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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 6. Tit. §. 141.
daher gestehen, daß Justinian dieselbe aufgehoben habe.
Es ist also der ganze Streit darüber unnütz 67).

§. 141.
Welche unehelichgebohrne können legitimirt werden?

Es kommt nun in der weitern Abhandlung dieser
Materie zuerst auf die Frage an, welchen unehelich
gebohrnen die Wohlthat der Legitimation
eigentlich zu Theil werde
? Unser Verf. behauptet,
daß selbige nur denen im Concubinat und aus einem Stu-
prum erzeugten Kindern zu statten komme. Allein we-
der adulterini noch incestuosi könnten legitimirt werden,
weil sich bey solchen Kindern nicht fingiren lasse, daß ih-
re Eltern zur Zeit des Beyschlafs bereits in rechtmäsiger
Ehe gelebt hätten. Man müsse auch die mit einer Hure
erzeugten Kinder (vulgo quaesiti) von jener Wohlthat
ausschliessen, weil bey diesen der Vater fast immer unge-

wiß
67) Zum Beschluß will ich nur noch eine Stelle aus dem ange-
führten berardus über diese Materie hersetzen, da dieses
Buch nicht sonderlich bekannt worden ist. Quaenam absurda,
sagt dieser a. a. O. emergere potuissent, inducta huius generis
fictione, facile est demonstrare, uno proposito exemplo. Ni-
mirum proponatur filius-familias eam in concubinam sibi ad-
scivisse, quam ideo uxorem non duxerat, quia pater nuptiis
cum ea contrahendis dissensisset. Interea ex ea concubina nati
sunt liberi, iidemque iuxta Iuris Rom. etiam Iustinianei prin-
cipia naturales. Mortuo patre filius sui iuris effectus, cum
concubina sua nuptias contraxit Quoties in hac specie finge-
retur, ad tempora concubinatus retrotrabi nuptias, quis non
videret, filios in concubinatu susceptos habitum iri tanquam
suos avo, eidemque quasi posthumos agnasci? At vero hoc
posthumorum genus toti Romanae vel ipsi recentiori Iustinia-
neae iurisprudentiae prorsus incognitum est, et novis inaudi-
tisque controversiis occasionem praeberet.

1. Buch. 6. Tit. §. 141.
daher geſtehen, daß Juſtinian dieſelbe aufgehoben habe.
Es iſt alſo der ganze Streit daruͤber unnuͤtz 67).

§. 141.
Welche unehelichgebohrne koͤnnen legitimirt werden?

Es kommt nun in der weitern Abhandlung dieſer
Materie zuerſt auf die Frage an, welchen unehelich
gebohrnen die Wohlthat der Legitimation
eigentlich zu Theil werde
? Unſer Verf. behauptet,
daß ſelbige nur denen im Concubinat und aus einem Stu-
prum erzeugten Kindern zu ſtatten komme. Allein we-
der adulterini noch inceſtuoſi koͤnnten legitimirt werden,
weil ſich bey ſolchen Kindern nicht fingiren laſſe, daß ih-
re Eltern zur Zeit des Beyſchlafs bereits in rechtmaͤſiger
Ehe gelebt haͤtten. Man muͤſſe auch die mit einer Hure
erzeugten Kinder (vulgo quaeſiti) von jener Wohlthat
ausſchlieſſen, weil bey dieſen der Vater faſt immer unge-

wiß
67) Zum Beſchluß will ich nur noch eine Stelle aus dem ange-
fuͤhrten berardus uͤber dieſe Materie herſetzen, da dieſes
Buch nicht ſonderlich bekannt worden iſt. Quaenam abſurda,
ſagt dieſer a. a. O. emergere potuiſſent, inducta huius generis
fictione, facile eſt demonſtrare, uno propoſito exemplo. Ni-
mirum proponatur filius-familias eam in concubinam ſibi ad-
ſciviſſe, quam ideo uxorem non duxerat, quia pater nuptiis
cum ea contrahendis diſſenſiſſet. Interea ex ea concubina nati
ſunt liberi, iidemque iuxta Iuris Rom. etiam Iuſtinianei prin-
cipia naturales. Mortuo patre filius ſui iuris effectus, cum
concubina ſua nuptias contraxit Quoties in hac ſpecie finge-
retur, ad tempora concubinatus retrotrabi nuptias, quis non
videret, filios in concubinatu ſuſceptos habitum iri tanquam
ſuos avo, eidemque quaſi poſthumos agnaſci? At vero hoc
poſthumorum genus toti Romanae vel ipſi recentiori Iuſtinia-
neae iurisprudentiae prorſus incognitum eſt, et novis inaudi-
tisque controverſiis occaſionem praeberet.
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[250/0264] 1. Buch. 6. Tit. §. 141. daher geſtehen, daß Juſtinian dieſelbe aufgehoben habe. Es iſt alſo der ganze Streit daruͤber unnuͤtz 67). §. 141. Welche unehelichgebohrne koͤnnen legitimirt werden? Es kommt nun in der weitern Abhandlung dieſer Materie zuerſt auf die Frage an, welchen unehelich gebohrnen die Wohlthat der Legitimation eigentlich zu Theil werde? Unſer Verf. behauptet, daß ſelbige nur denen im Concubinat und aus einem Stu- prum erzeugten Kindern zu ſtatten komme. Allein we- der adulterini noch inceſtuoſi koͤnnten legitimirt werden, weil ſich bey ſolchen Kindern nicht fingiren laſſe, daß ih- re Eltern zur Zeit des Beyſchlafs bereits in rechtmaͤſiger Ehe gelebt haͤtten. Man muͤſſe auch die mit einer Hure erzeugten Kinder (vulgo quaeſiti) von jener Wohlthat ausſchlieſſen, weil bey dieſen der Vater faſt immer unge- wiß 67) Zum Beſchluß will ich nur noch eine Stelle aus dem ange- fuͤhrten berardus uͤber dieſe Materie herſetzen, da dieſes Buch nicht ſonderlich bekannt worden iſt. Quaenam abſurda, ſagt dieſer a. a. O. emergere potuiſſent, inducta huius generis fictione, facile eſt demonſtrare, uno propoſito exemplo. Ni- mirum proponatur filius-familias eam in concubinam ſibi ad- ſciviſſe, quam ideo uxorem non duxerat, quia pater nuptiis cum ea contrahendis diſſenſiſſet. Interea ex ea concubina nati ſunt liberi, iidemque iuxta Iuris Rom. etiam Iuſtinianei prin- cipia naturales. Mortuo patre filius ſui iuris effectus, cum concubina ſua nuptias contraxit Quoties in hac ſpecie finge- retur, ad tempora concubinatus retrotrabi nuptias, quis non videret, filios in concubinatu ſuſceptos habitum iri tanquam ſuos avo, eidemque quaſi poſthumos agnaſci? At vero hoc poſthumorum genus toti Romanae vel ipſi recentiori Iuſtinia- neae iurisprudentiae prorſus incognitum eſt, et novis inaudi- tisque controverſiis occaſionem praeberet.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/264>, abgerufen am 23.11.2024.