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Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843.

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Während dieser Unterhandlungen kam der Haufe der Bauern herzu und zerstreute sich in dem Kloster in alle Zellen und Gemächer, wohin jeden die Hoffnung auf Beute führte. Alles wurde durchsucht, selbst die Kirche beraubt. Was sie nicht als Beute nahmen, zerschlugen und verdarben sie. Der Abt hatte sich versteckt, wurde aber doch aufgefunden, und seiner Kleider beraubt. So wurde er nun, in ein leinenes Hemd gehüllt, in die Kellerei geführt, wo ihm alle Schmach angethan ward, bis ihm endlich doch der Amorbacher Keller Wigand Breidt einen alten abgeschabten Rock schenkte, mit dem er sich bekleidete.

Nun ward er wieder um Herausgabe des Geldes gedrängt. Er gab dieselbe Antwort. Man nahm ihm seinen silbernen Becher, allein er besass noch einen zweiten. Auch von diesem erhielt Götz einen Wink. Er liess den Abt nochmals vor sich rufen und schalt ihn, dass er doch noch einen Becher zurückbehalten habe. Da ihn der Abt aber bat, er möge ihm doch diesen zu seinem eigenen Gebrauche überlassen, klopfte ihm Götz mit der Hand auf die Brust und sagte: "Lieber Abt, Ihr habt lange genug aus silbernen Bechern getrunken, trinkt wohl einmal aus den Kraussen."

Zum Mittagsmahle wurde der Abt doch auch an den Tisch geladen. Es waren dabei sechzehn geweihte Kelche aufgestellt, aus welchen sich die Kirchenräuber wacker zutranken. Während des Essens kam die Nachricht von der Beute aller Art, die man in dem Kloster und der Kirche gemacht habe, Andere brachten wohl auch die geraubten Gegenstände herbei, unter andern auch drei weitere neu aufgefundene Kelche. Bei diesem Anblicke seufzte der Abt laut auf. Aber Götz sprach ihm zu: "Lieber Abt, seid wohlgemuth! Bekümmert Euch nit! Ich bin dreimal verdorben gewesen, aber dannoch hier. Ihr seid's aber ungewohnt."

Was sonst von heiligen Gefässen in der Kirche und in dem Kloster gefunden ward, auch Kleider und Ornamente, wurde geraubt; selbst die priesterlichen Gewande, Infuln u. dergl. auch die silbernen Schlösser und Verzierungen wurden von den Büchern gerissen, die Orgel zerschlagen, sogar der heiligen Reliquien nicht geschont, und überdiess Pferde, Ochsen und Schafe geraubt, die Speicher und Keller geleert.

Während dieser Unterhandlungen kam der Haufe der Bauern herzu und zerstreute sich in dem Kloster in alle Zellen und Gemächer, wohin jeden die Hoffnung auf Beute führte. Alles wurde durchsucht, selbst die Kirche beraubt. Was sie nicht als Beute nahmen, zerschlugen und verdarben sie. Der Abt hatte sich versteckt, wurde aber doch aufgefunden, und seiner Kleider beraubt. So wurde er nun, in ein leinenes Hemd gehüllt, in die Kellerei geführt, wo ihm alle Schmach angethan ward, bis ihm endlich doch der Amorbacher Keller Wigand Breidt einen alten abgeschabten Rock schenkte, mit dem er sich bekleidete.

Nun ward er wieder um Herausgabe des Geldes gedrängt. Er gab dieselbe Antwort. Man nahm ihm seinen silbernen Becher, allein er besass noch einen zweiten. Auch von diesem erhielt Götz einen Wink. Er liess den Abt nochmals vor sich rufen und schalt ihn, dass er doch noch einen Becher zurückbehalten habe. Da ihn der Abt aber bat, er möge ihm doch diesen zu seinem eigenen Gebrauche überlassen, klopfte ihm Götz mit der Hand auf die Brust und sagte: „Lieber Abt, Ihr habt lange genug aus silbernen Bechern getrunken, trinkt wohl einmal aus den Kraussen.“

