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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 7. Tit. §. 153.
den ältern Zeiten der Römer war sogar die Beystimmung
des ganzen römischen Volks nöthig, und die Arrogation
mußte auf den comitiis curiatis vorgenommen werden.
Denn hier galt es das Caput eines freyen Römers, wel-
ches ohne Genehmigung des Volks nicht diminuirt, und
der Gewalt eines andern unterworfen werden konnte,
zumal da die väterliche Gewalt ehemals ein Recht über
Leben und Tod der Kinder begriff. Der innige Antheil,
welchen der Arrogirte an den sacris familiae des Arro-
gatoris
erhielte, machte zugleich die Auctorität des colle-
gii Pontificum
nothwendig. Der ganze Act geschahe
durch feyerliche Formeln; wovon Brißonius 32) nachzu-
sehen ist. Nicht nur zu den Zeiten des röm. Freystaats,
sondern noch unter den Kaisern geschahen die Arroga-
tionen vor dem Volk. Denn noch Cajus 33) und Ul-
pian
34) gedenken derselben ausdrücklich. Auch Gel-
lius
35), welcher des Cajus Zeitgenosse war. Jedoch er-
schienen schon seit Cicero's Zeiten die Curien nicht mehr

selbst,
32) de formulis et solennibus Pop. Rom. verbis lib. VIII. n. 36.
pag. 701. (edit. Fr. Car. conradi Halae et Lipsiae 1731.
fol.)
33) Lib II. Institut. Tit. 3. §. 3. beym schultino in Iuris-
prud. Antejust. pag.
103. Diesem ist die L. 2. D. h. t. welche
aus caji lib. I. Institutionum entlehnt ist, nicht entgegen.
Denn die Stelle ist offenbat interpolirt, wie man aus Cajus
Institutionen lib. I. Tit. V. §. 1. beym schulting c. l.
pag.
42. deutlich siehet. Ohne Zweifel hat Tribonian
statt populus nach der Jurisprudenz seiner Zeiten das Wort
princeps substituirt, wie Abrah. wieling in lection. iuris civ.
lib. II. Cap. VII. pag.
108. längst bemerkt hat.
34) Frag. Tit. VIII. §. 2. 3. 5.
35) Noct. Atticar. lib. V. cap. 19.

1. Buch. 7. Tit. §. 153.
den aͤltern Zeiten der Roͤmer war ſogar die Beyſtimmung
des ganzen roͤmiſchen Volks noͤthig, und die Arrogation
mußte auf den comitiis curiatis vorgenommen werden.
Denn hier galt es das Caput eines freyen Roͤmers, wel-
ches ohne Genehmigung des Volks nicht diminuirt, und
der Gewalt eines andern unterworfen werden konnte,
zumal da die vaͤterliche Gewalt ehemals ein Recht uͤber
Leben und Tod der Kinder begriff. Der innige Antheil,
welchen der Arrogirte an den ſacris familiae des Arro-
gatoris
erhielte, machte zugleich die Auctoritaͤt des colle-
gii Pontificum
nothwendig. Der ganze Act geſchahe
durch feyerliche Formeln; wovon Brißonius 32) nachzu-
ſehen iſt. Nicht nur zu den Zeiten des roͤm. Freyſtaats,
ſondern noch unter den Kaiſern geſchahen die Arroga-
tionen vor dem Volk. Denn noch Cajus 33) und Ul-
pian
34) gedenken derſelben ausdruͤcklich. Auch Gel-
lius
35), welcher des Cajus Zeitgenoſſe war. Jedoch er-
ſchienen ſchon ſeit Cicero’s Zeiten die Curien nicht mehr

ſelbſt,
32) de formulis et ſolennibus Pop. Rom. verbis lib. VIII. n. 36.
pag. 701. (edit. Fr. Car. conradi Halae et Lipſiae 1731.
fol.)
33) Lib II. Inſtitut. Tit. 3. §. 3. beym schultino in Iuris-
prud. Antejuſt. pag.
103. Dieſem iſt die L. 2. D. h. t. welche
aus caji lib. I. Inſtitutionum entlehnt iſt, nicht entgegen.
Denn die Stelle iſt offenbat interpolirt, wie man aus Cajus
Inſtitutionen lib. I. Tit. V. §. 1. beym schulting c. l.
pag.
42. deutlich ſiehet. Ohne Zweifel hat Tribonian
ſtatt populus nach der Jurisprudenz ſeiner Zeiten das Wort
princeps ſubſtituirt, wie Abrah. wieling in lection. iuris civ.
lib. II. Cap. VII. pag.
108. laͤngſt bemerkt hat.
34) Frag. Tit. VIII. §. 2. 3. 5.
35) Noct. Atticar. lib. V. cap. 19.
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[326/0340] 1. Buch. 7. Tit. §. 153. den aͤltern Zeiten der Roͤmer war ſogar die Beyſtimmung des ganzen roͤmiſchen Volks noͤthig, und die Arrogation mußte auf den comitiis curiatis vorgenommen werden. Denn hier galt es das Caput eines freyen Roͤmers, wel- ches ohne Genehmigung des Volks nicht diminuirt, und der Gewalt eines andern unterworfen werden konnte, zumal da die vaͤterliche Gewalt ehemals ein Recht uͤber Leben und Tod der Kinder begriff. Der innige Antheil, welchen der Arrogirte an den ſacris familiae des Arro- gatoris erhielte, machte zugleich die Auctoritaͤt des colle- gii Pontificum nothwendig. Der ganze Act geſchahe durch feyerliche Formeln; wovon Brißonius 32) nachzu- ſehen iſt. Nicht nur zu den Zeiten des roͤm. Freyſtaats, ſondern noch unter den Kaiſern geſchahen die Arroga- tionen vor dem Volk. Denn noch Cajus 33) und Ul- pian 34) gedenken derſelben ausdruͤcklich. Auch Gel- lius 35), welcher des Cajus Zeitgenoſſe war. Jedoch er- ſchienen ſchon ſeit Cicero’s Zeiten die Curien nicht mehr ſelbſt, 32) de formulis et ſolennibus Pop. Rom. verbis lib. VIII. n. 36. pag. 701. (edit. Fr. Car. conradi Halae et Lipſiae 1731. fol.) 33) Lib II. Inſtitut. Tit. 3. §. 3. beym schultino in Iuris- prud. Antejuſt. pag. 103. Dieſem iſt die L. 2. D. h. t. welche aus caji lib. I. Inſtitutionum entlehnt iſt, nicht entgegen. Denn die Stelle iſt offenbat interpolirt, wie man aus Cajus Inſtitutionen lib. I. Tit. V. §. 1. beym schulting c. l. pag. 42. deutlich ſiehet. Ohne Zweifel hat Tribonian ſtatt populus nach der Jurisprudenz ſeiner Zeiten das Wort princeps ſubſtituirt, wie Abrah. wieling in lection. iuris civ. lib. II. Cap. VII. pag. 108. laͤngſt bemerkt hat. 34) Frag. Tit. VIII. §. 2. 3. 5. 35) Noct. Atticar. lib. V. cap. 19.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/340>, abgerufen am 23.11.2024.