Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.1. Buch. 6. Tit. §. 147. dieses Hoheitsrecht auf eine doppelte Art auszuüben,entweder selbst und unmittelbar, oder durch die sogenann- ten kaiserlichen Hofpfalzgrafen. Bey unehelichen Kin- dern der Reichsunmittelbaren übt nämlich der Kaiser die- ses Recht allein aus, und er pflegt sich dasselbe in Hof- pfalzgraf-Diplomen ausdrücklich vorzubehalten 67). Ein merkwürdiges Beyspiel, aber nicht das neueste, ist, da K. Ferdinand III. 1654. den vom Grafen Anton von Oldenburg mit dem Fräulein von Ungnad erzeug- ten Sohn legitimiret, und zum Grafen von Oldenburg erhoben hat 68). Allein noch neuere Beyspiele solcher kaiserlicher Legitimationen von den Jahren 1715, 1716, und 1718, geben die Herren von Künsberg, von Greß, und Graf von Sayn und Witgenstein 69). Der Kai- ser hießen sie palatini. Die Teutschen ahmten hierin den Fran- ken nach, und bestellten ebenfalls Pfalzgrafen des kaiserlichen Hofs oder Pallastes. Durch die Ausbildung der Landesho- heit fiel das Ansehen dieser kaiserlichen Richter. An ihre Stelle traten die jetzigen Hofpfalzgrafen, die nur einen Schat- ten der Rechte jener ältern und eigentlichen besitzen, nämlich nur so viel, als dem Kaiser übrig geblieben ist, und dieser ihnen ausdrücklich ertheilet hat. S. Chr. crusius in Prol. de antiquit. comitum palatinor. in Opusc. a klotzio Alten- burgi 1765. edit. n. XII. und Püttmann Progr. de pote- state comitum palatinor. valde restricta. Lipsiae 1784. 67) Beyspiele findet man beym pfeffinger in Vitriario illustra- to T. III. p. 110. sqq. Von der Legitimation der persona- rum illustrium handelt die neuste Wahlcapitulation Art. 22. 68) pfeffinger c. l. Die kaiserliche Legitimationsurkunde für den Sohn des Grafen von Oldenburg findet sich nun abge- druckt hinter cramer Tr. de iuribus et praerogativis nobili- tatis avitae pag. 197. sq. 69) S. Moser in der Sammlung merkw. Reichs-Hofr. Con-
clusor. T. I. p. 286. T. II. p. 714. T. IV. p. 426. 1. Buch. 6. Tit. §. 147. dieſes Hoheitsrecht auf eine doppelte Art auszuuͤben,entweder ſelbſt und unmittelbar, oder durch die ſogenann- ten kaiſerlichen Hofpfalzgrafen. Bey unehelichen Kin- dern der Reichsunmittelbaren uͤbt naͤmlich der Kaiſer die- ſes Recht allein aus, und er pflegt ſich daſſelbe in Hof- pfalzgraf-Diplomen ausdruͤcklich vorzubehalten 67). Ein merkwuͤrdiges Beyſpiel, aber nicht das neueſte, iſt, da K. Ferdinand III. 1654. den vom Grafen Anton von Oldenburg mit dem Fraͤulein von Ungnad erzeug- ten Sohn legitimiret, und zum Grafen von Oldenburg erhoben hat 68). Allein noch neuere Beyſpiele ſolcher kaiſerlicher Legitimationen von den Jahren 1715, 1716, und 1718, geben die Herren von Kuͤnsberg, von Greß, und Graf von Sayn und Witgenſtein 69). Der Kai- ſer hießen ſie palatini. Die Teutſchen ahmten hierin den Fran- ken nach, und beſtellten ebenfalls Pfalzgrafen des kaiſerlichen Hofs oder Pallaſtes. Durch die Ausbildung der Landesho- heit fiel das Anſehen dieſer kaiſerlichen Richter. An ihre Stelle traten die jetzigen Hofpfalzgrafen, die nur einen Schat- ten der Rechte jener aͤltern und eigentlichen beſitzen, naͤmlich nur ſo viel, als dem Kaiſer uͤbrig geblieben iſt, und dieſer ihnen ausdruͤcklich ertheilet hat. S. Chr. crusius in Prol. de antiquit. comitum palatinor. in Opuſc. a klotzio Alten- burgi 1765. edit. n. XII. und Puͤttmann Progr. de pote- ſtate comitum palatinor. valde reſtricta. Lipſiae 1784. 