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Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Der Notar in der Falle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–43. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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bist. Per se kennst du ihn besser, er wird nicht sein wie die Andern! Ach ja. Aber was mich dauert, ist, daß ich wieder eine Freundin weniger habe, denn wer Mann und Kinder hat, denkt weiter an nichts mehr. Zuletzt bleibt man ganz isolirt, alleine in der Welt! -- Dann weint sie ganz bitterlich, aller Trost ist umsonst, wie die Freundin auch zuspricht, sie solle sich doch nicht desoliren, sie bleibe da, und ihre Freundschaft solle die gleiche bleiben ewiglich, alle Tage wollten sie sich sehen; es wäre doch sonderbar, wenn man wegen dem Mann keine Freundin mehr haben sollte, ein so eng Herz hätte sie doch wahrlich nicht. Begreiflich hatte die Freundin schon Erfahrungen über die Weite ihres Herzens gemacht und meinte nicht bloß a priori, sondern wußte a posteriori, daß mehr als eine Person darin Platz hätten. Es giebt ja Herzen, in denen die Menschen nicht bloß Compagnien-, sondern Regimenterweise Platz haben. Habe erst eine Anekdote der Art von einem alten Pferde gelesen. Ist ein Roßherz so weit, wie weit muß erst ein menschlich Herz sein, und zwar ein junges, welches noch elastisch, nicht verknöchert ist! Aber die Freundin tröstet umsonst, Luise weint immer bitterlicher, bis endlich die Freundin recht verlegen wird und sagt, sie müsse gehen, sie habe ein Rendezvous mit dem Geliebten. Ach, da weint Luise noch bitterlicher, ihr Lebtag hat sie noch nie ein Rendezvous gehabt, als etwa mit ihrer Tante, der Frau Spendvögtin, wenn sie in verschiedener Gesellschaft waren im Winter und doch nur mit Einem Laternchen heimgehen wollten. Ach, das Luise ist doch herzgut, sagt die Freundin, ich wußte gar nicht, wie lieb ich ihm war. Du glaubst gar nicht, wie das arme Geschöpf weinte, als ich ihm sagte, ich sei versprochen, es hat mich recht können erbarmen. Es hätte dann Niemand mehr auf der Welt, wenn ich ihns verlasse, hat es gejammert. Es ist wahr, verheirathen wird es sich per se nicht, Geschwister hat es keine, und wenn einmal die alte Spendvögtin weg ist, so wird es wirklich nicht wissen wohin.

bist. Per se kennst du ihn besser, er wird nicht sein wie die Andern! Ach ja. Aber was mich dauert, ist, daß ich wieder eine Freundin weniger habe, denn wer Mann und Kinder hat, denkt weiter an nichts mehr. Zuletzt bleibt man ganz isolirt, alleine in der Welt! — Dann weint sie ganz bitterlich, aller Trost ist umsonst, wie die Freundin auch zuspricht, sie solle sich doch nicht desoliren, sie bleibe da, und ihre Freundschaft solle die gleiche bleiben ewiglich, alle Tage wollten sie sich sehen; es wäre doch sonderbar, wenn man wegen dem Mann keine Freundin mehr haben sollte, ein so eng Herz hätte sie doch wahrlich nicht. Begreiflich hatte die Freundin schon Erfahrungen über die Weite ihres Herzens gemacht und meinte nicht bloß a priori, sondern wußte a posteriori, daß mehr als eine Person darin Platz hätten. Es giebt ja Herzen, in denen die Menschen nicht bloß Compagnien-, sondern Regimenterweise Platz haben. Habe erst eine Anekdote der Art von einem alten Pferde gelesen. Ist ein Roßherz so weit, wie weit muß erst ein menschlich Herz sein, und zwar ein junges, welches noch elastisch, nicht verknöchert ist! Aber die Freundin tröstet umsonst, Luise weint immer bitterlicher, bis endlich die Freundin recht verlegen wird und sagt, sie müsse gehen, sie habe ein Rendezvous mit dem Geliebten. Ach, da weint Luise noch bitterlicher, ihr Lebtag hat sie noch nie ein Rendezvous gehabt, als etwa mit ihrer Tante, der Frau Spendvögtin, wenn sie in verschiedener Gesellschaft waren im Winter und doch nur mit Einem Laternchen heimgehen wollten. Ach, das Luise ist doch herzgut, sagt die Freundin, ich wußte gar nicht, wie lieb ich ihm war. Du glaubst gar nicht, wie das arme Geschöpf weinte, als ich ihm sagte, ich sei versprochen, es hat mich recht können erbarmen. Es hätte dann Niemand mehr auf der Welt, wenn ich ihns verlasse, hat es gejammert. Es ist wahr, verheirathen wird es sich per se nicht, Geschwister hat es keine, und wenn einmal die alte Spendvögtin weg ist, so wird es wirklich nicht wissen wohin.

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[0013] bist. Per se kennst du ihn besser, er wird nicht sein wie die Andern! Ach ja. Aber was mich dauert, ist, daß ich wieder eine Freundin weniger habe, denn wer Mann und Kinder hat, denkt weiter an nichts mehr. Zuletzt bleibt man ganz isolirt, alleine in der Welt! — Dann weint sie ganz bitterlich, aller Trost ist umsonst, wie die Freundin auch zuspricht, sie solle sich doch nicht desoliren, sie bleibe da, und ihre Freundschaft solle die gleiche bleiben ewiglich, alle Tage wollten sie sich sehen; es wäre doch sonderbar, wenn man wegen dem Mann keine Freundin mehr haben sollte, ein so eng Herz hätte sie doch wahrlich nicht. Begreiflich hatte die Freundin schon Erfahrungen über die Weite ihres Herzens gemacht und meinte nicht bloß a priori, sondern wußte a posteriori, daß mehr als eine Person darin Platz hätten. Es giebt ja Herzen, in denen die Menschen nicht bloß Compagnien-, sondern Regimenterweise Platz haben. Habe erst eine Anekdote der Art von einem alten Pferde gelesen. Ist ein Roßherz so weit, wie weit muß erst ein menschlich Herz sein, und zwar ein junges, welches noch elastisch, nicht verknöchert ist! Aber die Freundin tröstet umsonst, Luise weint immer bitterlicher, bis endlich die Freundin recht verlegen wird und sagt, sie müsse gehen, sie habe ein Rendezvous mit dem Geliebten. Ach, da weint Luise noch bitterlicher, ihr Lebtag hat sie noch nie ein Rendezvous gehabt, als etwa mit ihrer Tante, der Frau Spendvögtin, wenn sie in verschiedener Gesellschaft waren im Winter und doch nur mit Einem Laternchen heimgehen wollten. Ach, das Luise ist doch herzgut, sagt die Freundin, ich wußte gar nicht, wie lieb ich ihm war. Du glaubst gar nicht, wie das arme Geschöpf weinte, als ich ihm sagte, ich sei versprochen, es hat mich recht können erbarmen. Es hätte dann Niemand mehr auf der Welt, wenn ich ihns verlasse, hat es gejammert. Es ist wahr, verheirathen wird es sich per se nicht, Geschwister hat es keine, und wenn einmal die alte Spendvögtin weg ist, so wird es wirklich nicht wissen wohin.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T09:45:11Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T09:45:11Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: nein; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Der Notar in der Falle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–43. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_notar_1910/13>, abgerufen am 23.11.2024.