. 10. X. de probat. lauterbach in Coll. th. pr.
Pand. h. t. §. 9. wernher lect. Comment. ad Pand. h. t.
§. 6.
41) voet in Comm. ad Pandect. h. t. §. 7.

1. Buch. 6. Tit. §. 139.
Mann durch langwierige ſchwere Krankheit und abgezehr-
te Kraͤfte ſeit langer Zeit auſſer Stand geſetzt war, der
Frau ehelich beyzuwohnen, und derſelbe dennoch zu ſei-
nem nicht geringen Erſtaunen die ganz unerwartete Ent-
deckung macht, daß ſeine Frau geſegneten Leibes iſt; ſo
kann weder in dem einem noch dem andern Fall das von
der Frau gebohrne Kind fuͤr ein rechtmaͤſiges Kind des
Ehemanns, noch dieſer fuͤr den Vater deſſelben gehalten
werden 37).

3) Auſſerdem iſt die Vermuthung des Geſetzes, daß
der Ehemann Vater des Kindes ſey, welches ſeine recht-
maͤſige Gattin waͤhrend der Ehe zur Welt gebracht hat,
ſo ſtark, daß dem Vater das dadurch erworbene Recht
der vaͤterlichen Gewalt auf keine Weiſe genommen wer-
den kann, wenn auch die Frau behaupten ſollte, daß das
Kind nicht von ihm, ſondern von einem andern im Ehe-
bruch mit ihr erzeugt ſey 38), dieſe Angabe der Mutter
auch dadurch wahrſcheinlich wuͤrde, daß ſie als eine aus-
ſchweifende Perſon oͤffentlich bekannt waͤre 39), ja ihre
Verſicherung eidlich 40) und unter den Geburtsſchmerzen
bekraͤftiget haͤtte 41). Denn kein Geſtaͤndniß darf zum

Nach-
37) L. 6. D. h. t. — Sed mihi videtur, quod et Scaevola pro-
bat, ſi conſtet, maritum aliquamdiu cum uxore non concu-
buiſſe infirmitate interveniente, vel alia cauſa; vel ſi ea va-
letudine paterfamilias fuit, ut generare non poſſit: hunc, qui
in domo natus eſt, licet vicinis ſcientibus, filium non eſſe.
38) L. 29. §. 1. D. de probat. L. 3. §. penult. D. de iniur.
Cap.
9. X. de poenit. cocceji Iur civ. controv. h. t. Qu.
6.
39) L. 11. §. 8. et 9. D. ad L. Iul. de adulter. voet in Com-
ment. ad D. h. t.
§. 8.
40) Cap. 10. X. de probat. lauterbach in Coll. th. pr.
Pand. h. t. §. 9. wernher lect. Comment. ad Pand. h. t.
§. 6.
41) voet in Comm. ad Pandect. h. t. §. 7.
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[240/0254] 1. Buch. 6. Tit. §. 139. Mann durch langwierige ſchwere Krankheit und abgezehr- te Kraͤfte ſeit langer Zeit auſſer Stand geſetzt war, der Frau ehelich beyzuwohnen, und derſelbe dennoch zu ſei- nem nicht geringen Erſtaunen die ganz unerwartete Ent- deckung macht, daß ſeine Frau geſegneten Leibes iſt; ſo kann weder in dem einem noch dem andern Fall das von der Frau gebohrne Kind fuͤr ein rechtmaͤſiges Kind des Ehemanns, noch dieſer fuͤr den Vater deſſelben gehalten werden 37). 3) Auſſerdem iſt die Vermuthung des Geſetzes, daß der Ehemann Vater des Kindes ſey, welches ſeine recht- maͤſige Gattin waͤhrend der Ehe zur Welt gebracht hat, ſo ſtark, daß dem Vater das dadurch erworbene Recht der vaͤterlichen Gewalt auf keine Weiſe genommen wer- den kann, wenn auch die Frau behaupten ſollte, daß das Kind nicht von ihm, ſondern von einem andern im Ehe- bruch mit ihr erzeugt ſey 38), dieſe Angabe der Mutter auch dadurch wahrſcheinlich wuͤrde, daß ſie als eine aus- ſchweifende Perſon oͤffentlich bekannt waͤre 39), ja ihre Verſicherung eidlich 40) und unter den Geburtsſchmerzen bekraͤftiget haͤtte 41). Denn kein Geſtaͤndniß darf zum Nach- 37) L. 6. D. h. t. — Sed mihi videtur, quod et Scaevola pro- bat, ſi conſtet, maritum aliquamdiu cum uxore non concu- buiſſe infirmitate interveniente, vel alia cauſa; vel ſi ea va- letudine paterfamilias fuit, ut generare non poſſit: hunc, qui in domo natus eſt, licet vicinis ſcientibus, filium non eſſe. 38) L. 29. §. 1. D. de probat. L. 3. §. penult. D. de iniur. Cap. 9. X. de poenit. cocceji Iur civ. controv. h. t. Qu. 6. 39) L. 11. §. 8. et 9. D. ad L. Iul. de adulter. voet in Com- ment. ad D. h. t. §. 8. 40) Cap. 10. X. de probat. lauterbach in Coll. th. pr. Pand. h. t. §. 9. wernher lect. Comment. ad Pand. h. t. §. 6. 41) voet in Comm. ad Pandect. h. t. §. 7.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/254>, abgerufen am 23.11.2024.