Zum Mittagsmahle wurde der Abt doch auch an den Tisch geladen. Es waren dabei sechzehn geweihte Kelche aufgestellt, aus welchen sich die Kirchenräuber wacker zutranken. Während des Essens kam die Nachricht von der Beute aller Art, die man in dem Kloster und der Kirche gemacht habe, Andere brachten wohl auch die geraubten Gegenstände herbei, unter andern auch drei weitere neu aufgefundene Kelche. Bei diesem Anblicke seufzte der Abt laut auf. Aber Götz sprach ihm zu: „Lieber Abt, seid wohlgemuth! Bekümmert Euch nit! Ich bin dreimal verdorben gewesen, aber dannoch hier. Ihr seid’s aber ungewohnt.“

Was sonst von heiligen Gefässen in der Kirche und in dem Kloster gefunden ward, auch Kleider und Ornamente, wurde geraubt; selbst die priesterlichen Gewande, Infuln u. dergl. auch die silbernen Schlösser und Verzierungen wurden von den Büchern gerissen, die Orgel zerschlagen, sogar der heiligen Reliquien nicht geschont, und überdiess Pferde, Ochsen und Schafe geraubt, die Speicher und Keller geleert.

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[85/0085] Während dieser Unterhandlungen kam der Haufe der Bauern herzu und zerstreute sich in dem Kloster in alle Zellen und Gemächer, wohin jeden die Hoffnung auf Beute führte. Alles wurde durchsucht, selbst die Kirche beraubt. Was sie nicht als Beute nahmen, zerschlugen und verdarben sie. Der Abt hatte sich versteckt, wurde aber doch aufgefunden, und seiner Kleider beraubt. So wurde er nun, in ein leinenes Hemd gehüllt, in die Kellerei geführt, wo ihm alle Schmach angethan ward, bis ihm endlich doch der Amorbacher Keller Wigand Breidt einen alten abgeschabten Rock schenkte, mit dem er sich bekleidete. Nun ward er wieder um Herausgabe des Geldes gedrängt. Er gab dieselbe Antwort. Man nahm ihm seinen silbernen Becher, allein er besass noch einen zweiten. Auch von diesem erhielt Götz einen Wink. Er liess den Abt nochmals vor sich rufen und schalt ihn, dass er doch noch einen Becher zurückbehalten habe. Da ihn der Abt aber bat, er möge ihm doch diesen zu seinem eigenen Gebrauche überlassen, klopfte ihm Götz mit der Hand auf die Brust und sagte: „Lieber Abt, Ihr habt lange genug aus silbernen Bechern getrunken, trinkt wohl einmal aus den Kraussen.“ Zum Mittagsmahle wurde der Abt doch auch an den Tisch geladen. Es waren dabei sechzehn geweihte Kelche aufgestellt, aus welchen sich die Kirchenräuber wacker zutranken. Während des Essens kam die Nachricht von der Beute aller Art, die man in dem Kloster und der Kirche gemacht habe, Andere brachten wohl auch die geraubten Gegenstände herbei, unter andern auch drei weitere neu aufgefundene Kelche. Bei diesem Anblicke seufzte der Abt laut auf. Aber Götz sprach ihm zu: „Lieber Abt, seid wohlgemuth! Bekümmert Euch nit! Ich bin dreimal verdorben gewesen, aber dannoch hier. Ihr seid’s aber ungewohnt.“ Was sonst von heiligen Gefässen in der Kirche und in dem Kloster gefunden ward, auch Kleider und Ornamente, wurde geraubt; selbst die priesterlichen Gewande, Infuln u. dergl. auch die silbernen Schlösser und Verzierungen wurden von den Büchern gerissen, die Orgel zerschlagen, sogar der heiligen Reliquien nicht geschont, und überdiess Pferde, Ochsen und Schafe geraubt, die Speicher und Keller geleert.

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Zitationshilfe: Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_odenwald_1843/85>, abgerufen am 23.11.2024.