67) Beyſpiele findet man beym pfeffinger in Vitriario illuſtra- to T. III. p. 110. ſqq. Von der Legitimation der perſona- rum illuſtrium handelt die neuſte Wahlcapitulation Art. 22. 68) pfeffinger c. l. Die kaiſerliche Legitimationsurkunde fuͤr den Sohn des Grafen von Oldenburg findet ſich nun abge- druckt hinter cramer Tr. de iuribus et praerogativis nobili- tatis avitae pag. 197. ſq. 69) S. Moſer in der Sammlung merkw. Reichs-Hofr. Con-
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1. Buch. 6. Tit. §. 147.
dieſes Hoheitsrecht auf eine doppelte Art auszuuͤben,
entweder ſelbſt und unmittelbar, oder durch die ſogenann-
ten kaiſerlichen Hofpfalzgrafen. Bey unehelichen Kin-
dern der Reichsunmittelbaren uͤbt naͤmlich der Kaiſer die-
ſes Recht allein aus, und er pflegt ſich daſſelbe in Hof-
pfalzgraf-Diplomen ausdruͤcklich vorzubehalten 67). Ein
merkwuͤrdiges Beyſpiel, aber nicht das neueſte, iſt, da
K. Ferdinand III. 1654. den vom Grafen Anton
von Oldenburg mit dem Fraͤulein von Ungnad erzeug-
ten Sohn legitimiret, und zum Grafen von Oldenburg
erhoben hat 68). Allein noch neuere Beyſpiele ſolcher
kaiſerlicher Legitimationen von den Jahren 1715, 1716,
und 1718, geben die Herren von Kuͤnsberg, von Greß,
und Graf von Sayn und Witgenſtein 69). Der Kai-
ſer
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67) Beyſpiele findet man beym pfeffinger in Vitriario illuſtra-
to T. III. p. 110. ſqq. Von der Legitimation der perſona-
rum illuſtrium handelt die neuſte Wahlcapitulation
Art. 22.
68) pfeffinger c. l. Die kaiſerliche Legitimationsurkunde fuͤr
den Sohn des Grafen von Oldenburg findet ſich nun abge-
druckt hinter cramer Tr. de iuribus et praerogativis nobili-
tatis avitae pag. 197. ſq.
69) S. Moſer in der Sammlung merkw. Reichs-Hofr. Con-
cluſor. T. I. p. 286. T. II. p. 714. T. IV. p. 426.
66) hießen ſie palatini. Die Teutſchen ahmten hierin den Fran-
ken nach, und beſtellten ebenfalls Pfalzgrafen des kaiſerlichen
Hofs oder Pallaſtes. Durch die Ausbildung der Landesho-
heit fiel das Anſehen dieſer kaiſerlichen Richter. An ihre
Stelle traten die jetzigen Hofpfalzgrafen, die nur einen Schat-
ten der Rechte jener aͤltern und eigentlichen beſitzen, naͤmlich
nur ſo viel, als dem Kaiſer uͤbrig geblieben iſt, und dieſer
ihnen ausdruͤcklich ertheilet hat. S. Chr. crusius in Prol.
de antiquit. comitum palatinor. in Opuſc. a klotzio Alten-
burgi 1765. edit. n. XII. und Puͤttmann Progr. de pote-
ſtate comitum palatinor. valde reſtricta. Lipſiae 1784.
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